17.

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Die Sonne schien und die kalte Luft in der leeren Wüste ließen Luntac nur noch durstiger werden als sie ohnehin schon war. Ihre Reise von Sotalak war anstrengend gewesen und sie hatte keine zeit gehabt sich auszuruhen, oder etwas zu essen, weshalb sie nun durstig wie der Boden auf dem sie wandelte durch die Wüste striff. Sie lief schon seit mehr als zwei Stunden durch die Wüste. Es war nicht einmal ein heißer Tag und der vorbeiziehende Wind war kalt, doch war das laufen anstrengend und Luntac's Kehle war trocken wie die Wüste durch die sie zog. Das ständige laufen und Bewegen, förderte nur ihren Durst und die kraft verließ sie zunehmend. Sie brauchte Wasser, sie hatte schon seit ihrem Zwischenstopp auf Onebira nichts flüssiges mehr zu sich genommen. Alles was sie bei sich hatte war ihre Waffe, geladen mit einer letzten Patrone, ihr Messer und sich selbst, auch wenn von ihrem Geist kaum noch etwas vorzufinden war. Je weiter sie lief, desto öfter sah sie in der Ferne ihre alten Freunde, ihre Crew, ihre Familie. Kam sie jedoch näher, erkannte sie, dass es sich um einen alten Baum, ein Skelett oder um ein Tier auf Beutejagd handelte.

Um sie herum war nichts, nichts, womit sie etwas hätte anfangen können. Kein Wasser, kein Essen, keine Gesellschaft, keine Zivilisation. Das letzte mal, als sie so sehr auf sich allein gestellt war, war viele Jahre her, als sie noch in den Straßen von Kudeske gehockt und Leute beklaut hatte, jeden Tag mit der Angst lebend, dass es für sie vorbei sein könnte. Sie hätte in einer Gasse neben ungeleerten Mülltonnen sterben können. Alles was daraufhin passiert wäre, wäre das man sie mit dem Fuß zur Seite geschoben, und seinen Müll verladen hätte. Niemand hatte sie gekannt, niemanden hätte es gestört, wenn sie gestorben wäre. Sie wäre gestorben, wie sie gelebt hatte: einsam, allein, in den dreckigen Straßen einer Großstadt auf Kudeske ohne Hoffnung auf Besserung. Ihre Familie hatte man ermordet. Sie wurde von ihnen großgezogen, bis sie neun Jahre alt war, bis eine kriminelle Gang vorbei kam, die ihren Vater wollten und dafür jedes Risiko eingegangen waren. Mit ihrer Mutter war sie auf die Straße geflohen, doch hatte es nicht lange gedauert, bis auch diese sie verlassen hatte. Sie hatte sich in die dunkeln Straßen retten müssen, als man das gesamte Haus angezündet hatte. Zehn Jahre, hatte sie auf der Straße gelebt, sich von Kleintieren und Müll ernähren müssen.

Kudeske war immer schon ein armer Planet gewesen, der von den ärmsten Völkern bewohnt worden war. Eine Lagerhalle für die Verlorenen. Kijolas hatte sie gefunden, als sie versucht hatte ihn auszurauben. Er hatte versucht sie zu erstechen, doch hatte sie ihm geschickt das Messer aus den Händen treten und gegen ihn richten können. An diesem Tag, da hatte Kijolas ihr ein Zuhause angeboten. Er hatte sie aufgenommen, ihr zu Essen gegeben, ein Bett und etwas, das sie auf ewig als ihre Familie in Erinnerung haben würde.

Jetzt jedoch, war alles was ihr von ihrer Familie übrig blieb, ein kleines Bild, in der Tasche ihrer Jacke mit allen Fotos, die gemacht wurden, bevor sie ins Gefängnis gekommen waren.

Langsam verließ Luntac die Kraft, Sie konnte kaum noch laufen, hielt sich jedoch so gut es ging auf den Beinen. Vor ihren Augen sah sie die Gesichter ihrer Crew, wie sie alle zusammen am Tisch saßen, sich über die Aufträge unterhielten und wie sie gelaufen waren. Sie sah vor sich, wie einer nach dem anderen verschwand, die Runde immer kleiner wurde, bis schließlich nur noch sie allein auf einem Bett lag, das Bild in ihren Händen hielt und ihr eine Träne über das Gesicht lief, die langsam im Bezug des Bettes versickerte.

Undujela zogen ihre Kreise über ihrem Kopf hinweg und wirkten, als würden sie nur darauf warten, dass sie aufgab, hinfiel und sie sich über sie her machen konnten. Luntac lief weiter, spürte schon ihre harten Schnäbel auf ihrem Körper, den Schatten, den ihre großen Flügel über sie werfen würden und sah ihre vier Augen im Sonnenlicht glänzen. Sie würde enden, wie all die Skelette die um sie herum verteilt im Wüstensand lagen, gezeichnet von der Zeit. Es waren alles Wesen, denen es einst wie ihr ergangen war: einsam, allein, ohne Hoffnung und ohne Glauben an bessere Zeiten.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt