Steven

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Die letzte Stunde war vorüber und ein Haufen glücklicher Schüler verließen das Schulgebäude. Auch Steven und sein Bruder gingen aus dem Gebäude und unterhielten sich über de Tag. Als Steven zwanzig Meter vor ihm Jinatles erblickte, da drehte er sich zu seinem Bruder um und sagte: „Ich muss los, werde erwartet."

„Ich weiß", antwortete Tukala und fügte schnell hinzu: „Aber denk daran: mach bloß nichts unvorsichtiges, mein Gefühl hat sich seit der Pause nicht verbessert."

„Keine Sorge, mach ich schon nicht. Wir gehen gemeinsam nach Hause und dann war es das auch schon. Ist nur ein kleiner Umweg."

„Wie du meinst. Ich erwarte dich heute Abend."

„Bis heute Abend."

Die Wege von Steven und seinem Bruder trennten sich und Steven lief auf Jinatles zu. „Hey", begrüßte er sie und sie drehte sich um, lächelte. Steven erstarrte, als sie ihn plötzlich und vollkommen unerwartet umarmte.
„Hey Steven", grüßte sie ihn zurück. „Wie war der Tag?"

„Ganz okay, schätze ich. Das übliche wurde mir angetan, von den üblichen Verdächtigen."

Jinatles schwieg, schien zu verstehen wovon er redete und blickte zu Boden. „Lass uns erst einmal nach Hause gehen, dann beruhigst du dich erst einmal."

Gemeinsam gingen sie den Bürgersteig an der Straße entlang, bis Jinatles das Gespräch eröffnete. „Es hat angefangen, da war ich in der sechsten Klasse."

Steven wirkte verwundert, schien nicht zu verstehen was sie meinte.

„Entschuldigung, wovon redest du?", fragte er sie verwirrt. Sie schaute ihn an und antwortete: „Ich hab dir doch erzählt, dass es mir einmal genau so ergangen ist wie dir."

„Ja, das hast du."

„Und das will ich dir jetzt erzählen, es hat nämlich angefangen, da war ich in der sechsten Klasse."

„Okay, dann fahr fort, ich halte meinen Mund."

„Ich sah damals nicht so gut aus wie heute, hatte ein bisschen zu viel auf den Hüften."

Als Steven sie anschaute bemerkte er, dass sie tatsächlich sehr dünn war, dünner als er selbst.

„Wir hatten eine Sportmannschaft, da war ich Mitglied. Wir haben gut abgeschnitten, bis wir irgendwann ein wirklich wichtiges Spiel verloren haben. Eigentlich nichts schlimmes, aber man hat all die Schuld auf mich geschoben, du weißt sicherlich wieso."

„Ja ich weiß wieso, aber wann hatte unsere Schule denn einmal eine eigene Mannschaft? Ich dachte was es hier gibt sind nur die Sportarten für die gelangweilten die zu viel Freizeit haben."

Jinatles verlangsamte ihren Schritt, ihre Augen weiteten sich ein wenig. Sie schien nervös, als hätte Steven sie dabei erwischt, wie sie mit ihrer besten Freundin ihren Körper entdeckte.

„Ja schon, aber ich war bei so einer Freizeitaktivität und wir hatten damals Spiele gegen andere Schulen. Das war alles außerhalb der Schulzeit."

„Ach so, na dann." Steven steckte die Hände in die Taschen, sich nicht weiter dafür interessierend, was für einen Sport sie gemacht hatte.

„Also ich war da, wir haben verloren und man hat die Schuld auf mich geschoben. Man hat mich wochenlang damit belästigt, hat mich gedemütigt und sich neue Lügen über mich ausgedacht, nur damit man einen Grund hatte, mich immer weiter fertig zu machen."

Es erstaunte Steven sehr, dass sie es schaffte mit einer spürbaren Gelassenheit darüber zu reden. Wenn er auch nur daran dachte, was man ihm schon alles angetan hatte, dann kamen ihm manchmal die Tränen. Vermutlich hatte Jinatles ihr Trauma schon so weit überwunden, dass sie sich kaum noch dafür zu interessieren schien.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt