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Schon nach den ersten Schritten war Steven klar: Er würde eine Weile brauchen, bis er das Hotel gefunden hatte. Die ganze Stadt war hell erleuchtet und nur ein Blick in den Himmel verriet, dass es schon Nacht geworden war auf Nemolonia. Es gab keine Straßenlaternen, denn die Gebäude am Straßenrand boten genug Beleuchtung für die ganze Straße. Er hörte keine Vögel, die ihre nächtliche Runde drehten, sah keine Sterne und nicht einmal die Musik, aus den Bordells und den Bars um ihn herum drang zu ihm durch. All diese Geräusche wurden vom Stöhnen der Passanten unterdrückt. Sie taten es, egal wohin Steven auch schaute. Schaute er nach rechts, so sah er auf einer Parkbank ein Pärchen, dass sich gegenseitig befriedigte. Schaute er nach links, so sah er einen männlichen Druskal, der seinen langen Schwanz, den er zur Fortbewegung nutzte, um eine weibliche Ratusila geschlungen hatte und diesen auch als Fortpflanzungsmittel zweckentfremdete. Steven war teils schockiert, mit welcher Gleichgültigkeit die Leute es ungehemmt taten, ohne Rücksicht auf Kinder oder zart besaitete Lebewesen, dich war er zugleich fasziniert davon, wie viele verschiedene Spezies sich an einem Ort zusammen fanden und er war erregt. Erregt, vom Anblick der unterschiedlichen Körper, den Lebewesen, die kein zurück kannten. Es waren Männchen, Weibchen, geschlechtslose und Zwitter. Er fühlte sich unwillkommen und nackt. Wäre er nackt gewesen, wäre es kein Problem für Steven gewesen. Er war gerne nackt und vor allem häufig. Auf Iuwipoj zum Beispiel, schien die Sonne zwar moderat, doch war die Luft so warm, dass es an vielen Stellen aus gesundheitlichen Gründen eine Pflicht war, unbekleidet herumzulaufen. Hier jedoch, auf Nemolonia, war es anders. Jeder war entweder völlig nackt und hatte nicht einmal Schuhe an, oder hatte seine Kleidung nur auf das nötigste beschränkt, um allzeit bereit zu sein es mit allem und jedem treiben zu können.

Steven war so unwohl, wie in seinem ganzen Leben nicht. Sollte er sich ebenfalls ausziehen? Sollte er sich jemanden suchen, der nicht gerade mitten im Akt war, jemanden, der ihn hörte und reagierte und bereit war aufzuschauen, während er am Straßenrand saß und sich auf den Anblick von zwei Zwittern beim akrobatischen Akt befriedigte? Seine Männlichkeit pochte in seiner Hose, immer härter drückte sie gegen den Hosenstall, schrie förmlich, er solle sie befreien und benutzen, in das erstbeste Loch hinein prügeln das er fand, doch Steven blieb ruhig und ging seinem Verlangen nicht nach, so sehr es auch zu schmerzen begann.

Menschen, wie er einer war, waren außerhalb der sechsten Galaxie selten anzutreffen, vor allem außerhalb des Planeten Erde, wo sie sesshaft waren und es sich die meisten nicht leisten konnten, an einen anderen Planeten zu reisen. War er überhaupt erwünscht? War er willkommen, er als ein einfaches Wesen, dass es beim Anblick von den drei prallen, blau-braun gestreiften Brüsten einer Larexia, oder den immer feuchten Spalten der Volias nicht länger als vier Minuten aushalten konnte, ehe es kam? Hatte sein Chef doch recht gehabt und ihn vor Nemolonia gewarnt, nicht weil er nicht wollte, dass Steven sich vergnügte, sondern weil er wusste, dass Menschen nicht willkommen waren?

Er wusste es nicht, weshalb er die Kapuze seines Mantels, der ihn sogar in einer warmen Nacht wie dieser Kühl hielt, tief ins Gesicht und schaute zu Boden. Je weniger er von all den wunderschönen Wesen sehen musste, desto leichter würde es ihm fallen in Versuchung zu geraten. Sollte er tatsächlich nicht willkommen sein, so fiel es den anderen deutlich schwerer ihn zu enttarnen.

Er lief die Straße entlang, schaute nur zur Seite, wenn er befürchtete, er würde andernfalls jemandem in den Rücken laufen und bemühte sich stets seinen Blick auf den Boden gerichtet zu halten, die Identität verschleiert.

Sein Versuch gelang ihm ganz gut, jedoch endete er auch prompt nach den ersten hundert Metern, als ihn plötzlich eine junge Husrunka, mit aufgestellten Hörnern, als Signal für Paarungsbereitschaft und Händen, die aussahen wie verbeulte Würfel, am kragen packte, an die nächste Wand drückte und ihm die Kapuze vom Kopf riss. Ehe er überhaupt realisiert hatte, was gerade passiert war, hatte sie schon ihre Würfelhand auf Stevens Mund gedrückt und begonnen kräftig daran zu saugen. Weil sie keinen Mund im Gesicht hatte, da dieses die Größe von einem Ei hatte und nichts als ein einzelnes, großes Auge beherbergte, das Steven mit einem hypnotischen blau anschaute, musste sie mit ihren Händen Nahrung aufnehmen, küssen, was sie gerade allem Anschein nach tat und andere schmutzige Dinge, die besser unausgesprochen blieben.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt