10.

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Steven rannte.

Er rannte, als würde es um sein Leben gehen.

Insgeheim glaubte er immer noch, der Rabrat würde zurück kommen und ihn auch töten wollen, weil er dem König oder wer auch immer das gewesen war, nicht genug Respekt gezollt hatte, weil er nicht tief genug niedergekniet war. Er rannte. Die Straßen waren leer. Keine verlorene Seele war mehr auf den Straßen unterwegs. Er rannte an Frosbluka's Numalak vorbei, die Straße entlang, vorbei an dem Sexshop, in dem er schon wieder fast vergewaltigt worden wäre, die Straße immer weiter entlang, vorbei an dem Hotel, die Straße weiter, bis er den Eingang zu Schiffshangar erblicken konnte.

Er rannte in den Hangar hinein, der J' dar, der ihn bei seiner Ankunft begrüßt hatte, saß nun mit geschlossenen Augen, seine Zeitung vor sich liegend am Tisch und schien keine Notiz von Steven zu nehmen. Es war ihm recht so, dann konnte er ihn nicht schon wieder mit Angeboten belästigen, die zwar verführerisch klangen, für seinen Geschmack jedoch ein wenig zu homoerotisch waren. Er rannte zu seinem Schiff, blieb kurz davor jedoch stehen. Er hatte gar keine Schlüssel. Die Schlüssel für das Schiff, hatte er dem J' dar gegeben, als er angelegt hatte. Langsam ging er wieder zurück zu dem J' dar. Er stellte sich an das kleine Häuschen, in dem er schlief und hämmerte mit der Faust auf den Tisch. Erschrocken darüber, was gerade passierte, wachte der J' dar auf und schaute sich verwundert um.
„Was? Wer ist da?", krächzte er verwirrt und benötigte einige Momente um Steven erst wahrzunehmen.

„Hey, mein Hübscher, warum schon wieder da? Willst uns doch wohl nicht jetzt schon wieder verlassen."

„Nein, ich will euch nicht verlassen ... zumindest nicht jetzt, denn jetzt brauche ich erst einmal meine Schlüssel wieder."

Der J' dar schaute ihn verwundert an. „Warum?", fragte er und zog dabei die Augenbrauen seines linken Augenpaares hoch.
„Weil ich noch etwas aus meinem Schiff holen muss und das jetzt sofort", antwortete Steven.

„Papiere", forderte der J' dar enttäuscht.

„Ich habe keine. Ich habe hier nur meine Schlüssel abgegeben und du hast mir die Parkgebühren der nächsten drei Tage geschenkt."

„Ok, ok du hast mich erwischt."

Widerwillig stand der J' dar auf und ging zum Schlüsselbrett hinter sich. Er suchte einen Moment lang und holte dann einen Schlüssel von der Wand herunter. Er legte ihn auf den Tisch und schob ihn zu Steven. Dieser wollte ihn greifen, doch kaum hatte er seine Hand auf dem Schlüssel, legte ihm der J' dar noch einmal seine Hand auf die Seine und schaute ihn an. „Wirklich nicht, mein Hübscher Kerl?", fragte er ihn mit weit aufgerissenen Augen. Steven wusste wovon er redete und riss seine Hand zurück. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nahm er den Schlüssel an sich, drehte sich um und ging zu seinem Schiff. Alles um ihn herum ignorierte er gekonnt und konzentrierte sich darauf sich zu erinnern, wo genau er seinen kleinen Computer hingelegt hatte.

Er öffnete die Luke zum Schiffs inneren und kletterte die Leiter hinauf. Im Inneren seines Schiffs, strahlte in zuallererst ein großes Poster von Lumeliak' hundrana an, eine Dunroskara, die bereits sechs Mal schon das Cover seiner lieblings Erotikzeitschrift, der Jazia geschmückt hatte. In der eintausendsten Ausgabe der Jazia – Steven hatte alle Magazine ab Ausgabe eintausend –, war als Bonus ein doppelseitiges Poster des erfolgreichsten Models das die Jazia jemals gehabt hatte. Das Poster zeigte die Dunrosakra, wie sie ihre aalglatten Beine auf einem Bett aus blauem Moos gespreizt hatte, dem Zuschauer ihr Geschlecht hinhielt und dabei in die Kamera lächelte.

Ihre Haut war rötlich, wie die von Sharik, nur ein wenig blasser. Um ihr Geschlecht herum, war die haut in einem hellen Braunton und ihr gesamter Körper war mit Musterungen verziert, die von ein Paar Streifen, über Punkte, bis hin zu einem Symmetrischen Liniengeflecht, das ihre Rücken zierte. Auf der anderen Seite des Posters, sah man sie von vorne, wie sie in einem See stand, den Untergang der ersten Sonne im Rücken hatte und sich mit einer nassen Hand wusch. Ihr Blick war nach unten gerichtet und ihre langen, dunkelbraunen Haare, die sich bis ins Wasser erstreckten und sich unter diesem Wanden wie Schlangen, waren feucht und lagen ihr glatt am Rücken, schützten diesen vor dem begierigen Griff der Abendsonne.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt