4.

707 4 6
                                    

Die blinkenden Lichter der Spielhallen und Bars, die Nemolonia zu bieten hatte kamen immer näher. Auf Stevens Navi Display erschien die Anzeige, dass die nächstgelegene Stadt Itraskul war. Er drosselte die Geschwindigkeit immer mehr und schaltete auf den Autopiloten um und flog langsam in die Stadt hinein. In seinem Kopf ging er seinen Plan und die Worte, die ihm sein Chef mitgegeben hatte immer wieder durch.

„Was auch immer du tust", hörte er die rauchige Stimme seines Chefs in seinen Ohren, „halte dich bloß vom Planeten Nemolonia fern. Er wird dir nicht guttun, das glaube mir mal. Das letzte Mal als jemand dort gelandet war, kam der nicht mehr zurück und du willst doch nicht, dass dir dasselbe passiert wie damals auf Cladrak' his, oder?" Steven hatte ihm Hand und Herz darauf gegeben, seinen Rat zu befolgen und wenn er abergläubisch wäre, dann würde er damit rechnen müssen, dass, wenn sein kleiner Ausflug auf den verbotenen Planeten herauskam, er seine Hände abgeschnitten und sein Herz herausgerissen bekommen würde. Sein Chef würde dies dann an seine Haustiere verfüttern, (eigentlich waren die Bestien mit Namen Pilshrak nicht als Haustiere gedacht, da sie alles fraßen was sich bewegte, sobald sie länger als einen Tag nicht zu fressen bekamen, doch bei all den Schuldnern, an denen sich Stevens Chef zu rächen hatte, konnte er es sich leisten) ihnen seine Knochen zum spielen geben und den übrigen unverdauten Schmuck verkaufen. Steven graute es schon allein bei der Vorstellung daran, doch tröstete er sich mit dem Gedanken daran, einen funktionierenden Plan zu haben, wie er nicht länger als nötig bleiben musste. Er würde parken, den angestellten etwas Geld in die Hand drücken, damit dieser es volltankte (das würde am Hangar sogar noch teurer werden als an der Raststätte, doch das kümmerte ihn nicht) und dann würde er noch heute Nacht wieder verschwinden und sich auf nach Marinukal machen, dem Handelsplaneten auf dem Hus' abak wohl schon ungeduldig darauf wartete, dass man ihm sein Luxusschiff verkaufte.

Der Autopilot steuerte geradewegs auf den nächstgelegenen Hangar zu und Steven konnte allein anhand der Größe dieses feststellen, dass es sich bei Itraskul um die Hauptstadt handeln musste. Haufenweise unbezahlbare Schiffe standen in Reih und Glied nebeneinander geparkt und Leute aus allen Galaxien liefen im Hangar herum. Sie rauchten mit schönen Weibchen im Arm, schauten sich ihren ganzen Stolz von einem Schiff an, oder rauchten, während ihnen zwei wunderschöne Rabeska in den Armen lagen und ihn mit ihren dampfenden Lippen nahezu aussaugten, oder ihn mit ihren glänzenden grauen Augen dazu aufforderten sich auszuziehen. Es war kein ungewöhnlicher Anblick, doch Steven verwunderte eines: sie waren tatsächlich dabei, den rauchenden Efruk auszusaugen. Alle beiden knieten sie vor ihm, schauten zu ihm hoch und umhüllten seine zwei Geschlechter mit ihren dampfenden Lippen, heißer und feuchter als ein Menschlicher Schritt jemals vermochte zu sein. Nicht, dass Steven noch niemals gesehen hatte wie andere öffentlich Sex hatten, das war ihm schon auf Ohoen begegnet, dem Planeten der ewigen Lust. Dort hatten sich die Passanten auch teilweise in den Nebengassen geliebt, doch war es abgesehen davon, dass es auf Ohoen viel um Sex ging, ein gewöhnlicher Planet, auf dem die meisten Leute arbeiten gingen, ein Leben hatten und ihre schmutzigen Gedanken entweder auf zuhause verschoben, oder, wenn sie es wirklich nicht mehr aushalten konnten, sie es in einer abgelegenen Gasse hinter den Mülltonnen taten. Nemolonia war anders, wie Steven auffiel. Während es auf Ohoen, wo in jedem Kleinstdorf eine riesige nackte Statue stand, die Leute es zwar immer tuen wollten, doch ihre Triebe bestens unter Kontrolle hatten, machten es die Leute auf Nemolonia einfach wann und wo es ihnen gerade passte. Sie taten es hier im Hangar, sie taten es am Rande des Hangars an der Wand oder sie taten es, wobei sie das Schiff noch nicht einmal richtig verlassen hatten.

Steven beschlich ein leiser Gedanke: waren die ungezügelten Treibe der Bewohner der Grund, weshalb er nicht hatte herkommen sollen? Waren sie der Grund, aus welchem einst jemand, der auch mal als Kaufmann gearbeitet hatte niemals zurück gekommen war? War er hier auf diesem Planeten der Lust verfallen und WOLLTE gar nicht zurück? Steven beschloss seinen Chef eines Tages darauf anzusprechen, wenn die Zeit gekommen war und er sich sicher sein konnte, dass er nichts zu befürchten hatte. Zuallererst jedoch, musste er sein Schiff volltanken lassen. Er ließ die Liebenden sich lieben, ließ seine Erektion in der Hose und machte sich auf den Weg zur Kabine, in der ein älterer Mann der Spezies J'dahr saß und Zeitung las. Steven klopfte vorsichtig an die Scheibe und der Mann blickte auf. Zwei seiner Augen waren weiterhin auf die Zeitung gerichtet, die anderen beiden schauten ihn aus tiefen, leeren Höhlen heraus an.

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt