Epilog

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„Und nachdem der uns entführt und zu seinem Boss gebracht hat, das glaubst du mir nicht, stellt sich heraus, dass sein Boss auch MEIN Boss war!"

„Unfassbar! Was ist dann passiert?"

Steven holte tief Luft, bevor er mit seiner Erzählung fort fuhr.

„Dann hat er uns seine Geschichte erzählt. Der Planet ist zwar voll mit notgeilen Wesen und alle sind nackt, haben Sex auf der Straße und alle sind glücklich, aber auf dem Planeten läuft mehr ab. Da gibt es eine Stadt, Klebades heißt sie, da werden Sklaven gehalten. Die treiben auf Nemolonia Sklavenhandel und es hieß, dass wenn das jemals an die Öffentlichkeit gerät, es das Ende von Nemolonia einleiten würde."
„Aber du weißt es alles, weil er es dir erzählt hat? Einfach so?"

„Natürlich nicht einfach so, er hat uns ja vorher entführt gehabt und wollte uns töten. Mich zumindest. Meine Freundin Luntac wollte er verkaufen."

„Aber wie es aussieht seit ihr entkommen."

„So ist es, mein Lieber. Wäre sie nicht gewesen und hätte den Rabrat überwältigt, wäre ich jetzt vermutlich tot."

„Schlimme Geschichte. Gut das du da weg bist."

„Das habe ich meiner Frau Sharik zu verdanken. Wäre sie nicht gewesen, hätte ich es niemals überhaupt aus Klebades geschafft."

Steven seufzte wieder und schaute in die tiefstehende Sonne von Olema' jaasb. Nach einer langen Diskussion, bei der sie sich nicht hatten entscheiden können, auf welchen Planeten sie wollten, waren Steven und Sharik schlussendlich auf Olema' jaasb gelandet, einem kleinen Planeten am Rande der vierten Galaxie, auf der allerlei Wesen zusammenkamen. Stieg man in eines der prächtigen Meere, so begegnete man den riesigen und bedrohlich wirkenden, aber dennoch friedliebenden Guerta, die sich dort zu hunderten tummelten und im gebrochenen Licht der Sonne das Wasser in einem strahlenden rot und orange erscheinen ließen.

Bestieg man die Berge, so wurde man von den ebenso großen Ufindas Geiern begrüßt, die einen auf seiner Reise bis an die Bergspitze begleiteten.

Alles in Allem hatte man auf Olemna' jaasb ein entspanntes Leben, wenn man es denn zu einem machte. Sharik und Steven hatten, als sie vor mittlerweile zwei Jahren auf diesem Planeten angesiedelt waren kein Geld gehabt, um sich dort ein Haus bauen zu können, bis ihnen ein kleiner Studaktaner ihr Schiff abgekauft hatte. So betrügerisch Studaktaner auch waren, er hatte so viel für das Raumschiff gezahlt, das sie von Oratek' kloscce bekommen hatten, dass sie damit einige Zeit lang auskommen konnten. Das Geld hätte mehrfach gereicht, ihnen ein Haus zu bauen und so hatten sie auch prompt mit dem Bau eines begonnen. Sie hatten geheiratet und lebten nun in einem kleinen Heim am Rande der Kleinstadt Eirusba. Steven hatte wieder einen Job bei einem Händler gefunden, diesmal aber einer der ländliche Fahrzeuge verkaufte, keine Raumschiffe. Sharik hatte ihre eigene Bar gegründet, nicht in einem Hotel sondern am Rande der Stadt. Sie stand nun zwar nicht mehr nackt hinter dem Tresen, musste sich aber dennoch einige Geschichten über kaputte Ehen und lustlosen Sex anhören.

Steven stand nun also nicht weit von seinem Haus am Straßenrand, wo er sich mit Tezratu, seinem Nachbarn unterhielt.

„Was hättest du ohne mich nicht geschafft?"
Hinter ihm war Sharik aufgetaucht, die mit einer vollen Einkaufstasche hinter ihm stand und dem Gespräch aufmerksam zuzuhören schien. Wie lange sie schon dort stand konnte Steven nicht sagen, weshalb er erschrocken herumfuhr und voller Schreck ausrief: „Sharik! Seit wann stehst du denn da?"

Sharik, sichtlich amüsiert über Stevens Schrecken, sagte lachend: „Ich bin gerade erst gekommen. Ich habe für heute Abend eingekauft, wenn du also was zu essen haben willst, dann komm nach hause."
„Kein Ding, ich komme gleich. Ich habe Tezratu gerade die Geschichte erzählt, wie du Luntac und mich aus Klebades gerettet hast und wir gemeinsam von Nemolonia geflohen sind."

„Sein damaliger Chef hatte ihn entführen lassen. Er hatte wohl Angst, dass Steven ihm noch gefährlich werden würde. Als Steven nach Stunden immer noch nicht im Hotel zurück war, da habe ich mir Sorgen gemacht und plötzlich mitbekommen, dass der König einen Menschen und eine Ecisares hat entführen lassen. Ich bin ihnen also hinterher nach Klebades und musste sie retten. Ich hatte eigentlich gehofft, mit diesem widerwärtigen Mistkerl von einem König niemals wieder zu tun haben zu müssen, aber wenn mein lieber Steven in Gefahr ist, dann muss ich ihn natürlich retten kommen." Sie schenkte Steven ein warmes Lächeln, dass dieser mit einem ebenso warmen Lächeln erwiederte.

Tezratu war die Verirrung in seinen sechs würfelförmigen Augen anzusehen. Er kratzte sich mit seinem einzigen Finger der linken Hand am Kopf und fragte: „Was heißt nie wieder zu tun haben zu müssen? Kanntest du den König etwa schon vorher?"

„Leider ja", seufzte Sharik und machte ein trauriges Gesicht. „Ich hatte da mal was mit ihm am laufen. Vor langer Zeit."

„Und ist von ihm ..." Er deutete vorsichtig auf ihren Bauch.

Sharik lachte auf und hielt sich ihre freie Hand schützend auf ihren voluminösen Bauch und winkte ab. „Nein, nein, keine Sorge. Das ist ganz sicher nicht von ihm. Was da drin ist, kommt von Steven."

„Darin bin ich immer noch der Beste", wand Steven ein.
Sharik bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und sagte: „Soll ich anfangen alte Geschichten auszupacken? Geschichten von dir und deiner Vergangenheit, wie du zum Beispiel auf der Parkbank in Istrakul-"

„NEIN", rief Steven sofort, sichtlich ängstlich darüber, sie könne wirklich Geschichten auspacken, die sein Nachbar nicht unbedingt hören sollte.

Tezratu allerdings lachte nur und sagte: „Keine Sorge, macht das unter euch aus. Ich halte mich aus solchen Angelegenheiten raus."

„Danke", sagte Steven leise und seufzte. Sharik lachte weiter und drehte sich wieder um.

„Ich gehe, bringe die Tasche nach hause. Wenn du Lust hast mit mir was zu essen, dann komm rüber. Ansonsten, viel Spaß euch beiden noch."

Steven und Tezratu winkten ihr zum Abschied hinterher und Steven rief: „Bis gleich." Als er wieder zu Tezratu blickte, sagte dieser: „Steven, erzähl mir den Rest der Geschichte ein andermal. Ich muss langsam auch nach Hause, mein eigenes Essen vorbereiten."
Steven nickte und mit einem schnellen Winken und einem: „Mach's gut", verabschiedeten sie sich voneinander und jeder ging seines Weges. Tezratu lief in Richtung der Stadt, wo die Restaurants auf ihn warteten und Steven lief nach Hause, wo seine schwangere Frau darauf wartete, dass er ihr beim kochen half.

Mit jedem seiner Schritte schwanden auch die wieder aufgekeimten Erinnerungen an die Zeit auf Nemolonia. Durch seine wieder aufgekommene Freude darüber, Nemolonia lebend verlassen zu haben, bemerkte er nicht einmal, wie nur wenige Meter neben ihm, sich ein rothäutiger Stammesangehöriger der Rabrat vom Planeten Cladrak' his, den Schal, den er trug um sein Gesicht zu verdecken, höher in dieses zog, sich von der Bank löste und ihm langsam und mit bedachtem Abstand folgte.

- Ende

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt