24.

162 1 0
                                    

„Wir sind da", sagte Sharik und stellte den Motor ab. Sie hatte sich bereit erklärt, Luntac bis nach Habegart zu fahren. Es war eine größere Strecke, als Steven sie bis zur Lemuris zurück legen musste. Kurz nachdem er gegangen war, hatte Sharik bei Luntac an der Tür geklopft und ihr angeboten, sie nach Habegart zu fahren. Sie hatte Steven nicht fahren wollen, weil sie selbst Angst vor der Lemuris hatte. Sie hatte Angst, vor all den Wesen die dort hausten. Auf der Fahrt hatte sie Luntac eingeschärft, dass sie Steven nichts davon erzählen sollte, da er sonst eifersüchtig werden würde.

Luntac wusste nicht was sie erwarten würde. Sie hatte Sharik nur um etwas interessantes gebeten, etwas, das sonst kaum jemand tat. Nach kurzem überlegen hatte Sharik ihr die Geschichte von einem ihrer Kunden erzählt, der einst in Habegart gewesen war und davon berichtet hatte, wie schrecklich und gleichzeitig aufregend es dort gewesen war. Sei hatte kaum etwas erzählt und das ganze ziemlich unspektakulär rüber gebracht, doch hatte es gereicht, um Luntac zu faszinieren.

„Ich werde mich hier ein bisschen umschauen, ich erwarte dich in zwei Stunden wieder hier", sagte sie, als sie aus dem Fahrzeug stieg und in die Dunkelheit der Stadt zeigte.

„Irgendwo dort hinten findest du eine Treppe die nach unten führt. Du kannst sie nicht übersehen, dafür ist sie viel zu groß."

„Danke", sagte Luntac, wenig überzeugt und drehte sich um, wollte gerade losgehen, da hielt Sharik sie am Arm fest und sagte: „Warte! Verlauf dich nicht. Ich werde nicht nach dir suchen."

„Kein Problem, ich habe mich schon immer zurecht gefunden."

Mit diesen Worten trat sie ab und verließ Sharik. Die gesamte Stadt war dunkel, so wie sie es gesagt hatte. Nirgendwo brannte auch nur ein einziges Licht. Kein Wunder, dass die Fahrt so lange gedauert hatte, nachdem sich Habegart nicht nur endlos weit von Istrakul entfernt befand, sondern dazu noch tief in etwas, das wie ein Krater ausgesehen hatte, als sie es aus der Ferne beobachtet hatte. Ein riesiger Krater, in dem eine Stadt stand. Eine Stadt, die nur dreißig Tage im Jahr Sonnenschein hatte.

Langsam und vorsichtig lief Luntac in durch die dunklen Straßen und sah, als sie sich umschaute, nur riesige Häuser mit einem einzigen, riesigen Eingangstor und ohne Fenster. Sie traute sich nicht näher an diese Häuser heran zu gehen, weshalb sie sich langsam daran vorbei schlich und hoffte, das niemand sie sah. Warum sie hoffte das niemand sie sah wusste sie auch nicht, aber ein Gefühl sagte ihr, dass es besser war, wenn es so blieb. Ein leises knacken hinter ihr, doch nichts war da, als sie sich umdrehte. Sie lief weiter, langsam, achtete auf jedes Geräusch um sie herum. Es erinnerte sie an ihre Zeit auf Kudeske, in denen sie immer mit der Angst zu kämpfen hatte, dass sie bei ihren Raubzügen erwischt wurde. Jede Nacht war sie so leise wie möglich durch die Straßen spaziert und war manchmal in Häuser eingebrochen, manchmal hatte sie unwissende Leute bei ihrem Spaziergang beklaut.

Als sie ihren Kopf drehte, erspähte sie vier blau leuchtende Punkte in der Dunkelheit, die an einer Hauswand hingen und auf sie gerichtet waren. Als sie näher kam um sich anzuschauen wozu diese Punkte gehörten, da bewegte sich das Wesen blitzschnell die Wand nach oben und war verschwunden.

Immer noch war keine Treppe in Sicht, dafür aber ein großes vierbeiniges Wesen, das vor einer kleinen Treppe stand und sie stumm anschaute. Als sie näher kam, sah sie das es sich um einen Ilunakda handelte, ein Wesen mit zylinderförmigem Kopf und drei Augen darin. Die Treppe neben der er stand, konnte aber wohl kaum die gewesen sein, von der Sharik gesprochen hatte. Der Ilunakda schaute sie stumm an, hob dann seine Hand und deutete auf die Treppe. Ohne Worte und mit leicht zittrigen Beinen ging Luntac die Stufen nach oben, drehte aber wieder um, denn von dem Gelände, das sich hinter der Treppe befand, hörte sie klagende Geräusche. Die Dunkelheit machte ihr Angst und sie wollte nichts unschönes provozieren. Sie hatte ohnehin keine Zeit, den Rest der Stadt zu erkunden. Eines Tages würde sie es vielleicht tun, aber nicht heute. Sie war gerade an dem Ilunakda vorbei, da drehte sie sich noch einmal zu ihm um und fragte: „Ich suche eine ... Treppe. Eine Treppe. Nicht diese hier, aber eine. Sie soll nicht zu übersehen sein."

Nemolonia - Planet der ungezähmten LüsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt