Kapitel 6
Crow
Als ich das Püppchen und ihre Latina-Schwester gefesselt hatte, durchsuchte ich den Wagen weiter und hielt dabei die jüngere der Mädchen penibel in meiner Nähe, denn ich sparte mir die Fußfesseln und wollte verhindern, dass eine von ihnen einfach wegrannte. Aber so wie ich Blondies Wut verzerrten Blick interpretierte, würde sie ohne ihre Schwester nirgendwo hingehen, zudem war sie die Gefährlichere der beiden und ich musste sie mir ein wenig auf Abstand halten. Wahrscheinlich würde sie mir eher die Kehle durchbeißen, als wegzurennen. Zwar wusste ich nicht, ob sie tatsächlich noch ein Trumpf im Ärmel hatte oder nicht, aber ich war nicht so dumm, sie zu unterschätzen. Schon gar keine Frauen. Viele Männer neigten dazu, gerade hübsche Vertreter des anderen Geschlechts alle Fähigkeiten abzusprechen und das hatte sicherlich schon so einige Männer das Leben gekostet. Immer auf Nummer sicher gehen, das hat mir bei den Navy Seals mehr als einmal den Arsch gerettet.
Ich fand einen Reserve-Kanister mit Sprit im Kofferraum und leerte ihn zur Hälfte direkt auf der Rückbank, nachdem ich die Tasche aus dem Fußraum, in den Staub der Wüste hatte fallen lassen. In meiner Tasche befand sich das Feuerzeug, das Hunter mir zum dreißigsten Geburtstag geschenkt hatte, weil er glaubte, ich würde es eh nicht schaffen tatsächlich mit den rauchen aufzuhören, und zündete damit die Reste des zerrissenen Shirts an, womit ich die Schwester provisorisch gefesselt hatte, und schmiss es ins Wagen innere, welches sofort Feuer fing.
Dann nahm ich die Tasche und den Kanister in die Hand und packte den schmalen Oberarm des jüngeren Mädchens und deutete mit einer Kopf-Bewegung in die Finsternis der Wüste.
„Bewegung!", schnauzte ich Blondchen an und diese verkniff sich ziemlich angestrengt einen weiteren blöden Kommentar und ging etwas wieder willig aber gehorsam voraus.
Kurz bewies mir auch ihre jüngere Schwester, dass sie nicht ganz so dämlich war, indem sie so tat, als würde sie stolpern. Vermutlich um mich aus dem Konzept zu bringen, aber ich ließ sie einfach los wobei sie mit den Gesicht zuerst in den Dreck fiel. Ich blieb stehen und starrte stur zu ihrer älteren Schwester, bevor diese die Gelegenheit nutzen konnte, um auf mich loszugehen. Wir blickten uns eine Weile einfach an und verstanden uns so wortlos wie sie anscheinend mit ihrer Schwester. Ihre kleinen Tricks würden bei mir nicht funktionieren. Ihre jüngere Schwester würde es nicht schaffen mich so sehr abzulenken, dass ich das Blondchen aus den Augen ließ und ihr damit die Chance geben irgendetwas anzustellen. Als sie zu den selben Schluss kam, zischte sie leise irgendetwas zu sich selbst und war wieder nur um ihre Schwester besorgt. Ich griff der Kleinen brutal ins Haar und zog sie daran wieder herauf, was die Blonde mit einem ziemlich mörderischen Blick quittierte.
„Noch mal so eine Nummer und ich reiß dir deinen, doch nicht so dummen Schädel ab und du..." fuhr ich das Püppchen an, „sag deiner Schwester sie soll mitspielen, sonst endet das für euch beide richtig böse!" Die Blonde presste ihre hübschen Lippen aufeinander und ich konnte nicht umhin der Fantasie zu erliegen, wie sich diese Lippen um meinen Schwanz anfühlen würden. Zu schade, dass ich nicht hier war um Spaß zu haben und dieses Exemplar mir, wohl eher mein bestes Stück abbeißen würde, als mir einen zu blasen.
„Keine Spielchen, Pearl", meinte sie dann tatsächlich zu ihrer Schwester und ging dann weiter, während die Jüngere nur kurz nickte. Bei jeden normalen Straßen-Abschaum, hätte ihr Plan wohl funktioniert. Die Kleine stolpert, der Typ ist abgelenkt und die ältere rammt ihn das Knie in die Weichteile oder so eine Scheiße. Mit gefesselten Händen konnte sie nicht viel mehr machen. Doch ich war kein verdammter Straßen-Abschaum, auch wenn ich vermutlich so aussah.
Die Mädchen blieben ab da ruhig. Ich fackelte auch die Leichen ab, die im, beziehungsweise neben dem Loch lagen, das das Püppchen gebuddelt hatte und konnte nur hoffen, dass das kleine Feuer nicht noch andere Arschlöcher anziehen würde. Die Bullen würden es definitiv ignorieren, hier herzukommen bedeutete in der Regel eine Menge Papierkram und die Polizei war schon, so lange ich denken konnte, unterbesetzt.
Dann wanderte ich mit meinen beiden hübschen Mitbringseln weiter bis zu meinen Wagen, wo meine Waffe im Handschuhfach lag. Ich hatte zwar ein Messer im Stiefel, aber ich würde den beiden Frauen einen schnellen Tot verpassen, so wenig mich das auch erfreute. Ihre Leichen würde ich woanders hinbringen, damit, falls hier doch jemand Ermittlungen anstellte, es den Bullen so schwer wie möglich sein würde, sich hierauf einen Reim zu machen.
Dass ich sie töten musste, stand außer Frage. Sie waren unliebsame Zeugen und obwohl ich kaum die Behördengewalt fürchtete, war ich nicht so dumm anzunehmen, dass die Polizei hier nicht von einigen Mafiosi bezahlt wurden, die mir tatsächlich gefährlich werden könnten. Mir und Hunter. Wir waren genug Leuten auf die Füße getreten, die nur darauf warteten, die Witterung aufzunehmen und eine Hetzjagd zu veranstalten. Ich durfte kein Risiko eingehen, indem ich zwei Mädchen verschonte, die uns an der nächsten Polizeistation verpfeifen könnten. Dass wir so lange unentdeckt geblieben waren, lag vor allem daran, dass wir Fehler vermieden und uns auch nicht zu fein waren, unschuldige umzubringen, wenn sie zur falschen Zeit, am falschen Ort waren. Naja, zumindest war ich mir dafür nicht zu fein.
Sie mussten sterben und zum ersten Mal war ich froh, dass Hunter noch nicht hier war, um mir mit irgendwelchen Prinzipien zu kommen und...
„Wow, was läuft den hier? Party ohne mich?" fragte Hunter mich direkt, als ich erst seinen Wagen, neben meinen und dann ihn selbst sah. Der Kerl lebte von seinem schlechten Timing. Wirklich. Verfickte Scheiße.
...
„Nein, nur zwei Probleme, die gleich keine mehr sein werden", beschied ich, warf ihm die Tasche vor die Füße und packte mit meiner frei gewordenen Hand das Püppchen, die erschrocken stehen geblieben war. Wahrscheinlich ganz gefangen genommen von Hunters, ach so hübschen Prinz-Charming-Fresse. Die meisten Frauen, die ihm zum ersten Mal begegneten, reagierten so, aber das war mir jetzt egal. Ich schob die beiden Mädchen zu meinen Wagen.
„Ich weiß nicht, ob mir gefällt, was du da andeutest, Crow." begann Hunter weil er nicht nur ein hübsches Gesicht, sondern auch noch einen beschissenen Collage-Abschluss vorzuweisen hatte. Für mich war der Gang zur Navy damals alternativlos, weil niemand einem ehemaligen Gang-Jungen einen Job geben würde, aber bei ihm war es Rebellion gegen sein Daddy gewesen. Anfangs hab ich ihn dafür gehasst, am Ende musste ich aber feststellen, dass ihn das weder besser noch schlechter machte, als mich. Ich war in einer Gang groß geworden, nachdem sich meine Mutter einen goldenen Schuss gesetzt und ich meinen Vater nie kennengelernt hatte. Und natürlich, weil sich die Behörden einen scheiß, um einen Jungen im Getto kümmerten.
Aber Hunters Leben war nur oberflächlich betrachtet besser als meines. Sein Vater war ein verdammter, reicher Sadist gewesen. Die Narben auf seinen Rücken und die Tatsache, dass Hunters erste Handlung nach unserer Entlassung, und vor dem Aufbau unseres Geschäftes der gewesen war, ins Haus seines Vaters und dessen neue Frau einzubrechen und ihm im Schlaf regelrecht auszuweiden, bewiesen das sehr anschaulich. Ich hatte nie genau nachgefragt was Hunter genau alles durchgemacht hatte, aber das war auch nicht wichtig. Es würde nichts ändern. Weder für ihn noch für mich.
Dennoch war Hunter irgendwie der moralische von uns beiden geworden, dem es immer schwerfiel, unschuldige umzubringen. Besonders, wenn es um Frauen ging. Wahrscheinlich, weil neben ihm auch seine Mutter hatte leiden müssen und er gezwungen war zuzusehen. Männer waren einfach unfassbare Schweine, dagegen konnte selbst ich nichts sagen. Seine Einstellung ehrte ihn, aber dennoch war ich gezwungen es zu tun. Denn das Leben war für niemanden fair.
„Dann dreh dich um und guck weg! Ich hab keine Zeit, mit dir darüber zu diskutieren!" warf ich ihn entgegen und als sich sein Blick verengte, wusste ich, dass es dennoch eine Diskussion geben würde und ich wusste auch sofort, dass ich die nicht gewinnen konnte, weil ich der Kerl war, dem es immer gleich nervte diese Grundsatzdiskussion zu führen und ich selbst wusste, dass er ja recht hatte. Verdammte Scheiße.
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Sugar wants to kill you
RomanceDa ist man nur ein paar Minuten weg und schon wird das Grab, dass man gerade in mühevollen acht Stunden mitten im Nirgendwo ausgegraben hatte, von einem Fremden belegt. Er legt seine beschissenen Leichen dort ab, wo ich die Leiche meines Stiefvaters...