Seit wann ist Crow die Stimme der Vernunft?

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Kapitel 17

Crow

Nein. Das gefiel mir ganz und gar nicht. Sich mit Michel Jonthan anzulegen, war schon eine Scheibe Wahnsinn zu viel - egal wie gut ich Hunters Wunsch, den Mistkerl hinrichten, nachvollziehen konnte. Aber die gesamte Unterwelt gegen uns aufzubringen, weil wir eines der größten Tabus brachen? Keine Ahnung. Das war zu nahe dran, sich selbst zum Abschuss freizugeben und dass sich bei mir alleine bei dem Gedanken die Fußnägel hochrollen. Selbst, wenn wir Erfolg hatten.

Sugar, die noch immer die Tüten in der Hand hielt, die Hunter ihr gegeben hatte, starrte uns abwechselnd an. Ich konnte fast hören wie ihre Gedanken ratterten und ihre Befürchtungen konnte man deutlich in ihren Augen ablesen. Sugar war meine Meinung, da war ich mir absolut sicher. Dennoch hielt sie ihre sonst so flatterhaftes Mundwerk geschlossen und schien sich zu weigern, zuzugeben, dass sie das nicht wollte. Sie würde nie zugeben vor etwas angst zu haben, aber vor Jonthan keine Angst zu haben war eher Wahnsinn als Mut.

„Scheiße, Hunter, seit wann muss ich eigentlich hier die Stimme der Vernunft sein? Das ist eine Scheißidee. Wir sind Freiwild, wenn wir..."

„Wir haben einen Freifahrtschein. Reg dich ab", winkte Hunter ab und grinste immer noch vergnügt. Einen Freifahrtschein? War das sein Ernst? Es gab nur einen Mann in der Unterwelt, der einem einen solchen Freifahrtschein ausstellen konnte und dass Hunter mit ihm Kontakt hatte machte absolut gar nichts besser. Ich hing so sehr mit meinen Gedanken daran, dass mein Kollege von fucking BigBoss Diamond einen Freibrief erhalten hatte, dass ich kaum bemerkte, wie Hunter in Sugars Richtung provokant eine Augenbraue hob.

„Na, Sugar? Du wirst doch keinen Rückzieher machen, oder? Du bist jetzt bereits mit zwei Killern zusammen, die nicht zögern würden zu foltern und zu morgen, machen dann die paar Stunden mit einem dritten wirklich einen so großen Unterschied?" fragte er und wusste genau, dass er sie damit bei ihrem Stolz packte. Doch anstatt vorlaut vorzupreschen, schwieg Sugar und zog lediglich misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Dann sah sie zu mir und schien auf etwas zuwarten. Fuck. Ich würde diesen Wichser Jonthan nicht so verharmlosen.

„Wenn wir einen Plan haben, reden wir nochmal darüber. Aber einen guten Plan und keinen deiner: 'Wir stolzieren darein und improvisieren - Mist' Denn du sonst hast. Wenn Jonthan wegen Sugar seine Vorsicht vergisst, dürfen wir dennoch nicht zulassen, dass sie auch nur eine Minute mit ihm alleine ist. Du weißt, wie er schnell er sein kann", meine ich zu Hunter und dieser nickte nur gut gelaunt, als hätte ich ihn einen Eisbecher zum Nachtisch versprochen. Scheiße. Ich kann kaum glauben, dass ich dem tatsächlich zugestimmt habe.

"Ich mache es, wenn ihr mir garantiert, dass mir nichts passiert.", meinte Sugar dann und Hunter wollte gerade den Mund aufmachen, aber ich unterbrach ihn schnell.

„Ja. Das bekommen wir hin." verspreche ich vielleicht etwas zu voreilig. Sie sieht mir noch eine Weile in die Augen, bevor sie nickt und dann mit den Tüten die Treppe hinauf schreitet. Ich beobachte wie ihr kleiner, süßer Hintern dabei hin und her schwingt und frage mich, ob sie mir tatsächlich gerade ihr Vertrauen geschenkt hat.

Hunter schnauft, nachdem sie im Gang verschwunden ist und ich damit fertig bin ihr hinterherzusehen.

„Du weißt, dass wir das nicht können", meint er und ich schaue ihn bitter an.

„Klar, wenn du es schafft Renfield Diamond einen Freifahrtschein abzuluchsen, dann werden wir den Plan auch so anlegen können, dass er sie nicht in seine Finger bekommt. Er fängt mit den Gesichtern an und ihres brauchen wir unversehrten Zustand!" argumentiere ich eisern dagegen und Hunter nippt an seinem Tee.

„Klar. Es geht dir nur um ihr Gesicht."

„Fick dich Hunter, ich habe die Bedingungen genannt, unter denen es laufen wird. So oder gar nicht. Und jetzt lass uns einen verfickten Plan zurechtlegen, bei dem sie nicht filetiert wird und behalt alle anderen Kommentare für dich!" schnauze ich ihn schlecht gelaunt an und gehe ins Wohnzimmer, wo ich mich wieder an den Computer setze. Ich versuche zu verdrängen, wie Frauen nach einer Begegnung mich Michel Jonthan normalerweise aussehen und versuche mir wirklich nicht dabei vorzustellen, dass Sugar so enden könnte. Einen so grausamen Tod hat selbst sie nicht verdient und Hunter weiß das auch. Er ist doch derjenige der normalerweise so empfindlich auf Gewalt gegen Frauen reagiert, warum er Sugar jetzt so kaltschnäuzig einem solchen Risiko aussetzen will, ist mir ein Rätsel.

Doch als er mir in das schäbige Wohnzimmer folgt, erwische ich ihn dabei, wie er fast bedauernd zur Treppe hinauf starrt.

„Warum hat sie geweint?" fragte er dann aus heiterem Himmel. Ich denke über seine Frage nach und weiß erst nicht was er meint, bis mir einfällt wie aufgelöst Pearl vorhin gewesen war. Ich hatte das Schniefen gehört.

„Keine Ahnung. Vielleicht hat sie kapiert in welcher Situation sie steckt. Da sind ein paar Tränen durchaus angebracht", erwidere kalt und nun sieht Hunter eher wütend aus.

„Dass du auf heulende Frauen stehst ist mir schon klar, aber normal ist das nicht!", blafft er mich an und mir schwindelt der Kopf von seinem ständigen hin und her.

„Ich bin nicht derjenige, der Sugar gerade zum Fraß vorwirft!" entgegne ich und er Hunter knallte die Teetasse auf den Tisch mit dem Computer und zieht sich einen Stuhl heran.

„Das ist was anderes."

„Ach ja? Inwiefern? Einerseits verheizt du Sugar und hast Mitleid mit Pearl?" fragte ich direkt und er schwieg. Ich ahnte die Antwort. Er hatte ein Auge auf Pearl geworfen und das gefiel mir noch weniger, als meine eigene Schwäche für Sugar.

Ich wollte meine Obsession ficken, aber Hunter war in der Regel immer schnell bei ernsthafter Gefühlsduselei. Normalerweise hielt ich mich aus seinem Beziehungskram heraus, aber Hunter hatte wirklich die schlechte Angewohnheit, sich dafür immer die falsche auszusuchen. Pearl schien zwar erstmal keine Probleme zu machen, aber ihre ältere Schwester würde Hunter kastrieren, wenn er auch nur in Pearls Richtung atmete. Zudem war sie immer noch erst siebzehn, brauchte wahrscheinlich dringend einen Therapeuten und zählte zur Familie einer Furie.

„Sugar schafft das schon. Sie ist taff, wenn Michael Jonthan sie ein wenig anritzt steckt sie das schon weg, aber Pearl ist-" Er kam nicht dazu weiterzureden, den ich erhob mich, packte meinen Partner am Kragen und drückte ihn gegen die nächste Wand. Bei der Erwähnung dass Sugar mit ein bisschen 'anritzen' schon zurechtkommen würde, brannte in mir eine Sicherung durch.

„SIE WIRD NICHT ANGERITZT! SIE WIRD NICHT EINE VERDAMMTE SEKUNDE MIT IHM ALLEIN SEIN UND ER WIRD DAMIT AUCH KEINE MÖGLICHKEIT HABEN SIE ANZUFASSEN, KLAR!" brüllte ich ihn an, falls er immer noch nicht kapiert hatte, wie dieser Plan würde aussehen müssen, um überhaupt von mir abgesegnet zu werden.

Hunter wartete geduldig bis ich meinen Ausbruch wieder unter Kontrolle hatte, dann grinste er breit und ich widerstand dem Drang ihm dieses Grinsen aus der Fresse zu schlagen.

„Tja, da bin, ich wohl nicht der einzige der in der Scheiße steckt, nicht war, Kumpel?" meinte er. Ich ließ ihn los, schüttelte den Kopf und setzte mich wieder vor den Monitor. Ich wusste nicht, was er damit sagen wollte. Ich wollte nicht wissen, was er damit sagen wollte. Er redet scheiße! Mehr nicht.

 Er redet scheiße! Mehr nicht

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Sugar wants to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt