Auf Wiedersehen Pearl

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Kapitel 38

Crow

Hunter kam erst früh am Morgen zurück und sah nicht weniger unwillig aus, wie in dem Moment, als er abgedampft war. Bedauerlicherweise konnte ich ihn verstehen. Ich wusste, dass Pearl etwas in ihm wach rüttelte, ähnlich wie Sugar in mir.

Ich wusste, dass ich es nicht über mich bringen würde, sie irgendwann umzubringen und das war ein verfickes Schlamassel, mit dem ich mich früher oder später würde auseinandersetzen musste, genauso wie jetzt wohl auch Hunter. Irgendwie hatte ich immer noch die Hoffnung, dieser vorübergehende Anfall von Wahnsinn würde zumindest bei mir einfach wieder verschwinden. Ich war nur halb so gefühlsduselig wie Hunter, aber selbst wenn das irgendwann passierte, war ich mir sicher, dass Hunter mir dafür selbst eine Kugel in den Kopf jagen würde, wenn ich Sugar etwas antat. Nur, weil es Pearl traurig machen würde. Aber darüber sorgte ich mich kaum, schließlich müsste ich mich dazu erstmal selbst durchringen können.

Die Hölle hatte eventuell eine Eiszeit angekündigt, denn ich konnte nicht glauben, dass es tatsächlich wahr war: Ich mochte Sugar und das weit über ihren Hintern und ihre Titten hinaus. Ja, ich wollte ihr Gesicht ficken und sie dazu zwingen meinen Schwanz so tief in den Mund zu nehmen, dass sie fast daran erstickte, aber darüber hinaus, mochte ich sie.

Ihren Humor, ihre Schlagfertigkeit, ihren Mut und die Tatsache, dass sie nicht zögerte, einen Mann umzulegen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam. Wenn Hunter auch nur ähnliches für Pearls empfand, konnte ich ihm keinen Vorwurf machen. Weder über die Tatsache, dass er sie nur ungern gehen ließ, noch dass er gerade dabei war, ein Konto auf ihren Namen anzulegen, um darauf mehr Geld zu überweisen, als sie wohl je ausgeben könnte.

Dann ging er Inserate zu Wohnungen in Las Vegas durch. Gute Gegenden mit Abendschulen und Colleges. Er war dabei, ihr ein Leben zu erschaffen, das es ihm ermöglichte, sie im Auge zu behalten.

Sugar würde ausrasten, wenn sie davon erfuhr, wie weit er damit ging.

"Ich hoffe doch, die kleinen Kameras sind nicht für Pearls Wohnung und du bezahlst nicht wirklich gerade jemanden dafür, der sie den ganzen Tag über verfolgt, oder?", fragte ich und sah, wie Hunter zusammenzuckte, weil ich plötzlich hinter ihm stand. Ich war etwas größer als er und auch breiter, aber im Gegensatz zu mir, machte er immer einen heiden Lärm, wenn er sich bewegte.

"Ich dachte, du schläfst", meinte Hunter und ich blickte kurz zurück zur Couch, auf der ich gelegen hatte. Aber natürlich hatte ich kein Auge zubekommen. Der Gedanke an einer Sex Blondine hatte mich wach gehalten und mich mit Tagträumen darüber gequält, wie sie ihre üppigen Titten um meinen Schwanz legte, während sie mich mit diesem diebischen Lächeln angrinste, das sie immer auflegte, wenn sie glaubte gewonnen zu haben.

"Wenn du das Sugar steckst, mache ich dich fertig", drohte Hunter mir und ich betrachtete ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Wieso glaubst du, ich würde ihr das erzählen?" fragte ich und er drehte den Kopf in meine Richtung und schenkte mir einen warnenden Blick aus seinen blauen Augen. Ich versuchte diesen Vorwurf gelassen zu nehmen und schlendern in eine Ecke des Wohnzimmers, wo irgendwo meinem Handeln lagen. Ich musste mir Sugar aus dem Organismus trainieren.

"Du würdest singen wie ein Vögelchen, wenn sie deinen Schwanz im Mund hat und wie du gestern Abend so schön gesagt hast: Wir belügen uns nicht, also wage es nicht mir das Gegenteil weis zu machen", meinte Hunter sichtlich wütend und ich musste ihm diesen Punkt auf meiner imaginären Punkteliste zugestehen. Er hatte nicht unrecht. Dieser Cupcake da oben vernebelte mein Urteilsvermögen.

"Mach es so unauffällig, dass sie mich nicht fragt, dann komme ich nicht in Bedrängnis sie zu belügen und sie nicht in Versuchung, mich bei einem Blowjob auszufragen.", meinte ich und war erstaunt, wie leichtfertig ich diese Dynamik akzeptierte.

Scheiße, ich hatte echt ein Problem.

Hunter sah mich ebenso entsetzt an und ich griff nach meiner Hantel und tat so, als wäre ich mit dem Gedanken bei diesem Training und nicht bei Sugar.

"Scheiße bist du am Arsch, dass ich das noch erleben darf. Ich sollte mich glücklich schätzen, Pearl loszuwerden, bevor ich zu ihrem Knecht werde", meinte Hunter und als ich ihn darauf hin anblickte, lag dennoch nicht der Hauch von Erleichterung in seinem Blick.

Hier standen wir, zwei Pussys, die tatsächlich eine krankhafte Obsession für irgendwelche Tussis entwickelt hatten, obwohl wir uns geschworen hatten, dass das nie passieren würde.

Scheiße.

"Hast du eine Ahnung, was Renfield langfristig von ihr verlangen könnte?", fragte Hunter, um endlich von diesem Thema wegzubekommen. Ich hatte ihm gestern bei unserer Rückkehr haarklein erzählt, was vorgefallen war und war selbst unzufrieden damit, den Kopf schütteln zu müssen.

Sugar war eine beschissen gefährliche Frau und würde sich sicher nicht von Renfield ausnutzen lassen, die Frage war nur, ob sie diesbezüglich eine Wahl hatte. Einem Diamond einen Gefallen zu schulden war gefährlich und dem Königsmacher persönlich, nochmal eine Schippe prekärer.

"Nein. Ich werde sie darauf vorbereiten müssen", sagte ich und zu meinen Erstaunen nickte Hunter lediglich, bevor er sich auf dem Server des Untergrundes einloggen und einen Satz gefälschter Ausweise für Pearl bestellte.

"Hat sie einen Führerschein?" fragte Hunter, als er bei besagten Dokument ein Häkchen setzen wollte. Auf dem Server des Untergrundes konnte man Waffen, Leichensäcke und so ziemlich jeden anderen illegalen Scheiß bestellen. So leicht wie eine Pizza. Die freundlichen Kundenberater waren nur einen Klick oder Telefonat entfernt.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte keine beschissene Ahnung.

"Hab ich nicht", ertönte eine Stimme von der Seite und ich zuckte nicht zusammen, weil ich gehört hatte, wie eine der beiden Mädchen die Treppe heruntergekommen war. Aber ich hatte eigentlich auf Sugar gehofft.

Pearl sah erst mich und dann Hunter missmutig entgegen und knibbelte an den Saum ihres Katzenpullover. Gott, sie sah so scheiße jung aus, dass ich Hunter eine knallen wollte, weil er diese Obsession für sie entwickelt hatte.

"Sugar meinte, ich muss gehen", meinte sie leise und ich sah, wie schwer es ihr fiel, auch nur daran zu denken von ihrer Schwester getrennt zu sein. Da ich keine Ahnung hatte, wie ich das irgendwie leichter machen könnte, gab ich mich kalt und zuckte nur mit den Schultern und konzentrierte mich weiter auf diese Hanteln.

"Es sind nur ein paar Meilen, du wirst die Stadt nicht verlassen. Du wirst eine Wohnung haben, einen Platz bei der Abendschule, ein Konto mit ein bisschen Geld und andere Papiere. Sugar kann dich jeden Tag anrufen, oder du sie", meinte Hunter und versuchte sie aufzubauen, aber sie sah immer noch aus wie ein getretener Hund.

"Ist nicht so, als würde sie aus deinem Leben verschwinden, das wird schon", meinte ich lapidar und war ehrlich bemüht, das Richtige zu sagen, doch als Pearls Blick mich traf, lag darin nur Verachtung.

Sie konnte mich nicht leiden und ich konnte ihr das nicht übelnehmen. Ich war nie der sympathischste gewesen.

Sugar wants to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt