Da ist man nur ein paar Minuten weg und schon wird das Grab, dass man gerade in mühevollen acht Stunden mitten im Nirgendwo ausgegraben hatte, von einem Fremden belegt. Er legt seine beschissenen Leichen dort ab, wo ich die Leiche meines Stiefvaters...
Sugar war angetrunken, noch bevor das Essen vorbei war und ich die Rechnung bezahlt hatte. Doch während ich immer gedacht hatte, sie wäre eine lustige Betrunkene, schien sie eher zu der deprimierten, dahinsiechenden Leuten zu gehören. Nur so konnte ich mir diese Stille erklären.
Das war allerdings keine Beschwerde. Ich war nie der besonders gesprächige Typ gewesen und diese kleine Auszeit gab mir die Möglichkeit endlich nachzudenken. Über mich, das, was ich will und vor allem: über Sugar.
Es war definitiv nicht geplant gewesen, ungeschützten Sex mit ihr zu haben. Ich war kein Idiot und schlief nicht ohne Kondom mit einer Frau, schon alleine aus gesundheitlichen Gründen. Dass ich es aber nun doch getan hatte, bereitete mir weniger Bauchschmerzen als ich gedacht hatte.
Und die Tatsache, dass Sugar gerade mein Kind unter ihrem Herzen tragen könnte, war ... faszinierend. Ich hatte nie ernsthaft darüber nachgedacht, Kinder zu haben, aber in diesem Fall würde ein Kind einen ganz praktischen Zweck erfüllen: Es würde Sugar an mich binden. Oder mir zumindest einen Vorwand, sie bei mir zu behalten. Ich würde ihr zutrauen, sich mit meinem Kind in ihrem Arm einfach zu verpissen. Sie war nicht der Typ, der sich aus Verzweiflung an einen Kerl band und eine alleinerziehende Mutter zu sein, würde sie hinbekommen. Sie war stark.
Während Sugar sich also ein Glas Wein nach dem anderen hinter die Binde kippte, dachte ich darüber nach, wie ich sie dazu bringen konnte, die Pille nicht zu schlucken, die ich ihr versprochen hatte zu besorgen.
Was musste jemand wie ich tun, damit Sugar bei einem blieb? War es in Ordnung dazu ein Kind zu benutzen? Ganz sicher nicht. Hatte ich eine realistische andere Möglichkeit? Definitiv nicht. Ich hatte in der Kabine gesehen, wie Sugar reagierte, wenn ich aufhörte, mich wie ein Arschloch zu benehmen und sie hatte exakt genauso reagiert, wie ich es mir bereits zuvor gedacht hatte.
Sie war fast ausgeflippt.
Meine Hand blieb unterstützend an Sugars Hüfte, als ich mit ihr zum Ausgang ging und dort das Taxi bestieg, das uns in das Hotel bringen sollte, wo ich ihr eigentlich den Verstand heraus vögeln wollte. Doch noch während der Fahrt zu diesem Hotel sah ich, wie der Alkohol vollkommen seine Wirkung bei Sugar entfaltete und sie drohte, mit dem Kopf an der Fensterscheibe einzuschlafen.
So viel zu dieser Nacht voller schmutzigen, harten Sex.
Ich sollte glücklich über diesen Quicky in der Toilettenkabine sein, auch wenn der Ausgang nicht ganz so befriedigend gewesen war wie gedacht. Wie konnte ich nur dieses beschissene Kondom vergessen?
Während ich gedanklich wieder in Richtung: Oh, Gott nur kein Kind' um schwankte, erreichte das Taxi das edle Hotel, dass ich für diese und auch die nächste Nacht gebucht hatte und bezahlte den Fahrer großzügig, bevor ich versuchte Sugar zu wecken.
"Hey, Cupcake!", sprach ich sie an und sie blinzelte mich aus verhangenen Augen an, während ich sie von dem Sicherheitsgurt befreite und ihr half aus dem Taxi zu steigen. Sie schaffte es, vor dem Wagen stehenzubleiben und sich aufrecht zu halten, während ich ebenfalls ausstieg, schnell zu ihr eilte und dann wieder einen Arm um sie schlang.
Sie wirkte noch betrübter als zuvor, dabei hatte ich gehofft, dass sie in den zwanzig Minuten von ihrem letzten Glas etwas ausgenüchtert sein würde.
"Schaffst du es die Stufen herauf oder muss ich dich tragen, Cupcake?" fragte ich und wollte sie damit eigentlich nur ärgern, aber zu meinem Erstaunen hob sie beide Arme, als wäre sie ein Zombie und ich verstand die Aufforderung sofort.
Sie musste wirklich am Ende sein, wenn sie sich so bereitwillig in meine Arme begab. Doch ich würde mich sicher nicht beschweren.
Ich hob sie hoch wie eine Braut, die über die Schwelle getragen wurde und empfand es fast als Ritterschlag, als sie die Arme um meinen Hals schlang und ihren Kopf auf meine Schulter legte. Der Portje am Ende der Treppe hielt uns die Tür auf und nickte mir begrüßend zu, während ich das schicke Foyer betrat, das mir versicherte, dass ich dieses kleine Vermögen nicht umsonst ausgegeben hatte.
Ich wollte diese zwei Nächte mit Sugar genießen, sie verwöhnen und ihr etwas beweisen: Ich war gut genug. Ich war es wert, von ihr als mehr betrachtet zu werden, als der Arsch, der ihr ein paar Orgasmen bescherte. Ich könnte ihr ein Leben in Luxus und Sicherheit bieten, wenn sie das wollte, obwohl ich natürlich wusste, dass es unsinnig war.
Der Gedanke, sie würde bei mir bleiben, nur weil ich Kohle hatte, war lächerlich. Sie war jung und schön, die könnte sich an jeden reichen Wichser in dieser Stadt heranmachen und für ihn das Frauchen spielen. Das war nichts, was Sugar je auch nur angedeutet hatte, haben zu wollen und dennoch war es mir ein absolutes Bedürfnis, mich um sie zu kümmern.
"Mr und Mrs Smith", meinte ich zu der Frau an der Rezeption und lächelte sie so vorgenommen an, dass sie nicht nachfragen würde, warum ich meine angebliche, frisch Angetraute hier hereintragen musste.
Die Leute in diesem Schuppen waren diskret und wenn man sich schon unter einem so offensichtlich falschen Namen einbuchte, stellten sie auch keine Fragen, wenn man sich anständig benahm.
"Sicherlich, Zimmer vier, dreiundzwanzig. Soll ich jemanden mit ihrem Gepäck beauftragen?" fragte sie, aber ich schüttelte nur den Kopf, stellte Sugar kurz ab, um mir die Zimmerkarte zu nehmen und die Reservierung zu unterschreiben, bevor ich sie wieder auf meine Arme lud und zum Fahrstuhl ging.
Als wir in der Kabine standen, vergrub sie ihr Gesicht fester in meine Halsbeuge, weil das Licht hier greller war.
"Ich wäre eine beschissene Mutter", flüsterte sie und ich spürte, wie sich ihre Fingernägel in meinen Nacken bohrten und drückte sie instinktiv näher an mich.
"Unsinn, du wärst eine fantastische Mutter. Eine Löwenmutter", widersprach ich ihr und in meinem Kopf drehte sich wieder alles. Der Gedanke, dass Sugar darüber nachdachte, wie sie als Mutter wäre, ließ meine Meinung ein weiteres Mal wieder umschlagen.
Ein Kind. Ein Kind würde meinem beschissenen Leben wieder einen Sinn geben, würde mir einen Grund liefern, zu überleben und dafür sorgen, dass Sugar blieb. Und ich wollte, dass sie blieb. Nicht weil sie befürchtete, von mir umgebracht zu werden, sondern weil ich sie bei mir behalten wollte. Ich wollte Sugar und dieses Kind!
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