Crow nimmt wieder zu viel Raum ein

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Kapitel 59

Sugar

Ich fühlte mich wie auf Wolken und spürte, wie sich zwei Hände um meine schlangen, was quasi die einzige Wärmequelle war, die ich glaubte zu spüren. Mir war unfassbar kalt. Meine rechte Hand wurde von scheinbar riesigen, rauen Planken gehalten, während die linke Hand zierliche Finger umschloss und als ich blinzelnd die Augen öffnete, sah ich eine weiße Decke.

Ich wusste, dass ich in einem Krankenhaus war. Es war nicht die Umgebung, die diesen Ort verriet, sondern der Geruch. Desinfektionsmittel und Reinigungsmittel. Ekelhaft. Ich hasste Krankenhäuser, aber wenn ich die Kraft hatte, mich darüber aufzuregen, stand es wohl gut um mich.

„Cupcake?", fragte eine dunkle Stimme und ich drehte mein Gesicht in die Richtung, aus der sie kam. Fuck. Mit tat alles weh und kurz tanzten schwarze Lichter vor meinen Augen, bevor ich Crow erkannte.

Crow. Ich hatte gedacht, ihn nie wiederzusehen. Als ich diesen Schuss gehört hatte, war ich davon überzeugt gewesen, es wäre mein Ende, aber es war nicht mein Vater gewesen, der abgedrückt hatte.

Crow war da gewesen, hatte mich gerettet und meinen Vater erschossen. Fuck. Alleine dafür könnte ich ihn küssen.

„Sugar?", fragte eine sanfte Stimme auf der anderen Seite und ich drehte langsam den Kopf. Pearl. Meine kleine Schwester saß da und betrachtete mich aus besorgten, vor Schreck weit aufgerissenen Augen. Fast musste ich heulen, weil ich bemerkte, wie gut sie aussah.

Ihre Wangen hatten Farbe bekommen und waren nicht mehr so eingefallen. Sie sah ausgeschlafen aus, zufrieden und gesund.

Die richtige Entscheidung. Es war die richtige Entscheidung gewesen.

„Pearl", hauchte ich und drückte ihre Finger.

Meine Schwester lächelte breit und ich wusste nicht, was es war, aber etwas war anders an ihr. Das Schimmern in ihren Augen war stärker, so hatte ich sie noch nie gesehen. Als wäre eine Dunkelheit von ihr abgefallen oder eine ganze Last an Sorgen. Ich dachte, ich würde sie kennen, aber vielleicht kannte ich nur die verängstigte und besorgte Pearl.

Ich sagte mir, dass das ein gutes Zeichen war und versuchte es nicht persönlich zu nehmen, dass sie diesen Zustand erst erreicht hatte, nachdem ich aus ihrem Leben verschwunden war. Das war nicht meine Schuld gewesen, rational wusste ich das natürlich, aber es zu glauben, war dennoch schwerer.

„Gott sei Dank, ich hab mir Sorgen gemacht!", meinte Pearl und drückte meine Finger noch einmal, bevor sie meine Hand losließ und sich erhob. Sie trug eine typische Uniform, die viele Kellnerinnen trugen. Sie hatte ihre Arbeit für mich unterbrochen, hatte an meinem Bett gesessen und meine Hand gehalten.

„Mir geht es gut", sagte ich und lächelte ihr zu und sie nickte freudestrahlend, bevor sie zu Crow blickte.

„Passt du auf sie auf, bis meine Schicht vorbei ist? Ich muss wieder zur Arbeit, ich kann den Job nicht verlieren", meinte sie und ich nickte.

Sie hatte recht, sie war hier geblieben, bis ich wieder zu mir gekommen war und jetzt musste sie wieder arbeiten. Ich verstand das.

Sie würde mich erneut besuchen kommen, davon würde sie wohl niemand abhalten können. Pearl konnte stur sein, wenn sie wollte.

„Sicher", meinte Crow und als Pearl mir noch einmal zulächelte und zum Abschied winkte, lächelte ich ebenfalls. Zumindest so lange, bis sich Crows Gesicht in mein Blickfeld schob.

Seine Hand umfasste meine kräftiger, bevor er seine Stirn an meine lehnte und ich nicht anders konnte, als hart zu schlucken, denn ich hätte noch in diesem Moment in Tränen ausbrechen können.

Sugar wants to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt