Kapitel 14
Crow
Ich ließ meine schmerzende Schultern kreisen und klickte mich etwas ziellos durch unseren Mail-Posteingang, die ich aus dem Darknet abrief, um zu sehen, ob wir neue Aufträge hatten. Nachdem der Auftrag von gestern Abend so unfassbar schiefgelaufen war, brauchte ich ein Erfolgserlebnis. Schnell. Möglich eines, bei dem ich so viel Geld verdiente, dass ich, nach Abzug dessen, was ich für meine Vorsorge zurücklegte, ein paar Tage im einem Bordell verbringen konnte. Denn anders würde ich das hier nicht aushalten, ohne dieses kleine Biest anzufassen. Sugar...
Ich war wütend auf mich selbst, weil ich mir gestern beim runterholen unter Dusche ihr Gesicht vorgestellt hatte und hatte es dennoch geschafft mir vor dem Einschlafen einzureden, dass sie sicherlich nicht so scharf war, wie ich das im Halbdunklen und im Wagen immer wieder festgestellt hatte. Ich war normalerweise nicht der Typ, der sich selbst belog, aber, dass es eine Lüge gewesen ist, stand mittlerweile außer Frage. Sugar war nicht nur so scharf, wie ich es in Erinnerung hatte, sie war schärfer und ihre Zunge spitzer, jetzt wo sie sich von dem ersten Schock erholt hatte.
Es war kaum auszuhalten. Sie war noch keine vierundzwanzig Stunden hier und schon veränderte sie alles um sich herum. Mich und meine Sicht auf mich selbst, die ganze verfickte Situation und Hunter.
Hunter. Noch so etwas, was mich zum kotzte, brachte: Hunter hatte recht gehabt. Es wäre Verschwendung gewesen sie umzubringen, denn ich kannte keinen Kerl, der diesem Blondchen nicht aus der Hand fressen würde, wenn sie ihr Äußeres richtig einsetzte. Egal wie viele Gemeinheiten ich mir gestern ausgedacht hatte. Und ich hatte mir eine Menge überlegt, um sie vor meinen geistigen Augen weniger sexy wirken zu lassen: dass ihre Haare sicher schlecht gefärbt waren, sie ihre volle Titten nur einen gut gepolsterten BH zu verdanken hatte und so weiter. Leider war nichts davon wahr.
Sie war naturblond, das hatte ich vorhin selbst feststellen müssen, den da war nichts von einem Ansatz gewesen und ihre Titten waren auch ohne BH voll und genauso prall, wie ich es bevorzugte. Nur etwas war nicht ganz so gewesen, wie ich dachte: Sie hatte weder blaue noch grüne Augen, wie ich es fälschlicherweise zu sehen geglaubt hatte. Sie waren irgendetwas dazwischen. Türkis. Und sie schienen sich je nach Stimmung leicht zu verändern. Dieses winzige Detail machte alles noch schlimmer, weil ich es nicht aus dem Kopf bekam und mir verriet, wie faszinierend ich sie eigentlich fand. Ich hätte sie umlegen sollen, als ich die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Scheiße.
Mein Schwanz zuckte wieder, als ich daran dachte, wie scharf sie in meinem Hemd aussah, dabei habe ich nie zu der besitzergreifenden Sorte Mann gehört, die es geil fanden Weiber in ihren Klamotten zu sehen. Doch bei ihr schienen mein Verstand eine Ausnahme zu machen und ich wusste, dass das alles nur auf zwei weisen enden würde: Entweder schaffte ich es sie zu vögeln oder ich würde sie umbringen, denn die Frau drückte absolut jeden Knopf an mir, den ich hatte. Ihre große Klappe machte mich sauer, ihr überlegende Gesichtsausdruck ließ mich fast aus der Haut fahren und ihre blitzenden Augen törnten mich an. Ich war so was von am Arsch und es gab nicht viele Möglichkeiten da herauszukommen, außer mir Sugar, dieser verdammte Name war doch der reinste Hohn, aus den Synapsen zu vögeln. Ich brauchte so viel Sex, dass mir die Lust verging und das bekam ich nur im Bordell.
Ich erschrak, als plötzlich eine Tasse Kaffee mit einem Donnern neben mir abgestellt wurde und ich scheinbar so tief in Gedanken versunken gewesen bin, dass ich nicht mal gemerkt hatte, wie Sugar in den Raum gekommen war. Dafür nahm ich ihre Anwesenheit jetzt umso intensiver wahr. Ein hauch von Vanille hing in der Luft der eine leicht cremige Note hatte und mich dazu brachte mich zu fragen, ob es die Bodylotion oder das Shampoo war, was so roch. Eines von beiden musste es sein, denn ich weigerte mich zu glauben, dass dies ihr natürlicher Duft sein könnte. Keine Frau roch natürlich nach etwas, dass man mit „verpasst Männern eine Latte" betiteln könnte.
Neben die Tasse stellte sie einen Teller mit dem Frühstück, dass Hunter gemacht hatte, dann drehte sie mir den Rücken zu, ließ sich auf die Couch fallen, auf der ich geschlafen hatte und schaltete den Fernseher an, als würde ich nicht existieren. Kleines Miststück.
„Hast du da Rattengift reingemacht?", fragte ich, weil ich dieser netten Geste nicht eine Sekunde lang über den Weg traute und Sugar warf mir einen hasserfüllten Blick aus ihren Edelsteinaugen zu, bevor sie in ihren Pancake mit den Händen aß.
„Klar. Tu mir doch bitte den Gefallen und verrecke schnell und vor allem leise, ich will dein gejapse dabei nicht hören", brabbelte sie mit vollem Mund und setzte eine Tasse Kaffee an ihre Lippen, die sicher dreimal so groß war, wie die, die sie mir gegeben hatte. Ich kannte diese Tasse. Das war MEINE. Sie trank aus meiner Tasse! Als hätten diese Weiber nicht schon genug vereinnahmt!
„Wer hat dir diese Tasse gegeben?", fragte ich plötzlich schlecht gelaunt und sie grinste breit.
„Hunter. Er meinte es wäre deine, aber ich finde sie steht mir mehr zu, als dir." meinte sie locker und nahm wieder einen Schluck. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich durfte mich von ihr nicht provozieren lassen. Aber wie könnte ein Mann auf so was nicht anspringen?
„Mein T-Shirt, meine Tasse. Sag doch einfach, dass du auf mich stehst, dann haben wir es hinter uns", sagte ich und ihr Lächeln verschwand kurz. Ihre Augen fixierten mich, als sie erneut von dem Pancake abbiss und dann ihre Finger ableckte. Einen. Nach. Den. Anderen.
Ich wurde sofort hart. Fuck! Dieses Weib, würde mich ernsthaft in den Wahnsinn treiben!
„Wir haben es erst hinter uns, wenn einer von uns beiden zwei Meter unter der Erde liegt", sagte sie, fuhr sich dann mit der Zunge über ihre prallen Lippen und ließ ihren Blick über mich gleiten. Sie spielte mit mir, das wusste ich und bei Gott, etwas in mir wollte unbedingt ihr Spielzeug sein.
„Da sind wir uns zum ersten Mal einig", grummelte ich, aber da grinste sie wieder.
„Und beim Kaffee", gab sie leise von sich, und zwar so leise, dass ich es wahrscheinlich nicht hören sollte. Aber ich hatte es gehört und es zuckte in meinen Wangen. Hatte ich doch gewusst, dass ich mich vorhin nicht verhört hatte, als ich meinte, wir hätten Hunter exakt dasselbe entgegengeschleudert hatten.
Die Frage war nur, wie weit sich unsere Gedanken noch miteinander deckten. Ich sah ihr tief in die Augen, um herauszufinden, ob sie sich auf einen Fick einlassen würde oder nicht. Sie mochte mich nicht, aber das störte mich nicht und beruhte auf Gegenseitigkeit. Auch der Wunsch den anderen tot zu sehen. Irgendwann. Aber war sie so scharf auf mich, wie ich auf sie? Ich war nie gut darin Frauen zu durchschauen. Das war meistens viel zu anstrengend und bei weiten nicht der Mühe wert. Ich verließ mich in der Regel darauf, dass ich den Frauen genug zahlte, um sie davon zu überzeugen, dass sie es wollten. Aber Sugar?
Diese Frau ließ sich nicht kaufen, da war ich mir sicher und ich war nicht geschickt darin jemanden zu umwerben oder so ein Blödsinn. Doch vielleicht war das auch gar nicht nötig. Wenn wir gleichen tickten, dann war es unkompliziert. Ich könnte einfach fragen und das würde ich auch.
„Bock zu vögeln?"
DU LIEST GERADE
Sugar wants to kill you
RomantizmDa ist man nur ein paar Minuten weg und schon wird das Grab, dass man gerade in mühevollen acht Stunden mitten im Nirgendwo ausgegraben hatte, von einem Fremden belegt. Er legt seine beschissenen Leichen dort ab, wo ich die Leiche meines Stiefvaters...