"Sugar-sicher" machen

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Kapitel 11

Crow

Während Hunter mit dem Wagen vor unserer Unterkunft hielt, sah ich noch einmal in den Rückspiegel, um abschätzen zu können, ob Sugar - der Name war so albern, dass er mir ein fieses Lächeln aufs Gesicht zauberte - Ärger machen würde.

Ihre Lieder schienen ihr schwerer geworden zu sein, aber ich sah einen Trotz in ihrem Blick, der deutlich sagte, dass sie alles versuchen würde, um mir Scherereien zu machen, unabhängig davon, wie müde sie war oder wie viel Gründe ich ihr dafür lieferte. Doch als Hunter die Tür öffnete, hinter der ihre Schwester eingeschlafen war, war er es, den sie wohl als größere Bedrohung betrachtete.

„Ich warne dich, eine falsche Berührung und ich beiße dir in der Nacht die Kehle durch!" fauchte sie ihn leise an und ich glaubte ihr sofort jedes Wort. Allerdings zog Hunter nur eine Augenbraue nach oben, griff dann nach dem Arm ihrer Schwester und schüttelte diese, damit sie die Augen aufschlug.

„Aufwachen, Dornröschen, wenn ich dich wach küssen muss, wird deine Schwester zum Drache und verpasst mir ein wenig Röst-Aroma", scherzte er und Pearl reckte etwas verwirrt den Hals und sah dann zwischen ihrer Schwester und Hunter, hin und her.

Dann bewegte sie sich endlich und ich stieg ebenfalls aus und riss an Sugars Seite die Tür auf, bevor ich meine Hand um ihren Arm legte und sie weiter Hunter nieder starrte. Diese Furie war schlimmer als eine Bärenmutter, soviel stand fest. Als sie dann aber merkte, dass Hunter nichts tat, was Pearl irgendwie verletzen oder belästigen konnte, war ich wieder das Ziel ihrer Wut. Natürlich. Mir blieb heute einfach nichts erspart.

Ich legte meine Hand um ihren Oberarm und half ihr dabei auszusteigen, als sie mir, ich schwöre mit voller Absicht, auf die Fuß trat. Sie mag nicht besonders schwer sein, aber sie hatte sich mit ihrem ganzen Gewicht drauf fallen lassen und selbst durch mein doch recht festes Schuhwerk war der Schmerz deutlich zu spüren. Dieses kleine Miststück!

„Entschuldige, ich bin ja so ungeschickt", hauchte sie so süß und unschuldig in meine Richtung, dass ich wieder kurz davor war, meine Hände um ihren schlanken Hals zu legen und zuzudrücken.

„Nochmal so eine Nummer, Täubchen und ich leg dich übers Knie! Das schwöre ich!", knurrte ich zurück und sie blinzelte nur liebenswürdig, als würde sie mir kein Wort glauben.

„Für deine kleinen Perversionen stehe ich nichts zur Verfügung! Verbuche es als Revanche dafür, dass du uns einfach erschießen wolltest!" entgegnete sie und ihre Tonlage wurde zum Ende hin immer giftiger.

„Wollte? Ich will es immer noch und warte nur darauf, dass du noch mehr Dummheiten machst, um es auch zu tun, zu können, also benimm dich lieber!" drohte ich ihr offen und tatsächlich schien sie sich zusammenzureißen, als wir sie und ihre Schwester in dieses kleine, abgelegen Haus brachten, das definitiv schon bessere Tage gesehen hatte. Aber in dieser Gegend war kein Haus besonders hübsch und da die Polizei hier nicht Streife fuhr und es in der Nachbarschaft von Drogendealern und dem ganzen anderen Scheiße nur so wimmelte, den der Stadtrat von Las Vegas zugunsten des Tourismus lieber von der Stadt fernhielt, waren wir hier relativ sicher.

„Ich hoffe ihr habt keine Luxusausstattung erwartet, Mädels, die bekommt ihr nämlich nicht. Und nur um euch einen Zahn gleichzuziehen: Die Nachbarschaft besteht aus Junkies, Gangmitgliedern und den ein oder anderen Zuhälter. In diesem Haus wird euch keiner etwas tun, aber da draußen garantiere ich für nicht. Hübsche kleine Ärsche wie eure, landen in der Regel auf den Strich, nachdem sie erst herumgereicht worden, also...", ich machte eine melodramatische Pause, bevor ich eines meiner Messer aus dem Stiefel zog und die Fesseln an ihren Handgelenken löste. „...tut mir doch einen gefallen und lauft weg." grinste ich bösartig, worauf mir Hunter einen bitteren Blick zuwarf.

„Du bist ein Arschloch, Crow. Weißt du das eigentlich?", fragte mein Komplize, bevor er die beiden Mädchen versuchte unschuldig anzulächeln.

„Leider hat er recht. Wir sperren euch nicht ein, sondern appellieren an euren gesunden Menschenverstand, dass ihr freiwillig bleibt und euren Teil des Deals erledigt. Die Treppe rauf ist ein Zimmer, wo ihr schlafen könnt. Wenn wir uns hinlegen, sperren wir es aber zu, damit ihr uns nicht wirklich im Schlaf erdrosselt", zwinkerte er Sugar zu und ging dann in die abgewohnte Küche und zog eine Kaffeekanne aus dem Automaten, und setzte scheinbar einen seiner heißgeliebten Tees auf. Er bekam die Kanne und ich würde wie immer nur eine Tasse bekommen. Toll. Mein Partner war kaum besser als diese Mädchen.

Ich folgte ihm und ließ die Mädchen ebenfalls einfach im Flur stehen. Ich hatte es ernst gemeint, als ich sagte, dass sie mir ein gefallen tun sollten und versuchen sollten wegzurennen. Wir befanden uns im Herzen eines Außnahmeviertels. Bis sie von hier aus an einen Menschen geraten würden, der ihnen tatsächlich zuhörte und helfen wollte, würden Stunden vergehen und in dieser Einöde wimmelte es nur so vor Kerlen, die nur auf eine Gelegenheit warteten, solch hübschen Mädchen in die Hände zu bekommen.

„Habt ihr keine Angst um euren Wagen?", fragte Sugar, als sie in ebenfalls in die Küche kam, um sich umzublicken. Ihr Blick blieb für eine Sekunde zu lange an dem Messerblock hängen und ich nahm mir eine geistige Notiz, ihn wegzuräumen. Das und alles andere, was sie in diesem Haus als Waffe verwenden könnte. Diese Frau war unberechenbar.

„Niemand fasst meinen Wagen an, Kleines", meinte Hunter nur mit einem zweideutigen Zwinkern und sagte damit mehr als nötig gewesen wäre. Ja, Hunters Protz-Auto war auffällig in einer so schäbigen Gegend, aber in dieser Nachbarschaft hatten die Typen zu große Angst vor uns, um sich an unserem Eigentum zu vergehen. Unsere Nachbarn wussten nicht genau, was wir waren, aber sie waren nicht so dumm, das herausfinden zu wollen.

„Können wir hochgehen, Sugar?", fragte Pearl leise an ihre Schwester und Sugar nickte, bevor sie die Küche wieder verließ und sich tatsächlich mit Pearls auf den Weg nach oben machte. Ich lauschte auf das Knarzen der Treppe, dann die der Dielen und dann der alten Rohre, als einer von ihnen das Bad entdeckte und sich wohl daran machte den Wüstenstaub vom Körper zu bekommen. Das Bedürfnis kannte ich gut.

„Ich schlaf auf der Couch", verkündete ich, weil wir gerade, dass eine Zimmer den Mädchen überlassen hatten, dass es in diesem Haus gab. Normalerweise wechselten Hunter und ich uns beim Schlafen ab, während einer Wache hielt, weil wir immer auf Nummer sicher gingen. Doch selbst da benutzten wir das obere Zimmer selten. Vom Erdgeschoss aus entkam man schneller im Falle eines Notfalles, deswegen lagerten all unsere Sachen sowieso hier unten.

Hunter nickte. Schmiss drei Teebeutel in sein aufgekochtes Wasser und ließ eine Koffein Tablette darin aufgehen. Warum er nicht wie jeder normale Mensch einen Kaffee trinken konnte, wusste der Teufel. Ich für meinen Teil, nahm mir vor, hier alles 'Sugar-sicher' zu machen und mich dann aufs Ohr zu hauen.

 Ich für meinen Teil, nahm mir vor, hier alles 'Sugar-sicher' zu machen und mich dann aufs Ohr zu hauen

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Sugar wants to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt