Kapitel 50
Sugar
Ich saß in der Lobby von diesem absurd teuren Hotel und ließ mir von einem Kellner ein weiteres Glas Tequila geben, von dem ich so etwas wie eine göttliche Eingebung erwartete. Man sollte meinen, nachdem ich mich gestern so sehr hatte zulaufen lassen, hätte ich so früh am Morgen keinen Bock auf Alkohol, aber wenn ich einen Grund hatte zum Trinken, dann jetzt.
Jetzt, mit dieser kleinen Papiertüte vor mir, die Hunter für mich tatsächlich an der Rezeption hinterlegt hatte und in der diese verfickte Pille war, die ich definitiv nehmen würde. Daran war nichts zu rütteln.
Ich zögerte nicht, weil ich wirklich über ein beschissenes Kind nachdachte. Ich zögerte, weil ich dachte, dass ich es mir selbst schuldig war.
Nachdenken, Überdenken, Verwerfen und zu einem Entschluss kommen, der nicht aus Panik heraus getroffen wurde, das war absolut notwendig, um nichts später zu bereuen. Also versuchte ich meine Emotionen in die richtigen Rahmen zurückzudrängen, in der Galerie meines Inneren, wo ich aufhängen und betrachten konnte.
Da war ein Bild von Pearl, die ich so sehr vermisste und für die ich jahrelang die Mutterrolle übernommen hatte. Zugegeben eher schlecht als recht. Ich machte mir Sorgen um sie, hatte Angst, was aus ihr wurde, wenn ich nicht auf sie aufpasste und kam zu dem Schluss, dass alle Gedanken in Richtung eines Kindes daher kamen, weil sie sie plötzlich weg war. Leeres-Nest-Syndrom. Ich könnte kotzen. War ich tatsächlich so einfach gestrickt? Scheinbar.
Würde ich mich für ein hypothetisches Kind entscheiden, würde es nur aus dem Wunsch heraus passieren, dieses Loch in meiner Brust zu schließen, das Pearl hinterlassen hatte. Und für Crow.
Ja, ich konnte es selbst nicht richtig fassen, dass ich selbst nach drei Tequilas ich es immer noch nicht geschafft hatte einen rationalen Gedanken ihn bezüglichzufassen, doch ich versuchte es immer noch beiseite zu schieben und mir einzureden, dass er damit nichts zu tun hatte. Weder mit meiner Entscheidungen, noch mit meinen Gefühlen, doch das war eine knüppelharte Lüge. Die Tatsache, dass er mir gesagt hatte, dass er mich wollte und dieses Kind hatte definitiv etwas mit mir angestellt. Verrückt.
Ich kannte ihn nicht, er war ein Arsch, ein Mörder und definitiv kein Beziehungsmaterial. Aber das war ich alles auch nicht, also schien mir der Gedanke, dass ich ebenfalls dabei war, mich vielleicht - und ich sage nicht, dass es so war - ebenfalls in ihn zu verknallen, doch gar nicht so kaputt.
Aber ein Kind? Auf keinen beschissenen Fall! Selbst wenn ich ein ruhiges, normales Leben führen würde, wäre es nicht fair, ein Baby als Lückenfüller für meine Schwester zu benutzen und schon gar nicht, um es einem Typen recht zu machen.
Also tat ich endlich das, was ich schon vor einer halben Stunde hätte tun sollen, und an das ich nie gezweifelt hatte, es zu tun. Ich nahm die Papiertüte, holte den kleinen Pillenstreifen heraus, drückte die versiegelte runde Pille aus der Verpackung und schluckte sie mit dem Tequila nach hinten. Kein 'little me' für Sugar! Und das war vermutlich die beste Entscheidung, die ich je hätte treffen können.
Dann lehnte ich mich in den Cocktailsessel zurück und beobachtete die schick gekleideten Leute, die in die Lobby kamen und wieder gingen.
Es waren nicht viele und niemand achtete wirklich auf mich, was auf eine eigenartige Art gerade sehr bequem für mich war. Dieses Hotel war dermaßen edel, dass es niemanden störte, dass eine blonde Frau, mit verquollenen Augen, in nichts weiter als einem Bademantel, mit in der Lobby saß und sich ein Tequila nach dem anderen genehmigte, noch bevor es überhaupt Mittag geschlagen hatte.
Richtige Entscheidung.
Es war eine verfickte, richtige Entscheidung! Dennoch fiel es mir schwer, einen Haken dahinter zu machen. Scheiße.
Was hatte Crow nur mit mir angestellt?
Crow und sein verficktes Liebesgeständnis.
Also das hatte er zwar nicht wirklich gesagt, aber doch irgendwie schon. Auf die Crow Art eben und das verräterischen flattern in meinen Bauch, war alles andere als hilfreich, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich wollte. Von ihm. Von mir. Von meinem leben.
Als mein Glas erneut leer war, beschloss ich, dass es egal war, was ich fühlte. Wir steckten zusammen in der Scheiße und wenn Crow in mich verknallt war, würde ich zumindest lange genug überleben, um vielleicht einen neuen Sinn für mich zu finden.
Weglaufen war keine Portion, da konnte ich es zumindest mal mit Crow versuchen, oder nicht? Er war wirklich nicht so schlecht im Bett, als dass mir dabei ein Zacken aus der Krone brechen würde.
Als der Kellner erneut kam und mir mein drittes Glas bringen wollte, lehnte ich ab und winkte ihn davon, um weiter Luftlöcher zu starren und Luftschlösser in meinen Gedanken zu errichten.
Ich gönnte mir den Moment Tagträumerei, dass es vielleicht doch gut wäre etwas Ernsthaftes mit Crow anzufangen und vielleicht, wenn ich über Pearl hinweg kam, dann auch ein Kind mit ihm zu bekommen. Doch als der Kellern dann doch mit einem Tablett wiederkam, schob ich das alles beiseite.
"Ich hatte doch gesagt, keinen mehr", maulte ich ihn an und der junge Mann druckste verlegen bevor er nur meinte:
"Ja, M'am, der ist von dem Mann da drüben", sagte er und ich folgte mit wahrscheinlich glasigen Augen seinen Blick und blieb an ein paar blaue Augen hängen, um die sich bereits die ersten Fältchen legten und dennoch demonstrierten, dass der nicht unattraktive Kerl dort, drei Tische weiter, zwar ein bisschen zu alt für mich war, aber definitiv Interesse zu haben schien.
Seine rost-blondes Haar zeigte bereits einzelne silberne Strähnen und weil er mein starrer als Einladung auffasste, erhob er sich in einer galanten Bewegung, knöpfte seine Anzugjacke zu und kam zu mir herüber.
Der Kellner ging, bevor ich diesen Mistkerl an maulen konnte, dass er sich zum Teufel scheren konnte.
Auch gut, dann würde dieser Daddy-verschnitt eben meine üble Stimmung alleine abbekommen. Ich hatte absolut kein Interesse daran, abgebaggert zu werden.
"Darf ich mich setzen?", fragte der Fremde und ich griff nach dem Tequila, den er mir hat zukommen lassen und beschloss kurzen Prozess mit seinen Avancen zu machen. Ich ließ das Glas, samt Inhalt demonstrativ auf den Teppich fallen und als es seinen Inhalt verschüttete, landeten ein paar Tropfen auf seinen schicken, teuren Schuhen. Das war das internationale Zeichen für: Verpiss dich.
Sofort verschwand das attraktive Lächeln von ihm und er sah plötzlich ziemlich verärgert aus. So sehr, dass man hätte blind sein müssen, um nicht festzustellen, dass das sein wahres Gesicht war. Der Kerl war ungebührliches und unhöfliches Verhalten nicht gewohnt und das charmante Lächeln von gerade nur eine Maske. Tja, da waren wir schon zwei, denn auch ich war nur eine Bitch mit einem hübschen Lächeln.
"Verpiss dich.", meinte ich noch, für den Fall, dass er es nicht nicht kapiert hatte und winkte ihn fort.
Doch der Kerl überraschte mich, indem er sich einfach mir gegenüber in den anderen Cocktailsessel setzte, den Kellner herbei schnippte und dann mit einem wütenden Blick auf mich starrte, während er auf die Bedienung wartete. Herablassendes Arschloch.
Scheiße. Warum musste ausgerechnet ich immer die penetranten Kerle anziehen?
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Sugar wants to kill you
RomanceDa ist man nur ein paar Minuten weg und schon wird das Grab, dass man gerade in mühevollen acht Stunden mitten im Nirgendwo ausgegraben hatte, von einem Fremden belegt. Er legt seine beschissenen Leichen dort ab, wo ich die Leiche meines Stiefvaters...