Sugar braucht keinen Aufpasser...

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Kapitel 39

Crow

"Dir ist klar, dass ich dich abstechen werde und aus deinem Kopf eine Vase für meinen Schlafschränkchen mache, wenn du ihr wehtust, oder?", giftete Pearl mich an und fast wäre ich in ein schallendes Lachen ausgebrochen. Nicht weil es lächerlich war, so etwas von er siebzehnjährigen in einem verdammten Hoddie mit Katzenohren gesagt zu bekommen, sondern weil ich wusste, dass sie das absolut ernst meinte und ich mich dabei erwischte, ihr zu glauben.

Dieses Mädchen hatte in Sugar ein Vorbild erhalten, das sie in ein paar Jahren selbst zu einer taffen Frau machen würde. Vielleicht war es unverantwortlich, dieses halbe Kind auf die normale Welt loszulassen, ohne jemanden, der sie zügeln konnte.

Das Grinsen allerdings konnte ich mir nicht verkneifen und so zuckte ich nur mit den Schultern und warf Hunter einen Blick zu, der verdeutlichen sollte, dass er sich vermutlich gerade selbst eine Arsch-gefährliche Zicke ausgesucht hatte. Er aber wirkte nicht überrascht.

"Wird er nicht, ich passe auf deine Schwester auf", versprach Hunter, aber Pearl zog nur die Augenbrauen nach oben und gab einen verächtlichen Ton von sich.

"Sie braucht niemanden, der auf sie aufpasst. Ihr solltet aufpassen", meinte sie und ging dann in die Küche, um sich einen Kakao zu machen.

"Punkt für dich, Mädchen", kommentierte ich und Hunter stand auf, um ihr nachzugehen und versuchte wahrscheinlich Pearl aus ihrer schlechten Laune zu befreien. Armer Irrer. Er war bereits ihr verdammter Knecht, er wusste es nur noch nicht. Vielleicht glaubte Hunter auch, dass er es nicht wäre, weil er wusste, dass er sie nicht anfassen durfte. Denn ob verliebter Volltrottel oder nicht, Pearls Alter war definitiv ein Problem für Hunter. Er würde sie nicht anrühren, bevor sie einundzwanzig war und vielleicht hatte er bis dahin auch bereits komplett das Interesse an ihr verloren.

Elf Jahre Altersunterschied machten eben doch einiges komplizierter, wenn einer der beiden noch so jung war.

Ich bewegte weiter die Hanteln, während ich dabei zusah, wie Hunter mit Pearl redete und dabei fast pingelig darauf achtete, sie nicht zu berühren. Ihr ja nicht zu nahezukommen, als fürchtete er sich zu verbrennen. Wahrscheinlich würde er das auch tun, auch wenn es Sugar sein würde, die mit einem Flammenwerfer hinter ihm stand.

Dann hörte ich weitere Schritte von der Treppe und Sugars große Gestalt mit Kurven an genau den richtigen Stellen tauchte im Flur auf und versperrte mir den Blick auf Pearl und Hunter. Sie sah den beiden ebenfalls zu ,bevor sie sich missmutig davon abwandte und dann unverfroren einfach zu meinem Seesack lief, um sich ein frisches T-Shirt zu holen.

"HEY!", maulte ich sie an und sie warf mir einen Blick zu, der definitiv eine Herausforderung sein sollte.

"Ich hab keine Klamotten, also hab' dich nicht so. Sonst frag' ich Hunter, ob ich mir was von ihm leihen kann", brummte sie schlecht gelaunt zurück und ich wusste, dass das eigentlich nicht ich der Grund für ihr Zicken-Verhalten war. Nicht nur zumindest.

Sie hasste es, Hunter und Pearl zusammen zu sehen. Sugar provozierte mich, weil sie Dampf ablassen musste und ich Trottel konnte nichts daran ändern: Ich reagierte.

Etwas Heißes und ätzend, giftiges stieg in meiner Kehle auf und brachte mich dazu meine Hantel mit einem krachen fallen zu lassen, zu ihr zu gehen und Sugar an den Lockeren Oberteil an mich heranzuziehen.

"HEY!", maulte sie, wie ich wenige Sekunden zuvor und dann standen wir uns so nahe gegenüber, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten.

"Ich hoffe für dich, dass das lediglich eine dumme Provokation deinerseits war, Cupcake, sonst leg' ich dich übers Knie, und zwar nicht auf die amüsante Art und Weise!", drohte ich ihr leise und grinste nur.

"Wenn du das auch nur versuchst, schneide ich dir die Eier ab und verstaue sie in meiner Unterwäscheschublade um ihnen zu zeigen, was sie verpasst haben. Wer ficken will, muss freundlich sein, du testerongesteuerter Höhlenmensch! Du bist seit fünfzig Jahren out.", gab sie schlagfertig zurück.

"Bin ich das, ja? Dabei könnte ich schwören, dass dein Höschen schon jetzt wieder nass ist", hielt ich dagegen, denn sie konnte sagen, was sie wollte: Diese Anziehung war absolut gegenseitig! Und wenn sie auch nur ein wenig so tickte wie ich, dann machte sie dieser kleine Disput nicht weniger an, als mich.

"Wer sagt, dass ich ein Hösschen trage?", meinte sie fast schon abschätzend und ich hörte selber wie mir dabei ein Stöhnen entwich. Fuck, war die Frau scharf!

"Wenn ich also jetzt meine Hand in deine Hose schiebe, finde ich da eine feuchte Muschi vor, ja?" fragte ich halb erstickt und sah, wie ihre hübschen blaugrünen Iren kleiner wurden, weil sich Pupillen so sehr weiteten, dass ich kurz glaubte, sie hätte was eingeworfen.

Sie atmete tief ein und stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, um mir entgegenzukommen, als hätte sie vor mich zu küssen. Diese Hexe! Doch anstatt ihre Lippen selbst spürte ich lediglich ihren Atem auf meinem Mund.

"Wenn du deine Hand in meine Hose schiebst, wird das hier eskalieren Crow und dafür habe ich keine Zeit!", meinte sie dann, entfernte sich von mir und war plötzlich so kalt, dass man mir genauso gut eine Packung Eiswürfel in meine Unterhose hätte schütten können.

Ich hoffte kurz, dass diese kleine Abfuhr mich wieder auf den Boden der Tatsachen bringen würde, aber wem machte ich etwas vor? Das imaginäre Eis verdampfte in Sekunden und linderte den Druck in meinen Eiern nur unzureichend. Es war höchste Zeit, Sugar flachzulegen!

Doch momentan sah sie nicht danach aus, aus würde sie mich ihrer Schwester vorziehen und ging zu Pearl in die Küche, während ich wie ein liebeskranker, verzweifelter Hund hinterher torkelte und dabei zusehen musste, wie Sugar sich neben Pearl stellte, ich einen Arm um die Mitte schlang und ihr einen fast mütterlichen Kuss auf die Schläfen drückte.

Währenddessen kam Hunter zu mir und boxte mir im Vorbeigehen gegen die Schultern.

"Bis heute Abend sollte alles für Pearl organisiert sein, solange sollten wir ihnen geben, sich zu verabschieden", meinte er und ich wusste, dass er recht hatte. Die beiden brauchten diese Zeit für sich, denn sie wussten beide, dass es keine Frage mehr von Tagen war, sondern von Stunden.

Sugar würde ihre Schwester alleine in ein vermeintlich normales Leben übergeben, in dem vollen Wissen, womöglich nie wieder ein Teil davon sein zu können.

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