frech, Sugar (zensiert)

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Kapitel 55

Sugar

Als ich aufwachte musste ich kotzen und das nicht auf die angenehme, erleichternde Art und Weise, sondern auf die Art, bei der man sich beim Kotzen noch beschissener fühlte, auf die Art, die einem noch weiter die Sinne raubte.

Ich wand mich, schnappte nach Luft, musste irgendwie atmen, während ich das bisschen Alkohol hochwürgte, was ich im Magen hatte und das Holpern um mich herum machte nichts besser. Am Rande vernahm ich das Motorengeräusch und als ich mich umsah, begegnete ich dem Blick eines Mannes, der mich breit angrinste.

Es war dieses abscheuliche Grinsen eines Mannes, der etwas sah, was ihm gefiel und bevor ich darüber nachdenken konnte, dass er scheinbar ein Faible für kotzende Frauen hatte, bemerkte ich die kühle Luft an meinen Brüsten.

Der Bademantel war aufgeklafft und obwohl ich mich dadurch nicht verletzlicher fühlte, wie der Scheißer vor mir vielleicht hoffte, schloss ich ihn schnell wieder und sah mich um.

Der Hinterkopf des Beifahrers dieses alten rostigen Transporters kam mir bekannt vor.

"Was hast du vor, du verdammter Wicher?" fragte ich meinen Vater, wischte mir die Kotzreste vom Mundwinkel und spuckte in eine Ecke den ekligen Geschmack aus dem Mund.

"Das Zeug hat ja nicht so lange gehalten wie bei den anderen", meinte der dreckig grinsende Typ hinter mir und erst bei seinen Worten drehte sich mein Vater gerade so weit in meine Richtung, dass ich sein Profil ausmachen konnte.

Andere.

Ich war nicht die erste Frau, die sie mit diesem scheiß, betäubt hatten und ich wollte mir gar nicht ausmalen, was mit den 'Anderen' passiert war. Aber ich versuchte, ruhig zu bleiben.

Das hier waren nur gewöhnliche Arschlöcher. So einfach, so gewöhnlich, so gewöhnungsbedürftig.

"Ich bin halt ein großes Mädchen! Sind Arschlöcher wie du nicht gewohnt, oder?", fragte ich provokant und es passierte genau das, was ich mir dachte, was passierte. Diese Mistkerle waren wohl verschreckte, weinende Frauen gewöhnt, denn keiner dieser Überflieger hatte mich gefesselt. Sie dachten, mich anderweitig in Schach halten zu können, auf die einzige Art, die solche dämlichen Fußsoldaten verstanden: Gewalt.

Der Kerl neben mir lehnte sich von seinem Sitz etwas nach vorne, mich hatte man nur wie ein Müllsack auf dem Boden geworfen, holte aus und wollte mich schlagen, doch ich schlug ihm seine Hand weg, packte sein Hemd, zog ihn von der einzigen Sitzgelegenheit. Ich interessierte mich nicht für das überraschte Gejaule, das er ausstieß, als er das Gleichgewicht im fahrenden Fahrzeug verlor und mit dem Gesicht zuerst direkt auf den Metallboden des Fahrzeuges neben mir aufkam. Vollidiot. So war das eben mit großen, aufgeblasenen Kerlen, mit viel Muskelmasse: Sie waren langsam und sie waren frontlastig, trotz der Hohlbirne.

Er war leider nicht bewaffnet und so konnte ich ihm nichts abnehmen, aber ich machte meinen Standpunkt klar, richtete meinen Bademantel, meine Haare und setzte mich an seiner statt auf den Platz.

Er hob den Kopf, als er in seinem Spatzenhirn endlich verarbeitet hatte, was da gerade passiert war und ich grinste freudig, während ich langsam meine Beine übereinander schlug. Der Anblick nahm ihn für eine Sekunde, zu lange gefangen.

Männer waren ja so einfach gestrickt.

"Hat dir niemand beigebracht, dass man der Dame den einzigen Platz anbietet?", fragte ich und der Fahrer des Wagens fluchte mit seinem Blick im Rückspiegel und ich warf ihm eine Kusshand zu. Mein Vater hatte sich scheinbar etwas zu schnell an meine Unverschämtheiten gewöhnt.

"Behalt den Blick auf die Straße, verdammt! Und du, Sugar! Verhalt dich ruhig, sonst binde ich dich an einem Seil an den Wagen, schleife dich durch die Straßen!", drohte er und ich betrachtete gelangweilt meine abgebrochenen Fingernägel.

Sugar wants to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt