Kapitel 34
Sugar
Ich war stolz auf mich, dass ich es schaffte, mit unbewegter Miene durch dieses Anwesen zu laufen, ohne zu heulen oder einfach durchzudrehen. Crows Jacke um meinen Schultern war angenehm warm und erfüllte mich mit Kraft, während seine Hand, die ich immer noch nicht wieder losgelassen hatte, mich davon abhielt, zu zittern.
Nicht, dass ich diesem Scheißkerl von Serienmörder auch nur eine Träne hinterher geheult hätte. Nein. Ich bereute meine Tat nicht! Absolut nicht! Die Welt war ohne dieses Arschloch definitiv besser dran, aber dennoch klopfte das Adrenalin in meinen Adern und das langsam trocknende Blut juckte auf meiner Haut.
Einige Gäste, an denen wir vorbeiliefen, betrachteten mich mit großen Augen. Das Blut in meinem Gesicht war kaum zu übersehen und dank Hunter glaubte jeder hier, ich sei der Barbie-Killer. Doch mehr als gestarrt wurde nicht. Niemand kreischte erschrocken oder rief die Polizei. Die Leute hier in den feinen Klamotten und den perfekten Manieren hatten wahrscheinlich alle schon wesentlich Schlimmeres gesehen und vermutlich auch selbst getan. Diese Menschen waren verdorben und auch wenn ich mich gegen diesem Gedanken verwehrte, stand eines fest: Ich war nicht besser oder schlimmer als sie.
Ich hatte bereits zwei Menschen umgebracht und ahnte, dass ich es definitiv wieder tun könnte. Wieder und wieder. Es würde mit jedem Mal leichter. Ich war auf dem besten Weg ziemlich tief in diese Szene abzurutschen, die meine Alarmglocken zum Schrillen brachten.
Für einen Moment zog mich das in ein tiefes Loch, das mit dem Zweifel an die eigene Menschlichkeit angefüllt war, aber ich schüttelte das innerlich ab. Zum einen, weil ich nicht den Hauch eines schlechten Gewissens verspürte und nichts auf meine Menschlichkeit gab und zum anderen, weil es einfach nicht hilfreich war. Ich musste überleben.
Draußen angekommen, atmete ich tief durch und blickte in den kümmerlichen Sternenhimmel, den die Nacht offenbarte. Kümmerlich, weil die Lichter der Stadt ihn wenig beeindruckend erscheinen ließen.
Als sie Kühle der Nacht mich umgab, ließ ich Crowd Hand los und blieb ruhig. Das Erschüttern in meiner Brust blieb aus, genauso wie das Geheule, das ich eigentlich erwartet hatte. Das sollte doch normal sein, oder? Dass man es bereute, oder? Aber wie schon bei meinem Stiefvater verkraftete ich es besser als mir lieb war.
"Alles in Ordnung?" fragte Crow und sah mich ungerührt an. Ich wollte irgendetwas Gemeines sagen, aber ich fühlte mich nicht in schäker Laune. Ich fühlte mich...kalt. Ich passte so gut in diese Welt, dass es mir Angst machte. Nicht um meinetwillen, aber wie würde Pearl mich nun ansehen? Sie war sensibler als ich. Besser.
"Das Blut juckt auf der Haut", sagte ich Crow, während wir auf das Fahrzeug warteten, dass uns von hier wegbringen sollte. Wir mussten schnell wieder zurück. Pearl würde sich sicher Sorgen machen. Große Sorgen. Vielleicht hatte Hunter uns auch schon abgeschrieben, wer konnte das schon wissen?
"Wie ist es mit dem Jucken zwischen deinen Beinen?", fragte Crow und das Glitzern in seinen dunklen Augen demonstrierte mir, dass auch er keine Probleme haben würde, die Scheiße dieses Abends zu verkraften. Aber meine Kälte bezog sich definitiv auch auf meine Muschi.
"So trocken wie die Wüste. Das Töten mag mir leicht fallen, aber es killt definitiv auch jede Erregung", maulte ich ihn an und dann passierte etwas, mit dem ich als Letztes gerechnet hatte.
Crow hob die Hand und strich mir einmal über die Haare, während sein Blick bedauernd wurde und das lag nicht daran, dass ich den Sex mit ihm ablehnte. Er bedauerte meine Kälte. Und dass er genug für mich empfand, um so viel Mitleid zu empfinden, rüttelte an mein Herz.
So eine verfickte Scheiße.
Da ging sie hin, die Distanz, die ich hatte einhalten wollen.
Sex war okay, dass wir uns angifteten und uns gegenseitig damit drohten den anderen umzulegen war auch absolut in Ordnung, aber dieses Verständnis?
Bäh! Ekelhaft! Dagegen musste ich dringend etwas tun.
"Dass es dir krankes Arschloch einen Ständer verpasst, überrascht mich allerdings wenig!", provozierte ich ihn und für einen Moment sah er mich nur an, bevor sich dann seine Lippen kräuselten und er diese verfluchte Hand wegnahm, die etwas darstellte, was nicht passieren durfte: Zärtlichkeit, Trost und Zugehörigkeit. Das war eine Richtung, die keiner von uns beide auch nur ansatzweise wollte. Niemals.
"Der Anblick deiner Titten hat mir einen Ständer verpasst und ich wäre definitiv nicht abgeneigt, wenn du dein freches Mundwerk dazu benutzen würdest, dich darum zu kümmern. Du hattest dein Spaß schon mit dem Barbie-Killer und ich bin leer ausgegangen!", kommentierte Crow zurück und ich schnaufte abwertend.
"Davon träumst du! Ist nicht mein Problem, dass du bei der Damen-Welt so unbeliebt bist!", maulte ich zurück und war mehr als zufrieden damit, mich mit Crow wieder auf einem Level zu befinden, mit dem ich vertraut war. Sie gegenseitig ankeifen.
Doch es hatte sich etwas verändert zwischen uns, das konnte ich nicht leugnen und das machte mich wesentlich nervöser, als das, was auch immer die Zukunft für mich bereithielt.
Der Wagen fuhr vor und ich beeilte mich damit einzusteigen und mich in den weichen Sitz gleiten zu lassen, der mich unfreiwillig daran erinnerte, wie es sich angefühlt hatte auf Crow zu sitzen, ihn zu küssen und seine Hand zwischen meien Beine zu haben. Und Crow dachte an ähnliches, der Kerl hatte einen Blick aufgesetzt, den ich mittlerweile als sein Schmutzige-Gedanken-Ausdruck erkannte.
"Gib mir meine Jacke zurück", meinte er mit einer hochgezogenen Augenbraue und ich wickelte das Jackett demonstrativ fester um meine Brüste. Er wusste genau, dass ich kaum eine Möglichkeit hatte, mich zu bedecken, wenn er mir die Jacke wieder wegnahm.
"Vergiss es! Wenn du eine Piep-Show willst, such dir eine im Internet!"
"Was deine Titten sind sind im Internet?" fragte er provokant und ich merkte, wie wieder dieses Gefühl in mir aufstieg, ihn erwürgen zu wollen. Vertrautes Terrain, dass ich so schnell nicht wieder verlassen würde.
"In dem Moment, in dem ich dich umbringe, wirst du an all deine Sprüche zurückdenken und dir wünschen weniger gemacht zu haben!", drohte ich ihm offen und Crow lachte. Es war ein ehrliches Lachen, dass eine Augen erreichte und in meinen Magen etwas anstellte, das ich mich weigerte, als flattern zu bezeichnen. Fuck...ich befand mich langsam wirklich tief in der Scheiße.
Mit gefiel dieses Lachen. Crow lachte selten und war meist viel zu ernst, was ich zwar unfassbar sexy, aber wenig sympathisch fand. Er war immer so ein Griesgram.
Dann aber lehnte er sich einfach zurück, legte den Kopf in seinen Nacken und wurde wieder ruhig. Zu ruhig. Obwohl es stets so leicht zwischen uns war, hatte das alles eine gewisse Schwere erhalten, eine gewisse Ernsthaftigkeit und das nicht auf eine Art, mit der ich auch nur lernen wollte umzugehen.
"Du wirst mich nicht umbringen, Sugar und ich dich auch nicht", sagte er dann und zog mir damit den Boden unter den Füßen weg.
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Eine Geschichte, zu düster für Wattpad...
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Sugar wants to kill you
RomansaDa ist man nur ein paar Minuten weg und schon wird das Grab, dass man gerade in mühevollen acht Stunden mitten im Nirgendwo ausgegraben hatte, von einem Fremden belegt. Er legt seine beschissenen Leichen dort ab, wo ich die Leiche meines Stiefvaters...