Kapitel 11

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Als dann endlich auch die restlichen Gäste eingetroffen waren, setzten wir uns alle an den Esstisch.
Natürlich wurden Chris und ich direkt gegenüber voneinander gesetzt.
Wer hätte das nur gedacht?

Selbst beim Essen merkte ich, dass Chris' Blick immer wieder für eine kurze Zeit auf mir weilte.
Hat der Junge denn nichts Besseres zu tun?
Ich werde ihn schon nicht attackieren.
Zumindest... jetzt noch nicht.

Heute war der Abend, an dem ich mich an ihm rächen würde.
Zwar weiß ich weder wie noch wo, doch ich war mir sicher, dass sich der perfekte Moment finden würde.
Das musste er einfach. Denn wenn nicht, müsste ich mich selbst darum kümmern diesen Moment zu erschaffen.

Voller Vorfreude pickte ich ein Stückchen Fleisch auf meine Gabel und aß dieses genüsslich.
Völlig siegessicher hob ich meinen Blick, welcher mal wieder auf Chris traf.
Anscheinend hatte er meinen Blutdurst bereits wahrgenommen, denn sein Gesicht schien deutlich bleicher als zuvor.

Verständlich. Immerhin wusste er ganz genau wie viel ich gegen ihn in der Hand hatte. Zwar könnte ich mir damit auch selbst schaden, aber wenigstens würde ich Chris dabei mit in den Untergang ziehen.

Nervös biss sich Chris von innen auf seine Unterlippe und starrte mich dabei an.
Seh ich da etwa Angst in seinen Augen? Und das, obwohl in der Schule er derjenige war, der mir Angst einflößen wollte.

Seine offensichtliche Angst ließ mich nur noch mehr vor mich her grinsen.
Um meine Freude jedoch ein wenig zu verstecken, widmete ich wieder meinem Essen.

"Chris? Ist bei dir alles okay? Du isst ja gar nicht", stellte Nathalie fest und sah besorgt zu ihrem Sohn.

"Ganz weiß bist bist du auch. Fühlst du dich vielleicht wegen etwas nicht ganz wohl?", fragte ich gespielt besorgt.
Dabei musste ich mir auf meine Lippe beißen, um nicht breit loszugrinsen.

"Mir geht's gut, danke", antwortete er nur stumpf und mied jeglichen Blickkontakt zu den Gästen.
"Ist es vielleicht wegen deiner Verletzung?", hackte seine Mutter weiter nach.

"Es geht mir gut", wiederholte er stur, ohne dabei aufzuschauen.
"Wie genau kamen die Verletzungen denn überhaupt zustande?", mischte ich mich nun ein und warf Chris einen herausfordernden Blick zu.

"Wir haben ihm Sportunterricht Rugby gespielt und es ist dabei ein wenig ausgeartet", antwortete er.
Dass er seinen Kiefer zusammen drückte, zeigte mir wie angespannt er gerade war, was um ehrlich zu sein, wirklich amüsant war.

"Beim Rugby also, aha. Warst du nicht derjenige der mir gesagt hat,-", bevor ich meinen Satz beenden konnte, trat mir Chris unter dem Tisch gegen mein Bein.
Mit einem warnenden Blick sah er mir tief in meine Augen, was mich schmunzeln ließ.
"Dass Rugby ungefährlich wäre?", beendete ich meinen Satz grinsend und wartete auf seine Antwort.

Chris schien sich ein wenig zu beruhigen und atmete erleichtert aus, ehe er antwortete.
"Ungefährlich nicht. Es kann schon mal etwas eng werden, wenn jeder das Spiel ernst nimmt. Das passiert nun mal", erklärte er mir, woraufhin ich nur nickte, als hätte mich wenigstens auch nur ein winziger Teil seines Gesagten interessiert.

Als jeder mit dem Essen fertig war, meldete sich Chris sofort freiwillig, um das Geschirr abzuräumen.
Da wollte wohl jemand der Situation entfliehen.

Wir saßen noch eine ganze Weile zusammen am Tisch, in der Chris und ich unser Bestes gaben, nicht aufeinander loszugehen.
Als einige der Gäste irgendwann auch ganz gut angetrunken waren, nutzte Chris die Gelegenheit, um unbemerkt nach draußen zu huschen.

Nun, ganz so unbemerkt auch wieder nicht, denn ich wusste ganz genau weshalb er nach draußen geflüchtet war.
Als auch für mich die Luft klar war, schlich ich mich nach draußen.

Sofort stöhnte Chris genervt auf, als er mich wahrnahm.
Er lehnte lässig an der Hauswand, weit aus der Sichtweite der anderen entfernt und nahm gerade einen Zug von seiner Kippe.

"Wissen denn deine Eltern dass du rauchst?", neckte ich ihn.
Natürlich wussten sie das nicht.
Chris ist doch ihr anständiger Sohn, der keiner Fliege etwas zuleide tun würde und äußerst verantwortungsbewusst war.
So jemand würde doch niemals rauchen, nicht wahr?

Genervt rollte Chris mit seinen Augen und rauchte, ohne mir zu antworten, weiter.
"Wäre doch wirklich eine Schande, wenn sie das rausfinden würden nicht wahr?", hackte ich nach und grinste ihn gefährlich selbstsicher an.

"Das würdest du nicht Roberts", antwortete er gelassen und ließ sich von mir nicht aus der Fassung bringen.
"Ach ja? Dann lass uns das doch herausfinden."
Mit diesem Satz drehte ich ihm schwunghaft meinen Rücken zu und lief in Richtung der Glastüre, welche bei der großen Fensterfront, wieder ins Wohnzimmer führte.

Ich wollte gerade die Tür öffnen, da zog mich Chris am Arm zurück.
"Das wirst du nicht", sagte er bedrohlich und ließ meinen Arm dabei nicht los.

Die plötzliche Wärme seiner Hand auf meinem nackten Arm sorgte dafür, dass mich ein Schauer durchfuhr.
Die kleinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf, wodurch Chris leicht grinsen musste.

Plötzlich zog er mich so nah an sich, dass sich unsere Körper fast berührten.
"Ich hab mindestens genauso viel gegen dich in der Hand, wie du gegen mich. Sei also vorsichtig mit deinen Taten", verdeutlichte er.
Seine Augen ließen dabei nicht von meinen ab.

"Du riechst ganz schön nach Rauch. Willst du dagegen nicht irgendwas tun?", entgegnete ich ihm gelassen.

Chris zuckte nur mit den Schultern und ließ endlich meinen Arm los.
"Lass mich dir helfen."
Ich grinste ihn breit an, ehe ich meine Hand auf seine Brust legte, um dort Kraft auszuüben.

Chris verlor das Gleichgewicht und war dabei in den Pool zu fallen, welcher sich direkt hinter ihm befand.

Doch noch bevor ich mich freuen konnte, umfassten seine Hände meine Hüfte, was auch bei mir dazu führte, dass ich mein Gleichgewicht verlor.

"Du kommst mit", flüsterte er und grinste mich verschmitzt an, ehe wir beide in den Pool stürzten.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt