Kapitel 7

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"Also gut, dann lasst uns doch eure Vorschläge an der Tafel zusammenfassen", sagte unsere Klassenlehrerin und nahm sich einen Stift zur Hand.
Momentan geht es darum ein Land oder einen Ort zu finden, an den wir auf unserer Studienfahrt reisen können.
Sofort streckten sich viele Hände in die Luft und es kamen viele verschiedene Vorschläge.
Am beliebtesten schien wohl Amsterdam, aber da brauchen wir nicht einmal nachfragen, da Amsterdam für unsere Schule grundsätzlich Tabu ist.

Irgendeine Klasse hatte es vor ein paar Jahren mal geschafft sich durchzusetzen und ist nach Amsterdam gereist, doch der Ausflug ist wohl völlig eskaliert.
Seitdem sind uns keine Abschlussfahrten mehr nach Amsterdam, oder in die Niederlande generell, erlaubt.

"Hey, hast du vielleicht Lust am Freitag bei mir zu übernachten? Es soll sehr warm werden und meine Eltern sind nicht daheim, also könnten wir auch auf dem Dach pennen", flüsterte Bonnie zu mir und stupste dabei meine Schulter.
"Klar, da bin ich auf jeden Fall dabei. Ich hab gehört, dass dieses Wochenende wohl viele Sternschnuppen zu sehen sein werden", erwiderte ich freudig.

Der Rest des Tages verlief mal wieder wie jeder andere und so auch die restlichen Tage der Woche.

Freitag Abend machte ich mich auf den Weg zu Bonnie, welche bei meiner Ankunft gerade dabei war, unsere Snacks vorzubereiten.
Mal wieder das beste Timing.

Ich folgte Bonnie in die Küche und schnappte mir erst mal eine der frisch gebackenen Pizzaschnecken und ließ mir diese schmecken.
"Man die sind echt so verdammt gut, wenn du die Dinger machst", murmelte ich mit vollem Mund, was Bonnie nur zum Lachen brachte.
"Ich fühle mich sehr geehrt", antwortete sie mir mit einem leicht sarkastischen Unterton.

Wir schnappten uns so viele Decken und Matratzen wie möglich und schleppten diese nach oben in Bonnies Zimmer und schmissen sie anschließend aus dem Fenster, auf das anliegende Dach.
Wir holten noch die restlichen Snacks und Getränke und machten es uns anschließend auf dem Dach gemütlich.

Da wir beschlossen hatten, etwas anzuschauen bis es dunkel genug ist, um die Sterne perfekt zu sehen, schnappte ich mir noch Bonnies Laptop und startete schonmal Grey's Anatomy, da wir die Serie immer nur zusammen schauten.

Als es endlich stockdunkel war, legten wir den Laptop beiseite und starrten in den mit Sternen bedeckten Nachthimmel.
Der Himmel war so klar, dass man sogar die Milchstraße schimmern sehen konnte.
Wir hatten also die besten Verhältnisse um unzählige Sternschnuppen sehen zu können.
Aber zuerst hieß es abwarten.

Völlig vertieft wie wir in die Sterne waren, erschraken wir nur umso mehr, als aus dem Nichts plötzlich ein "psst" zu hören war.

Vorsichtig krabbelten Bonnie und ich zum Rand des Daches und wagten einen Blick nach unten.
Erleichtert atmeten wir auf, als uns nur zwei Idioten blöd anstarrten.

Chris und Isaac standen wie bestellt und nicht abgeholt in Bonnies Einfahrt im Dunkeln und sahen uns erwartungsvoll an.
"Einen Moment ich lass euch rein Jungs."
Bonnie stand auf um die Tür öffnen zu gehen und ich lief ihr hinterher.

"Verdammt wie seht ihr denn aus?"
Erschrocken rannte Bonnie zu ihrem Freund und wischte ihm das aus der Nase laufende Blut weg.

Isaacs Nase blutete stark und sein ganzes Shirt war voll mit Blutflecken.
Doch im Gegensatz zu Chris, sah Isaac noch unverletzt aus.
Chris hatte eine blutende Wunde an der Augenbraue und auch seine Lippe war leicht aufgeplatzt.
Auch sein Shirt war voller Blut, doch an seinem Arm schien besonders viel Blut zu sein.

Bonnie zog die beiden sofort ins Haus und zwang sie, sich zu setzten.
"Jetzt sagt schon, was zur Hölle ist passiert?"
Bonnie kam aus dem Bad zurück und drückte mir ein nasses Handtuch in die Hand.

Sie wendete sich sofort an Isaac und wischte ihm das Blut weg.
"Keine Sorge es geht mir gut Bon, ich schätze das meiste Blut an mir ist eh von Chris", sagte Isaac und hielt Bonnies Arm.

Chris brummte zustimmend und lachte dann kurz auf.
Ja Chris, sehr lustig.
Langsam ging ich auf ihn zu, um ihm seine Wunden zu reinigen, doch ehe ich ihn überhaupt berühren konnte, zog er seinen Kopf zurück.

"Bekomm mal dein Ego in den Griff", meckerte ich ihn an, ehe ich sein Kopf am Kinn zu mir drehte und begann das Blut abzutupfen.

"Chris musste mal wieder von mir gerettet werden", fing Isaac endlich an zu reden.
Chris grinste nur blöd und rollte mit den Augen.
"Was hast du gemacht?", fragte ich ihn und stoppte kurz, als seine Augen auf meine trafen.

Schnell sah er zu Seite und verschränkte seine Arme.
"Es ist alles halb so wild. Mich hat so ein Typ nur dumm angeschaut und es ist wohl ein klein wenig eskaliert", murrte er und lehnte sich zurück auf die Lehne.

" 'Ein wenig eskaliert' sagst du? Man musste euch beide auseinander reißen bevor er dich noch umgebracht hätte", antwortete Isaac leicht angespannt.

"Woher hätte ich bitte wissen sollen, dass der Typ mit nem Messer auf mich losgeht man?", wendete Chris ein.

"Wenn du dich nicht immer mit allen anlegen würdest, würde es auch nie so weit kommen", kam es wieder von Isaac.
Da hat er wohl recht.
Chris kann teilweise sehr aufbrausend sein, das war er schon immer.

Es kam nicht gerade selten vor, dass sich Chris mit jemanden prügelte. Bisher kam er jedoch meistens so gut wie unverletzt davon, aber an diesem Abend, hat er sich wohl mit dem falschen angelegt.

Als ich sein Gesicht so gut wie möglich sauber gemacht hatte, wendete ich mich an seinen Arm.
Das Handtuch welches Bonnie ihm gegeben hatte, um es auf die Wunde zu drücken, war mittlerweile auch stark blutbeschmiert.
"Dein Shirt ist im Weg Chris", erklärte ich ihm, als ich versuchte die Wunde zu säubern.

Chris warf einen kurzen Blick auf seinen Arm und zog ohne zu zögern sein Shirt von seinem Körper.
Ich säuberte die Wunde gründlich und legte ihm einen Druckverband an, um die Blutung zu stoppen.
"Du hast Glück das er dich nur geschnitten und nicht gestochen hat", klärte ich Chris auf, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

Als ich mit den Wunden fertig war, ging ich das Tuch auswaschen und musterte Chris kurz von Oben bis unten.
Das Blut hatte sich zuvor wohl so sehr durch das Shirt gezogen, dass auch sein Oberkörper angetrocknete Blutflecken hatte.

Ohne nachzudenken, machte ich mich an seinen Bauch und fuhr mit dem, durch die Nässe kalten Handtuch, über seine Muskeln.
Chris zuckte daraufhin leicht zusammen und ich meinte ein leises Keuchen gehört zu haben.
Anscheinend habe ich ihn etwas erschrocken.

Gereizt sah er mich an, doch ich konnte deutlich erkennen, wie er seine Lippen zusammen presste, als ich mit dem kalten Tuch weiter über sein deutlich definiertes Sixpack fuhr.
Seinen Blick nahm er dabei nicht einmal für eine Sekunde von mir.
Als er stärker einatmete, sah ich ihm in die Augen, während sich meine Hand immer noch an seinem Oberkörper befand.

Für einige Sekunden verharrten wir so, ehe Chris aufsprang und mich grob beiseite schob.
Verwirrt sah ich ihm nach, doch er würdigte mich wieder mal keinem Blick.

Als er die übrigen Pizzaschnecken in der Küche entdeckte, schnappte er sich gleich mehrere, um diese zu verspeisen.
"Aber wisst ihr was das Gute an dem Ganzen war?", fing auch er mit vollem Mund an zureden, was Bonnie zum Kichern brachte.

Gespannt sahen wir ihn an und warteten auf seine Antwort, da zog er ein kleines Päckchen mit etwas grünem darin aus seiner Hosentasche und wackelte damit, mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht, stolz vor unseren Nasen.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt