Kapitel 31

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Ein leichtes Ruckeln und mehrere Stimmen weckten mich schließlich wieder auf.
Draußen war es immer noch dunkel, doch die Lichter im Bus waren wieder an.
Mit einem Blick aus dem Fenster, realisierte ich, dass wir uns gerade an einer Raststätte befanden.

Müde rieb ich mir die Augen und sah zu Bonnie und Emma rüber.
Während Bonnie gegen das Fenster lehnte und schlief, lag Emma auf ihrer Schulter.

Auch Chris schien noch tief und fest zu schlafen.
Dass er sich einen Teil meiner Decke geschnappt hatte, um sich damit ebenfalls zuzudecken, brachte mich zum Schmunzeln.

Als ich jedoch realisierte, dass ich über Chris drüber steigen müsste, um in den Gang zu kommen, verging mir mein Schmunzeln sehr schnell.
Viel zu trinken, hatte zwar wirklich dabei geholfen mich wach zuhalten, aber ich hatte vergessen wie oft ich deshalb auf das Klo rennen würde.

Da mir jedoch nichts anderes übrig blieb, machte ich mich also daran in den Gang zu kommen.
Ich hielt mich seitlich an Chris' Sitz fest, und stieg erst mal nur mit einem Bein über ihn.

Vorsichtig zog ich anschließend auch mein anderes Bein auf die andere Seite.
Tatsächlich hatte ich es geschafft ihn dabei nicht zu wecken.

Erleichtert flitzte ich schnell aufs Klo, da wir vermutlich nicht allzu lange Pause machen würden.

Als ich wieder am Bus ankam, wartete bereits meine Lehrerin auf mich.
Ich war wohl die Letzte.

Schnell stieg ich ein und lief zu den hinteren Reihen.
Chris und die anderen schliefen immer noch tief und fest.
Ich benutzte also dieselbe Strategie wie zuvor, und stieg erst mit einem Bein über seinen Schoß.

Als mein Fuß einen festen Stand hatte, wollte ich gerade das andere Bein rüber nehmen, da rüttelte der Bus beim Anfahren leicht, was mich aus dem Gleichgewicht brachte.

Um nicht komplett auf Chris zu fallen, versuchte ich mich noch aus Reflex an seinen Schultern festzuhalten.
Bevor ich jedoch überhaupt auf ihn hätte fallen können, packten mich zwei Hände an der Hüfte.

Mein Blick war nach unten gewendet.
Nur einige Zentimeter hielten mich Chris' Hände direkt über seinem Schoß.
Langsam hob ich meinen Blick an.

Unter seiner Kapuze blitzten seine dunklen und schwachen Augen auf, welche jede meiner Augenbewegungen verfolgten.

"Sorry ich wollte dich nicht wecken", flüsterte ich leise.

Langsam setzte er mich auf meinem Platz ab und nahm seine Hände schnell von mir.
"Hast du nicht", murmelte er und kuschelte sich wieder in seinen Hoodie.

Seine Arme hatte er wieder eng vor seiner Brust verschränkt.
Warum fror er so? Immerhin war der Bus mittlerweile aufgeheizt und es müsste auch draußen langsam wärmer werden.

Nachdem ich einen Moment darüber nachgedacht hatte, nahm ich meine Decke und deckte ihn einfach damit zu.

Chris schien dies jedoch gar nicht gemerkt zu haben.
Seine Augen waren geschlossen und er bewegte sich keinen Zentimeter.

Für einen Moment betrachtete ich ihn einfach nur.
Es war interessant ihn mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Wenn er schlief, sah er tatsächlich so friedlich aus.

Ich war so auf diesen Anblick fokussiert, dass ich es nicht einmal gemerkt hatte, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen gezeichnet hatte.

Stirnrunzelnd schüttelte ich meinen Kopf und lehne mich wieder gegen das kühle Busfenster.
Müde schloss ich wieder meine Augen.

"Irgendwie süß die beiden."

"So kennt man ihn ja gar nicht."

"Wie kam es denn dazu?"

Mehrere Stimmen hatten mich mal wieder aus meinem Schlaf gezogen.
Doch erst als ich wieder langsam zu mir kam, bemerkte ich das schwere Gewicht auf meiner Schulter, welches mich fast schon erdrückte.

Verwirrt sah ich neben mich.
Was mir als Erstes in den Blick viel, waren die Mädels, wie sie direkt vor mir standen und auf mich herabsahen.

"Was denn?", fragte ich müde.
Das zweite was mir in den Blick viel, war schlussendlich Chris.
Seinen Oberkörper hatte er an mich gelehnt und seinen Kopf auf meiner Schulter platziert.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen.
"Chris!"
Ich versuchte ihn mit all meiner Kraft wieder zurück zu drücken, da ich jedoch gerade erst aufgewacht war, hatte ich nicht gerade viel Kraft.

"Chris!", rief ich erneut, doch dieses Mal lauter.

Plötzlich schoss sein Kopf nach oben und er richtete seinen Oberkörper auf.
Er fasste sich an die Stirn und warf mir einen verwirrten Blick zu.
Anschließend sah er an sich herab.

Er war immer noch in meine Decke eingepackt.
Schnell zog er sie von sich und warf sie mir direkt ins Gesicht, sodass sie an meinem Kopf hängen blieb.

"Hey!"
Mürrisch zog ich die Decke von meinem Kopf.
Chris war in der Zeit bereits aufgestanden und fing an sich ausgiebig zu strecken.

Als sich sein Hoodie dabei ein wenig hochzog, setzte dies seinen Bauch frei.
Für einen Moment blieb mein Blick an seinem Bauch förmlich kleben.

Als ich dies jedoch realisierte, vertrieb ich schnell meine Gedanken und sah wieder hoch in sein Gesicht.

Mit einem neugierigen Gesichtsausdruck hatte er mich dabei beobachtet.
Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht, weshalb ich meinen Blick schnell abwendete.
Beschämt sah ich auf meine Hände, welche immer noch die Decke festhielten.

"Da mach ich einmal ein Nickerchen und schon kuschelst du mit O'Neil!"
Erst Bonnies Stimme ließ mich wieder aufsehen.

Chris war bereits verschwunden und nur die Mädels standen noch vor mir.
Entrüstet schnappte ich auf und schmiss ihr die Decke in die Arme.

Ich schnappte mir meinen Rucksack und hievte mich aus meinem Sitz.
Mittlerweile war es hell draußen und es schien als wären wir an unserem Ziel angekommen.

Überfordert kniff ich meine Augen zusammen als ich aus dem Bus stieg.
Es war viel zu Hell draußen.

Die anderen Schüler aus meiner Klasse waren bereits dabei, sich ihre Koffer zu schnappen, um sich anschließend als Gruppe bei unserer Lehrerin zu treffen.

Nachdem auch wir unsere Koffer gefunden hatten, begaben wir uns zu der Gruppe.
Nachdem unsere Lehrerin unsere Zimmerschlüssel ausgeteilt hatte, verschwand jeder erst mal ihren Zimmern.

Natürlich hatten Bonnie, Emma, Rylie, Ela und ich ein gemeinsames Zimmer genommen.
Nachdem auch wir unser Zimmer endlich gefunden hatten, regelten wir zu aller erst die Bettenverteilung und packten anschließend unsere Koffer aus.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt