Kapitel 36

750 29 2
                                    

Das Chris einfach gegangen war, schien die Lehrer nicht sonderlich zu interessieren, denn statt nach ihm zu sehen, machten sie einfach mit ihrem Programm weiter.

Beim nächsten Spiel bestand unsere Aufgabe darin, uns auf einem Tuch, welches auf dem Boden lag, so zu verteilen, dass die gesamte Gruppe darauf passte.
Nachdem wir wenigstens diese Aufgabe problemlos gemeistert hatten, wurde das Tuch um die Hälfte verkleinert.

Nach längerem Überlegen nahm einfach jeder irgendeine Person auf die Schultern und so stellten wir uns wieder auf das Tuch.
Um nicht vom Tuch zu fallen, hielten wir uns alle gegenseitig fest.

Ich fragte mich zwar wie, aber tatsächlich bestanden wir auch diese Aufgabe, und das, obwohl die anderen so betrunken waren, das sie kaum ohne zu taumeln stehen konnten.

"Elias pass auf!"
Ein lautes Krachen ließ mich zusammen zucken.
Sofort drehte ich mich um.

Bei dem Versuch Bonnie von seinen Schultern zu lassen, war Elias offensichtlich gegen einen Stuhl gelaufen, denn Bonnie hing zur Hälfte über einem Stuhl und neben ihr saß Elias auf dem Boden und hob sich mit einem verzogenen Gesicht seine Hand gegen seinen Kopf.

"Shit", flüsterte Elias und sah zu Bonnie.

"Alles okay Bonnie?", besorgt half ich ihr auf und begutachtete sie.
Bei dem Versuch aufzustehen, brach sie sofort wieder zusammen, nachdem sie versucht hatte sich auf ihrem rechten Arm abzustützen.

"Autsch-"
Man konnte es ihr ansehen wie sie ihre Zähne zusammenbiss.

Nun kam auch unser Lehrer dazu.
"Wo genau tut es weh?"

"Im Handgelenk", keuchte Bonnie auf.
Vorsichtig nahm er ihr Handgelenk zur Hand und sah es sich genau an.

"Ich vermute, dass es nur verstaucht ist. Wir warten erst mal bis morgen und wenn es nicht besser wird, bringen wir dich in ein Krankenhaus.
Kira würdest du sie bitte zur Rezeption begleiten und nach einem Kühlpad fragen?"

Ich nickte und half Bonnie anschließend auf die Beine.
Zusammen machten wir uns auf den Weg zur Rezeption.

Nachdem wir dort für sie ein Kühlpad geholt hatten, setzten wir uns auf eine Couch in der Nähe der Lobby.
Wir beobachteten die anderen dabei wie sie die restlichen Teambuilding-Spiele machten.
Als Außenstehender sah das ganze noch viel lustiger aus.

"Geht's wieder?", fragte ich Bonnie nach einer Weile.

"Es tut nicht mehr so stark weh wie vorher aber trotzdem tut es noch ganz schön weh... Dieses blöde Kühlpad bleibt bei der Hitze leider nicht gerade lang kühl."

Sie hob mir ihr Kühlpad entgegen, sodass ich es fühlen konnte.
Sie hatte recht, es war bereits komplett geschmolzen.

"Warte kurz, ich geh dir ein neues holen, ich wollte mir sowieso was zu trinken holen."
Bonnie nickte und ich machte mich auf den Weg zur Rezeption.

Mit dem neuen Kühlpad in der Hand machte ich mich auf zum Getränkeautomat und ließ für Bonnie und mich jeweils eine Cola raus.

Ich wollte gerade wieder zurücklaufen, da fiel mein Blick auf den Basketballplatz, den man von hier aus sehen konnte.

Mir fiel dabei Chris auf, wie er völlig alleine Basketball spielte.
Gerade als ich dabei war weiter zu laufen, packten mich die Schuldgefühle.

Spielte er hier etwa seit dem Unfall alleine Basketball?
Ohne es zu merken, lief ich zur Tür, welche nach draußen führte.

Erst als die Tür hinter mir wieder ins Schloss fiel, riss es mich wieder in die Realität.
Doch ich war nicht die einzige, die dies gehört hatte.

Schnell riss Chris seinen Blick in meine Richtung.
Es dauerte aber nicht lange da widmete er sich wieder seinem Basketball und spielte weiter.

Es schien als hätte er realisiert, dass es sich um mich handelte, was sein Interesse wieder ersticken ließ.

"Was willst du Roberts?", rief er schließlich als ich mich auch nach einer Minute immer noch nicht rührte.
Mit dem Ball unter seinem Arm geklemmt hatte er sich zu mir gedreht und sah mich abwartend an.

"Alles okay bei dir?"

"Was interessiert dich das?"

Was hat er denn auf einmal?
"Bist du etwa sauer auf mich, weil ich auf dich gefallen bin?"
Verwundert lief ich auf ihn zu.

Daraufhin nahm er den Ball unter seinem Arm hervor, wendete seinen Körper ab und prellte den Ball wieder gegen den Boden.

"Warum spielst du nicht wieder in einer Mannschaft, wenn es dir doch offensichtlich so viel Spaß macht?", fragte ich schließlich und setzte mich auf eine Bank.

"Wieso sollte ich?"
Er prellte seinen Ball weiter.

"Weil du gut bist."

Meine Worte ließen ihn auflachen.
"Roberts ich habe dir bereits gesagt, dass du deine Nase nicht überall reinstecken sollst."
Er versenkte den Ball im Korb.

"Ich mein ja nur..."

"Ich hatte meine Chance und ich hab sie verhauen. Reicht dir das als Antwort?"

"Eigentlich-"
Chris unterbrach mich

"Es reicht Kira. Was interessiert dich das ganze überhaupt? Sonst interessiert du dich doch auch nicht für das, was ich mach und nicht mach."

Damit brachte er mich zum Grübeln.
Er hatte recht.
Seit wann interessierte ich mich so sehr für ihn?
Seit wann bestehe ich darauf mit ihm zu reden, obwohl er es sehr offensichtlich nicht möchte?

"Hattest du nicht etwas anderes vor?"
Unterbrach er meinen Gedankengang.
Er deutete auf die Cola Dosen und das Kühlpad.

"Ja schon-"

"Na dann kannst du ja weiter gehen", sagte er kühl und kehrte mir wieder seinen Rücken zu.

Die Nachricht, welche er mir übermitteln wollte, war eindeutig.
Also schnappte ich mir das Kühlpad und die Cola Dosen und machte mich wieder auf den Weg zu Bonnie.

Warum verhält sich Chris immer so komisch?
Im einen Moment ist er völlig normal und im anderen ist er plötzlich total abweisend, als hätte ich ihn auf irgend eine Art und Weise verletzt, dabei habe ich gar nichts getan.

"Da bist du ja endlich wieder... die Lehrer haben uns mittlerweile schon entlassen und die Mädels sind auf das Zimmer gegangen", klärte mich Bonnie auf.

"Ja mir ist etwas in den Weg gekommen... so zu sagen."

"Und bei diesem 'etwas' ist nicht rein zufällig Chris gemeint, oder?"
Bonnie schmunzelte.

Verlegen kratzte ich meinen Hinterkopf.

"Ich wusste es. Selbst das Kühlpad ist in der Zeit schon wieder fast komplett geschmolzen."
Wissbegierig verfolgte sie jede Bewegung meiner Augen.

"Es war nichts."

Skeptisch sah sie mich an.

"Wir haben nur kurz geredet. Beziehungsweise ich habe geredet und er hat so kurze Antworten wie nur möglich gegeben, um mich wieder abzuwimmeln."

"Ich versteh Chris einfach nicht", seufzte Bonnie.
"Erst hasst er dich, dann küsst er dich und dann ist er wieder abweisend."

"Tja, wir sind und bleiben nun mal Erzfeinde..."

"Kie... du weißt genauso gut wie ich, dass sich Erzfeinde auf diese Art und Weise gegenseitig nicht in die Augen sehen."

"Gehen wir zurück aufs Zimmer?"

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt