Kapitel 12

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Als mein Kopf unter Wasser kam, entwickelte sich eine leichte Panik in mir, wodurch ich Chris von mir wegstieß.
Ich strampelte im Wasser umher was dazu führte, dass ich meinen Kopf irgendwann wieder über Wasser brachte und hastig nach Luft schnappte.
Meine Panik ließ jedoch nach als ich merkte, dass ich in dem Pool gut stehen konnte.

Nichtsdestotrotz bewegte ich mich so schnell ich konnte auf den Beckenrand zu und hievte mich aus dem Wasser.
Ich setzte mich an den Beckenrand und fuhr mir hustend durch die Haare.

Für manche mag dies zwar wie eine Überreaktion wirken, doch jedes Mal, wenn mein Kopf unter Wasser kam, geriet ich in leichte Panik. Vorallem wenn da kein Boden unter meinen Füßen war.
Ich sagte ja, Chris hat mir ein Trauma verpasst.

Ich fasste mir an meine Brust und versuchte meinen Husten unter Kontrolle zu bekommen.
"Alles okay bei dir?"
In seinem Blick konnte ich Chris ansehen, dass er deutlich verwirrt war.

Er schüttelte seinen Kopf, um den Großteil des Wassers aus den Haaren zu bekommen, ehe er neben mir aus dem Pool stieg.

"Hab mich verschluckt", hustete ich leicht.
Plötzlich nahm ich wahr, wie Chris von der Seite auf mich zulief.
Ich hatte mich gerade beruhigt, da hob er mir seinen tropfenden Arm hin, als Zeichen mir aufhelfen zu wollen.

Sein weißes Hemd war vollkommen durchnässt und klebte nun wie eine zweite Haut an seinem Oberkörper.
Seine Muskeln waren dadurch besonders gut zu erkennen.
Einige Haarsträhnen, von denen immer wieder ein Tropfen Wasser fiel, hingen ihm im Gesicht.

Wartend sah er mich an, doch ich drehte mich nur zur Seite und half mir selbst auf.
Ich zog ein wenig an meinem Kleid, nur um zu merken, dass es sich sofort wieder an meinen Körper klebte

Ich seufzte leise und lief auf die Tür zu, aus der gerade all die Gäste rausliefen, um wie neugierige Kinder nachzuschauen, was passiert war.

Als nun auch meine Mutter herauskam, warf sie mir nur einen vorwurfsvollen Blick zu.
Sie kannte mich eindeutig genug um zu wissen, dass ich an dieser Sache zumindest zu 50 % Schuld war.

Chris' Mutter hingegen, kam bereits mit Handtüchern angerannt. Sie reichte mir eines davon, in welches ich mich auch sofort einwickelte.
"Was um Himmels willen ist denn passiert?", fragte sie entsetzt als sie auf Chris zulief.

"Ich bin ausgerutscht und hab Kira aus Versehen mitgezogen."
Was war das?
Hat mich etwa Chris soeben in Schutz genommen? Chris? Christopher Constantin O'Neill? Ich muss träumen.
Er hatte keinerlei Grund dafür, zumal ich ihn mit voller Absicht in den Pool geschuckt hatte.

Chris stand mit seinem Handtuch in der Hand am Beckenrand und schien sich in diesem Moment wohl nur für mich zu interessieren. Und das, obwohl seine Mutter gerade mit ihm sprach.

"Chris", rief seine Mutter erneut, dieses Mal etwas lauter.
Aus seinen Gedanken gerissen wendete er sich endlich an seine Mutter.
"Würdest du Kira bitte trockene Klamotten geben, damit sie sich nicht mit den nassen in das Auto setzen muss?", fragte sie erneut und sah ihn abwartend an.

Chris setzte sich daraufhin in Bewegung und schnappte mich beim Vorbeilaufen an meinen Arm, um mich grob hinter sich herzuziehen.

Nun stand ich etwas ratlos in seinem Zimmer, während er seinen Schrank durchsuchte.
Plötzlich kamen mir wieder Erinnerungen hoch.

Tatsächlich hatten wir uns an jenem Abend in derselben Situation befunden, nur dass wir aneinander gekettet und nicht nass waren.
Nun, betrunken zwar auch, aber zumindest fühlte es sich gleich an.

Wieder stieg mir Chris' Eigengeruch, gemischt mit seinem Parfüm in die Nase. Komischerweise löste dieser Geruch eine ungewöhnliche Ruhe in mir aus.
Und wieder schmiss er mir seine Klamotten in die Arme.

Mit seinem Kopf deutete er in den Flur, woraufhin ich mich in das Badezimmer verzog, um mir die eben von Chris gereichte Jogginghose und das T-Shirt anzuziehen.
Das T-Shirt reichte dabei jedoch bereits völlig aus, da mir dieses bis zu den Knien ging.

Ich tapste also wieder zurück in Chris' Zimmer, um ihm seine Hose zurückzugeben, da zog er sich gerade ein neues Shirt über seinen Kopf.

"Ich wollte dir-", stockte ich kurz während ich ihn dabei betrachtete.
Mit seinem T-Shirt um seinen Hals hängend und seinem rechten Arm bereits in einem Ärmel, schoss sein Kopf nach oben.
"Deine Hose zurückgeben, das T-Shirt reicht aus. Danke", beendete ich meinen Satz, als er mich fragend ansah.

Er lief auf mich zu und musterte mich langsam, während er mir seine Hose aus der Hand nahm.
Er nickte, als Antwort auf meine Aussage, schien dabei aber keine Anstalt zu machen, seinen Blick von meinem Körper zu nehmen.

"Meine Augen sind hier oben."
Sofort zog er seinen Kopf wieder hoch und sah mir tief in die Augen. Dabei blinzelte er mich unschuldig an.

Irgendwie hatte er immer noch diesen besorgten Ausdruck in seinem Gesicht, wobei es sich höchstwahrscheinlich nicht um Besorgnis handelte.

Ich setzte langsam einen Fuß nach dem anderen hinter mich, ehe ich mich schnell um 180° drehte und einen Abgang machte.

"Tut mir leid für die Umstände Nathalie", entschuldigte ich mich bei Chris' Mutter, unten angekommen.
Anschließend begab ich mich zu meinen Eltern, welche bereits mit dem Autoschlüssel in der Hand auf mich warteten.

"Ich schwörs, es war nicht meine Schuld", erklärte ich hastig, sobald wir das Haus verlassen hatten.
Meine Mutter sah mich nur ungläubig an und legte einen Arm um mich, ehe sie mich an sich zog.

"Wenigstens ist das Ganze nicht in einem riesen Streit geendet", erwiderte sie erleichtert und lächelte mich an.

Da hatte sie wohl recht.
Dafür, dass hier die Rede von Chris und mir war, verlief der heutige Abend tatsächlich äußerst human.

Beispielsweise gab es einen Abend, an dem Chris der Meinung war, er müsste mich mit seinem Essen attackieren.
Ich kann bestätigen, dass das Ganze definitiv kein sauberes Ende nahm. Weder für ihn, noch für mich, noch für irgendjemand anderen.

Als 'Normal' konnte man den heutigen Abend jedoch trotzdem nicht bezeichnen.
Das am wenigsten normalste war vermutlich der Fakt, dass mich Chris tatsächlich in den Schutz genommen hatte.
Und das, obwohl er ganz genau wusste, dass er noch Ärger von seiner Mutter bekommen würde, sobald alle Gäste sich verabschiedet hatten.

Völlig in Gedanken versunken, merkte ich nichts davon, dass wir bereits daheim angekommen waren. Meine Mutter musste extra meine Tür öffnen, um mir zu signalisieren, dass ich aussteigen konnte.

Dass der Abend so verläuft, hätte ich heute Morgen nicht gedacht.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt