Kapitel 18

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Ein schwarzes Auto fuhr im Schritttempo neben mir her.

Durch das offene Fenster war Chris zu sehen, welcher mich schelmisch angrinste.
Hatte ich nicht eben gesagt, der Abend könnte nicht mehr schlimmer werden?

Ich blieb stehen und sah ihm dabei zu, wie er vor mir auf einem Parkplatz Halt machte.
Anschließend stieg er aus seinem Auto aus.

"Braucht da vielleicht jemand eine Mitfahrgelegenheit?"
Mit verschränkten Armen kam er vor mir zum Stehen.

Widerwillig nickte ich langsam.
"Sorry aber ich kann dich nicht hören."
Wütend sah ich zu ihm auf.
Wollte er jetzt wirklich von mir hören wie ich ihn um etwas bitte?

"Kannst du mich mitnehmen?", brummte ich mürrisch.
"Wo bleibt das Zauberwort?", grinste Chris, welcher diesen Moment mit vollen Zügen genoss.
Und das, obwohl wir gerade in strömenden Regen standen.

"Bitte", murmelte ich leise, ohne ihm dabei ins Gesicht zu schauen.
"Unter einer Bedingung", erwiderte er und beugte sein Gesicht weit genug runter, um in meines sehen zu können.

Langsam sah ich wieder auf.
"Du kommst mit zu mir", grinste er zuversichtlich.

Sofort schoss die Wut in mir hoch.
"Vergiss es!"
Was war denn plötzlich sein scheiß Problem?
Warum sollte ich mit zu ihm? Hat er sie noch alle?

"Na gut... wie du willst."
Chris zuckte mit den Schultern und drehte sich um, um wieder zu seinem Auto zu laufen.

Ernsthaft? So ein Arschloch!
Wie kann eine Person nur so unglaublich nervig sein?

Verdammt, als würde ich jetzt mit zu ihm gehen. Kommt gar nicht infrage.
Andererseits, tropfte mir der Regen bereits von den Fingern.

"Christopher Constantin O'Neill! Du lässt mich hier jetzt nicht einfach im Regen stehen!"

"Und was, wenn doch?"
Am Klang seiner Stimme konnte ich bereits hören, dass er gerade grinste.
Das kann doch nicht sein Ernst sein?
"Soll ich jetzt etwa 10 km im Regen nach Hause laufen oder was?"

Er zuckte nur mit den Schultern.
"Entweder das, oder du kommst mit zu mir."

Wieder konnte ich hören, dass er über beide Ohren grinste.

So ein Vollidiot, der glaubt doch nicht wirklich, dass ich mit zu ihm gehe. Was denkt er eigentlich wer er ist?
"Niemals!"

"Wie du meinst", seufzt er und läuft weiter in die Richtung, in der sein Auto steht.

Meine Haare waren bereits klatschnass und klebten an meinem Körper, genauso wie meine Klamotten.
Ein kalter Wind kam auf und sofort bekam ich Gänsehaut am ganzen Körper. Schnell umfasste ich meine nackten Arme.

Chris hingegen drehte sich noch einmal kurz zu mir um und fuhr sich durch seine ebenfalls nassen Haare, ehe er in sein Auto stieg.

Für die Entscheidung, die ich gerade getroffen hatte, hasste ich mich bereits jetzt schon.
"Warte!", rief ich ihm hinterher, kurz bevor er die Tür schloss.

Er kam wieder raus und drehte sich zu mir. Sofort sah ich das Grinsen, welches wieder in seinem Gesicht zu sehen war.

Er lief ums Auto herum und auch ich lief auf die andere Seite.
Er öffnete mir die Tür und grinste mir nur so trotzend vor Stolz ins Gesicht.
"Bambi..."
Er deutete in sein Auto.

So hatte er mich lange nicht mehr genannt.
Ich konnte spüren wie mir die Röte förmlich ins Gesicht schoss und stieg schnell ein.

Sein Schmunzeln entging mir kaum.
Er schloss die Beifahrertür und lief zum Kofferraum.
Er kramte kurz darin rum und lief dann auf die Fahrerseite, um dort einzusteigen.

"Ich hasse dich", murmelte ich gerade so hörbar.

"Nein, nein das tust du nicht", erwidert er und schmiss mir eine Decke auf meinen Schoß, in welche ich mich sofort einwickelte, woraufhin er losfuhr.

Die restliche Fahrt redeten wir nicht viel.
Eigentlich, redeten wir gar nicht.
Beide saßen wir nur Stumm im Auto und lauschten dem Regen, welcher gegen das Auto prasselte.

Nach ungefähr 20 Minuten kam Chris zum Stehen.
Mit einem Blick aus dem Fenster war mir klar, dass wir bereits an Chris Haus angekommen waren.

Wir stiegen beide aus und liefen zu seiner Haustür.
Stumm öffnete er seine Tür und trat beiseite, um mich zuerst reinzulassen.

"Brauchst du etwas?", fragte er mich während er mich im Licht musterte.
"Ein Ladekabel wäre nicht schlecht."

Chris nickte und zog mich hinter ihm die Treppen nach oben, in sein Zimmer.
In seinem Zimmer angekommen nahm er mir mein Handy aus der Hand und hängte es an sein Ladekabel.

"Wenn du willst, kannst du duschen gehen", sagte er während er sich wieder zu mir drehte.
"Ich bleibe nur, bis mein Handy genug Akku hat", erwiderte ich kalt.

"Stell dich nicht so an. Deine Klamotten sind durchnässt, du gehst duschen und ich geb dir frische Klamotten. Ich warte auch unten, keine Sorge."
Er beharrte fast schon darauf, dass ich duschen ging.

Nachdem wir eine Weile hin und her diskutiert hatten, konnte er mich irgendwann überreden.

Als ich schließlich aus der Dusche kam, trocknete ich mich gründlich ab und schlüpfte in eines von Chris' T-Shirts, welches mir mal wieder viel zu groß war.

Als ich wieder zurück ins Zimmer lief, lehnte Chris, welcher versprochen hatte unten zu warten, oberkörperfrei aus dem Fenster und beobachtete den Regen.

"Mein Gott, Chris...", ich schüttelte nur den Kopf und lief auf ihn zu.

"Ich bin also dein Gott?", lachte er und drehte sich zu mir. In seiner Hand hatte er ein Glas Whisky.
Sein Blick fuhr zuerst meinen Körper nach, ehe er auf meinen Augen landete.

Ich rollte nur mit den Augen und nahm ihm sein Glas aus der Hand, was ihn entsetzt nach Luft schnappen ließ.

Als ich einen Schluck genommen hatte, streckte er mir seine Hand hin, als Zeichen ihm das Glas zurückzugeben, jedoch gehörte dies nicht zu meinem Plan.
Ich hob ihm nur meinen Zeigefinger hin und trank das Glas auf ex leer.

Ich hustete ein wenig, als es leer war.
Widerlich.
Chris hingehen lehnte gegen das offene Fenster, mit seinen Armen vor seiner Brust verschränkt und grinste mich erstaunt an.

"Hör auf so zu grinsen", meckerte ich, was ihn zum Lachen brachte.

"Ich wusste ja nicht, das du solch einen Durst hattest", grinste er mit einer gewissen Sicherheit.

"Das ist der einzige Weg deine Anwesenheit zu ertragen", antwortete ich scharf.

Chris brummte gespielt genervt und wendete sich wieder zum Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen.

Die frische Luft die durch das Zimmer zog, tat auch mir gut.
Ich atmete einmal tief ein, ehe ich mein Handy zur Hand nahm.

"Fuck!"
5 verpasste Anrufe meiner Mutter und auch noch tausende Nachrichten von Bonnie.

Ich war gerade dabei meiner Mutter und Bonnie zu sagen, dass es mir gut ging und das ich bei Chris war, da nahm ich den großen Schatten über meiner Schulter war.

Schnell drehte ich mich um.
Direkt vor mich hatte sich Chris aufgebäumt.
So groß und mit einem finsteren Blick, dass er fast schon einschüchternd wirkte.

"Ist was?", verwirrt legte ich mein Handy beiseite und musterte sein Gesicht.
Wie gelähmt starrte er auf den Boden.
Es schien als versuche er den Blickkontakt zu mir zu meiden.

"Bin ich wirklich so unerträglich?", kam es plötzlich von ihm.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt