Kapitel 25

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Das Murmeln mehrerer Personen ließ mich aus meinem Schlaf erwachen.
Ich blinzelte mehrmals, um wieder scharf sehen zu können.

Ich saß auf dem Beifahrersitz eines Autos.
Chris' Autos, um genauer zu sein.
Ich drehte mich nach rechts und warf einen Blick aus der offen stehenden Beifahrertür.

Neben dem Auto standen Bonnie und Isaac.
Die Stimmen der anderen nahm ich ebenfalls wahr, jedoch schienen sie nicht unmittelbar neben mir zu stehen.

Ich wollte gerade etwas sagen, da vernahm ich Chris' Stimme.
"Es geht ihr soweit gut, sie schläft gerade. Ihr seid alle betrunken und sie genauso, also bring ich sie nach Hause. Zu ihr, nach Hause."

"Na schön. Geh aber bitte sicher, dass es ihr auch wirklich gut geht", hörte ich nun Bonnie flüstern.

"Kommt ihr auch gut nachhause", kam es wieder von Chris.
Anschließend hörte man einen Handschlag. Das mussten wohl Chris und Isaac sein.

"Chris bringt dich nachhause. Okay süße?"
Bonnie hatte sich direkt neben mich gekniet und sah zu mir hoch.

Ich nickte nur müde, woraufhin sie die Tür schloss.
Der Alkohol in meinem Blut, ließ mich alles noch etwas verschwommen sehen und wahrnehmen, weshalb ich nur viele verschiedene Lichter wahrnahm, während Chris fuhr.

Aus dem Radio seines Autos ertönte ganz leise 'Está Dañada' von Ivan Cornejo.
Als ich einen sanften Wind im Gesicht spürte, registrierte ich, dass das Fenster offen war.

Langsam lehnte ich meinen Kopf gegen die Tür und hob meinen Arm hinaus.
Ich spielte ein wenig mit dem kühlen Wind zwischen meinen Fingern und der Geruch der Abendluft entlockte mir ein schwaches Lächeln.

"Alles okay?"
Chris hatte seine Hand auf mein Bein gelegt, was mich zu ihm sehen ließ.
Ich nickte schnell, als er für eine Sekunde seinen Blick von der Straße nahm, um zu mir zu sehen.

Meine Antwort schien ihn zu beruhigen, doch erst nach ungefähr einer Minute, nahm er seine Hand wieder von meinem Bein.

Aus irgend einem Grund löste dies eine gewisse Enttäuschung in mir aus. War es die fehlende Wärme seiner Hand?
Oder womöglich doch etwas anderes?

Egal was der Grund war, etwas in mir hatte sich gewünscht, er hätte die Hand nur von meinem Bein genommen, um sich durch seine verstrubbelten Haare zu fahren, sodass er sie anschließend wieder auf meinem Bein platzieren konnte.

Offensichtlich war dies jedoch nicht der Fall, denn er hatte sie zurück ans Lenkrad gelegt.
Stattdessen hatte er seine andere Hand aus dem Fenster gelegt.

Ich drehte meinen Kopf wieder zum Fenster, sodass mir der Wind meine Strähnen aus dem Gesicht pustete.

Nach einigen Minuten, schien der Wind schwächer, und das Auto langsamer zu werden.

Müde blinzelte ich aus dem Fenster und nahm mein eigenes Haus, direkt vor meiner Nase wahr.

Ich öffnete meinen Gurt und öffnete langsam die Autotür, als auch Chris aus dem Auto stieg.

"Warte warte, ich helf dir", kam es von Chris, welcher um das Auto gelaufen war und nun vor mir stand.

Vorsichtig griff ich nach der Hand, welche er mir hingehoben hatte.
Er zog mich vorsichtig aus dem Auto, nur um mich anschließend wieder auf den Arm zu nehmen.

Ich wollte etwas sagen, brachte jedoch nur ein nicht identifizierbares Murmeln heraus.
Chris brachte das zum Lachen, was seine Brust leicht vibrieren ließ.

Er öffnete die Haustür und trat ins Haus, dabei wusste ich nicht einmal woher er den Schlüssel hatte.

Selbst die Treppen trug er mich hinauf und anschließend in mein Zimmer.
Ich merkte wie er meine Bettdecke beiseite schob, um mich daraufhin in mein Bett zu legen.

"Deine Klamotten liegen gewaschen auf meinem Schreibtisch", murmelte ich leise in mein Kopfkissen, woraufhin sich Chris umdrehte.

"Warum machst du das?"

"Was meinst du?", erwiderte er trocken, mit seinem Rücken zu mir gekehrt.

"Warum bist du so nett zu mir?", hackte ich erneut nach und sah ihm dabei zu, wie er sich seine Klamotten zur Hand nahm.

Chris seufzte kurz und fuhr sich durch seine Haare. Dann drehte er sich zu mir.
"Wärs okay, wenn ich mich hier kurz umziehe?"

Ich nickte stumm und verdrehte die Augen, als er mir den Rücken wieder zukehrte um mein Zimmer zu verlassen.

Nach kurzer Zeit kam er wieder zurück und kam zu mir an mein Bett.
Er stellte ein Glas Wasser auf meinen Nachttisch und beugte sich zu mir herunter, um mir in die Augen zu sehen.
"Wie geht's dir?"

"Beschissen", murmelte ich.
Ohne etwas zu sagen, sah er mir weiter in die Augen.

"Aber ist okay", fügte ich leise hinzu.
Chris nickte kurz und richtete sich wieder auf.

Er drehte sich wieder um und lief zur Tür, doch da war wieder dieses Gefühl in mir.
Aus irgend einem Grund wollte ich dass er blieb.

"Chris", rief ich ihn ein letztes Mal, was ihn wieder zu mir kommen ließ.
"Ich will nicht das du gehst", flüsterte ich so leise es ging.

Ich war mir selbst nicht sicher dabei, was ich gerade tat, doch es fühlte sich richtig an.
"Was?", fragte er sichtlich verwirrt.

Ich griff nach seiner Hand und zog ihn zu mir runter.
Er saß nun neben mir auf meinem Bett. Ich konnte fühlen wie sein Blick auf mir ruhte.

"Bleib", brachte ich es erneut so leise über die Lippen, das es kaum hörbar war.
Ich konnte ihm nicht einmal in sein Gesicht sehen.

Ich hatte wohl Angst er würde jetzt erst recht gehen wollen oder er würde mich auslachen.
Mein Herz klopfte schneller als sonst und machte einen kleinen Sprung, als er sich direkt vor mich legte.

Erst jetzt sah ich ihm wieder in die Augen.
Nur wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter.
Stumm starrten wir uns beide nur an.

Keiner von uns wusste so richtig was gerade passierte, und das spürte man in jedem Zentimeter dieses Zimmers.

Plötzlich zog Chris mich gegen seine Brust, sodass ich eng an ihm lag.
Einen Arm legte er dabei über mich und gleichzeitig vergrub er sein Gesicht über meinem Kopf, in meine Haare und das Kissen.

Keiner von uns beiden sagte auch nur ein Wort.
Und keiner von uns beiden bewegte auch nur seinen kleinen Finger.
Aus Angst, auch nur die kleinste Bewegung hätte die Macht diesen Moment zu zerstören.

Als hätten wir angst davor einzugestehen, dass das gerade real war und nicht nur ein Traum.

Mit der Zeit wurden meine Augen immer schwerer, bis ich sie schließlich nicht mehr offen halten konnte und einschlief.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt