Kapitel 40

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"Da seid ihr ja!", rief Elias, woraufhin ihn Emma und Bonnie sofort darauf hinwiesen leiser zu sein.

"Sorry", flüsterte Elias.

"Wir hatten schon Angst, es wäre etwas passiert...", kam es leise von Ela.

"Tut mir leid. Nein... wir wurden nur fast von den Polizisten geschnappt. Deswegen sind wir bis zum Hotel gerannt."
Ich gab alles, um so zu klingen wie immer, aber trotz allem klang meine Stimme leicht nervös.

"Was ist das eigentlich für eine komische Stimmung hier?", mischte sich auch Bonnie ein.

"Scheiß mal auf die Stimmung, mich persönlich interessiert es viel mehr warum der gute Chris kein T-Shirt mehr an hat..."
Mit einem teuflischen Grinsen verschränkte Emma ihre Arme ineinander und lehnte sich gegen die Wand.

Mir stockte der Atem.

"War dreckig."
Chris hob seine Hand hoch und zeigte den anderen seine Wunde.

Dass das saubere T-Shirt direkt neben dem Bett bei seiner Jacke auf dem Boden lag, schien bis jetzt jedoch noch keiner gemerkt zu haben.

"Wie ist das denn passiert?", hakte Marcus nach.

"Zerbrochene Fensterscheibe", antwortete er schlicht, woraufhin von Marcus ein Nicken zurückkam.

Bonnie warf mir einen skeptischen Blick zu.
"Ihr beiden verhaltet euch äußerst verdächtig... ist sonst noch irgendwas passiert?"

Für einen kurzen Moment trafen meine Augen auf die von Chris. Das Kribbeln in meinem Bauch sorgte aber dafür, dass meine Augen so schnell wie möglich das Weite suchten.

"Ihr habt doch nicht etwa-"
Bonnie brach ihren Satz von Selbst ab.

"Und wie sie das haben", kam es kurz darauf von Rylie.

Ich konnte deutlich spüren wie heiß meine Wangen wurden.
Ich wurde so nervös, dass sich meine Glieder anspannten.
In diesem Moment empfand ich so viele verschiedene Gefühle, dass mein Körper damit völlig überfordert war.
Mein Kopf explodierte fast vor lauter Gedanken.

In mir herrschte ein einziges Gefühlschaos.

Erst als Chris mit seinem Knie unauffällig mein Bein streifte, sortierten sich meine Gedanken wieder und meine Muskeln entspannten sich ein wenig.
"Es ist rein gar nicht passiert. Aber mich würde es interessieren, wie ihr den Polizisten entkommen seid."

Mein armseliger Versuch von dem offensichtlichen abzulenken, zog natürlich nicht.

"Änder' hier jetzt mal nicht das Thema Kie!", funkte Bonnie sofort dazwischen.

"Okay Leute, können wir das Ganze vielleicht morgen klären? Es ist schon spät genug und ich hab wenig Lust darauf jetzt noch von den Lehrern angemotzt zu werden."
Chris war von dem Bett aufgestanden und öffnete die Tür um deutlich zu machen, dass wir gehen sollten.

Bonnie seufzte, gab aber schließlich nach.
Man konnte ihr deutlich ansehen, dass es sie ärgerte keine Antwort bekommen zu haben.
Aber dafür war ihr bewusst, dass ich es ihr früher oder später sowieso erzählen würde.

Schmollend schlenderten die Mädels daraufhin aus dem Zimmer und ich ihnen hinterher.
Während ich an Chris vorbeilief, sah ich noch ein letztes Mal zu ihm hoch.

Er erwiderte meinen Blick.
Sein Gesichtsausdruck war voller Emotionen und doch sagte er mir gleichzeitig rein gar nichts.
Man konnte deutlich sehen wie er sich von innen auf seine Lippe biss.

Erst als ich das Zimmer vollständig verlassen hatte und Chris die Tür hinter mir schloss, wurde unser Blickkontakt unterbrochen.

Als ich wieder in mein eigenes Zimmer lief, saßen die Mädels bereits auf ihren Betten.
Mit abwartenden Blicken beobachteten sie mich dabei, wie ich mich auf mein Bett fallen ließ.

Ich seufzte.
"Ihr werdet wohl nie aufgeben, habe ich recht?"

Mit geschlossenen Augen schüttelte Bonnie ihren Kopf.

Ich lehnte mich gegen die Wand hinter mir und fing schließlich an zu erzählen.

"Ich sag doch schon die ganze Zeit, dass der Junge Hals über Kopf in dich verknallt ist."
Das war das Erste, was Emma sagte, nachdem ich ihnen ausgiebig alles erzählt hatte.

"Dass dir das nicht früher aufgefallen ist, ist echt interessant", sagte Rylie, welche Ela in ihren Armen hielt.

"Aber wie geht es dir damit? Ich meine... was empfindest du für ihn?", fragte Bonnie nach einer Weile.

Über diese Frage musste ich erst mal nachdenken.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Vor ein paar Monaten hätte ich uns noch als Feinde bezeichnet..."

"Feinde schauen sich so gegenseitig nicht in die Augen", erwiderte Ela.

Nachdem sich alle zu ihr gedreht hatten, um sie anzusehen, drückte sie sich enger an Rylie.

Wir kannten Ela jetzt zwar schon länger, aber selbst nur unter uns Mädels fühlte sie sich unwohl, wenn die gesamte Aufmerksamkeit auf ihr lag, weshalb sie für gewöhnlich gar nicht erst viel redete.

"Selbst als ihr euch noch gegenseitig gehasst habt, hat man das gemerkt. Jedes Mal, wenn ihr euch einen Streich gespielt habt, strahlten deine Augen.
Er ist dir zwar oft auf die Nerven gegangen, aber kein anderer hat es bisher geschafft dich so zum Strahlen zu bringen.
Bei jedem anderen Typen hast du dich immer ein wenig verstellt. Nur bei einem konntest du einfach du selbst sein.
Und ihm geht es genauso", erläuterte Ela.

Völlig verblüfft starrten wir sie einfach nur an.
Ich glaube, ich habe Ela noch nie so viel am Stück reden hören.
Ela hatte eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe.
Vor ihr war nicht einmal das kleinste Geheimnis sicher.

Und nicht nur das.
Ihre Worte brachten mich auch noch richtig zum Nachdenken.

Nachdem die Aufmerksamkeit nicht mehr auf Ela lag, gab Rylie ihr einen kleinen Kuss auf den Kopf, um ihr zu zeigen, wie stolz sie auf sie war, was mich zum Lächeln brachte.

Aber vielleicht lag sie ja wirklich richtig.
Selbst mein Hass für andere Personen fühlte sich nicht so an wie der, den ich für Chris empfand.

Dass sich zwischen uns eine gewisse Spannung entwickelt hatte, je älter wir wurden, war völlig außer Frage.

Und egal wie sehr ich versuchte ihm aus dem Weg zu gehen, ich steckte meine Nase trotzdem immer wieder in seine Angelegenheiten.

Was immer es war, irgendwas an ihm fühlte sich so falsch und doch so richtig an.

"Vielleicht solltet ihr euch einfach mal ausreden", kam es irgendwann von Bonnie, während sie sich in ihre Bettdecke einkuschelte.

"Ja, vielleicht sollten wir das", murmelte ich leise.

"Und wenn's geht, vielleicht mal ohne euch dabei gegenseitig um den Hals zu fallen."
Mit einem frechen Grinsen im Gesicht zwinkerte Emma mir zu, weshalb ich mit den Augen rollte.

"Wie auch immer, ich würde mal sagen, dass das ein Problem für morgen ist, also lasst uns endlich schlafen, bevor sich wirklich noch jemand bei uns beschwert."

Gesagt, getan. Nachdem Bonnie sich endgültig hingelegt hatte um zu schlafen, taten wir anderen es ihr gleich.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt