Der nächste Tag verging als sei nie etwas passiert.
Chris blockte mich zwar nicht ab, doch er selbst verhielt sich als wäre alles normal zwischen uns.Doch das war es nicht.
Es war alles andere als "normal".
Sein Verhalten war nicht normal, und der Fakt, dass ich am liebsten nur noch an seiner Seite wäre, war auch nicht normal.Auf der Heimreise saß er dieses Mal nicht neben mir.
Stattdessen war es Bonnie.
Nicht dass mich das stören würde, denn so langsam brachte mich Chris mit seinem Verhalten auf die Palme.Er machte wieder dumme Witze, doch emotional blockte er mich vollkommen aus.
"Ich versteh Männer einfach nicht", seufzte ich während ich Chris ansah, welcher sechs Reihen weiter vorne und mit dem Rücken zu mir gekehrt, bei den anderen Jungs saß."Wir haben dir gesagt du solltest einfach mal mit ihm reden", antwortete mir Bonnie, welche nebenbei damit beschäftigt war ein Buch zu lesen.
Sie und die anderen Mädels hatten keine Ahnung was letzte Nacht passiert war und ich hatte auch noch nicht die Absicht, ihnen davon zu erzählen.
Erst wollte ich selbst herausfinden was mit Chris nicht stimmte."Ja und das ist leichter gesagt als getan, denn jedes Mal, wenn wir auch nur ansatzweise in der Nähe voneinander sind, entsteht diese extreme Spannung zwischen uns. Da fallen nicht gerade besonders viele Worte", brummte ich.
Bonnie kicherte leise. Dann sah sie von ihrem Buch auf.
"Ich denke es ist auch für ihn schwer seinen Gefühlen einfach freien Lauf zu lassen, nachdem er sie Jahre lang unterdrücken musste."Verblüfft sah ich Bonnie an.
"Meinst du wirklich?"
So hatte ich über sie ganze Sache bisher noch nicht nachgedacht.Sie zuckte als Antwort nur mit den Schultern und widmete sich wieder ihrem Buch.
Die restliche Fahrt über, ließen mich Bonnies Worte nicht mehr los.
Sie hatte recht. Chris hatte seine Gefühle tatsächlich für mehrere Jahre unterdrückt.
Vielleicht wurde es ihm Gestern einfach zu viel.
Nach langem Grübeln schlief ich schließlich wieder ein.Nach mehreren, verdammt langen Stunden wieder aufwachen, anders hinsetzen und wieder einschlafen, kamen wir endlich zu Hause an.
Als wir ankamen, war es bereits wieder dunkel und so ziemlich alle waren am Schlafen.
Meine Mutter wartete bereits am Parkplatz auf Bonnie und mich."Wie war der Ausflug ihr zwei hübschen?"
Es war die erste Frage, die uns meine Mutter stellte, nachdem wir uns ins Auto gesetzt hatten."Es war sehr schön."
Meine Standardantwort.
Meine Mutter wusste genau sie würde mir alles einzeln aus der Nase ziehen müssen, wenn sie mehr erfahren wollte."Und wie war es mit Chris? War das auch sehr schön?"
Empört atmete ich auf und drehte meinen Kopf zu ihr."Oh und ob", sagte Bonnie.
Als ich erneut nach Luft schnappte, drehte ich mich nach hinten zu Bonnie, welche mich nun mit einem verschmitzten Lächeln völlig entspannt ansah."Na sowas also. Erzähl mir mehr Bonnie."
Ich sah genau wie meine Mutter Bonnie durch den Rückspiegel ein Grinsen zuwarf."Hallo? Verschwört ihr euch gerade gegen mich?"
Entsetzt blickte ich zwischen den beiden hin und her."Ach, ich glaub Kira hat da viel mehr Details."
Mein Kopf schoss wieder zu Bonnie. Böse funkelte ich sie an."Das ist kaum auszuhalten mit euch beiden!"
Sagte ich während ich mich zurück in meinen Sitz fallen ließ und meine Arme ineinander verschränkte.
"Wir haben uns ein wenig unterhalten. Das ist alles, was du wissen musst Mutter.""So so."
Meine Mutter grinste nur wissend, hakte zu meiner Erleichterung allerdings nicht weiter nach.Nachdem wir Bonnie nachhause gebracht hatten, kamen auch wir zu Hause an.
Ohne meine Sachen auszupacken, schmiss ich mich in mein Bett und schlief, obwohl es erst 22:00 Uhr war, sofort ein.Mit einem trockenen Mund und einem Gefühl von Schwere wachte ich auf. Ich wälzte mich unruhig in meinem Bett hin und her.
Mein Kopf hämmerte wie verrückt.
Mit geschlossenen Augen griff ich nach meiner Wasserflasche auf dem Nachttisch.Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich verschlafen um.
In meinem Zimmer war es stockdunkel.
Ich rieb mir kraftlos die Augen und wollte nach meinem Handy greifen, nur um festzustellen, dass es nicht wie immer auf meinem Nachttisch lag.
Stattdessen lag es direkt unter mir.Ich machte es an und warf einen Blick darauf.
Das grelle Licht ließ meine Augen kleiner werden. Schnell stufte ich die Helligkeit runter.
Dann sah ich auf die Uhr.
03:21 Uhr Nachts.Das nächste was ich wahrnahm, war eine WhatsApp Nachricht.
Chris
Ich weiß, es ist spät... aber können wir reden?
23:34 UhrIch blinzelte mein Handy an.
Es müssen mehrere Minuten vergangen sein, in denen ich mir die Nachricht mehrmals durchgelesen hatte.
Ein komisches Gefühl brodelte in mir auf.
War es Nervosität?
Freude?
Angst?Ich seufzte.
Es sind ungefähr vier Stunden vergangen seit seiner Nachricht.
Das Beste wäre, wenn ich einfach wieder schlafen gehe und morgen mit ihm darüber rede.Also ließ ich mich zurück in mein Kissen fallen.
Mit meinem Handy nach wie vor in der Hand, starrte ich an meine Decke.
Ich konnte deutlich spüren wie mein Herz gegen meine Brust hämmerte.Verdammt.
Ich war viel zu wach um einfach so wieder schlafen zu gehen.
Nachdem ich mich mehrmals hin und her gewälzt hatte, kam ich schließlich zu einem Entschluss.Ich seufzte, riss die Decke von meinem Körper und stand auf.
Im Bad putzte ich kurz meine Zähne, schmiss meine Haare zu einem zerzausten Zopf zusammen und zog mir ein langes T-Shirt, welches fast bis zu meinen Knien reichte und eine kurze Leggins an.Dann schnappte ich mir meine Schlüssel und öffnete mein Fenster.
Würde meine Mutter erfahren, dass ich zu dieser Uhrzeit noch das Haus verlasse, würde sie mir vermutlich den Hals umdrehen, also tat ich das einzig logische.Ich kletterte durch mein Fenster und anschließend mithilfe des Balkons nach unten.
Ich war bereits darin geübt mein Haus auf diese Art und Weise zu verlassen. Das hatte ich als Kind gelernt, nachdem ich das erste Mal zum Hausarrest verdonnert wurde.Ich schnappte mir mein Fahrrad, welches an unserer Haustür stand und fuhr los.
Chris wohnte nur ein paar Straßen weiter, weshalb es nicht lang dauerte bis ich an seinem Haus ankam.War es verrückt, dass ich spät in der Nacht vor Chris' Haus aufkreuzte? Absolut.
Gar keine Frage.War er daran jedoch selbst Schuld?
Zu 100%.Aus Angst seine Eltern zu wecken, schlich ich in den Garten.
Ich war mir sicher, würden mich jetzt seine Nachbarn sehen, würde es nicht lang dauern bis die Polizei hier aufkreuzte.Aber kein normaler Mensch war zu dieser Uhrzeit noch wach.
Eigentlich hatte ich den Plan kleine Kieselsteinchen gegen sein Zimmerfenster zu werfen, doch das blieb mir erspart.
Ich war wohl nicht die einzige nicht-normale Person, welche zu dieser Zeit noch wach war.
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Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like That
Fiksi Remaja"Christopher Constantin O'Neill! Du lässt mich hier jetzt nicht einfach im Regen stehen!" "Und was, wenn doch?" Am Klang seiner Stimme konnte ich bereits hören, dass er gerade grinste. Das kann doch nicht sein Ernst sein? "Soll ich jetzt etwa 10 km...