Kapitel 41

918 31 4
                                    

"Kie kommst du mit zum Frühstücken?", kam es von Bonnie, welche direkt neben mir stehen zu schien.

"Hmh"
Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen und zog meine Decke über meinen Kopf.
"Nur noch... fünf... Minuten...", murmelte ich.

"Das hast du schon vor einer Stunde gesagt Kie...", sagte Emma.

Stimmt. Sie hatten mich mit ihrem Gerumpel schon zuvor einmal geweckt.
Ich werde wohl nie verstehen wie man ein Frühaufsteher sein konnte.
Aber noch weniger werde ich verstehen, wie ausnahmslos jeder aus meinem Zimmer ein Frühaufsteher war.

Anstatt zu antworten, kuschelte ich mich nur noch weiter in meine Decke.
Es war doch gerade so schön warm.

"Na schön, wir gehen schon mal vor, du kannst dann ja nachkommen."

Ich konnte hören wie die Mädels alle zusammen zur Tür liefen.
Erst als die Tür ins Schloss fiel, war es wieder leise.

Endlich.
Zufrieden atmete ich aus.

Gerade hatte ich noch davon geträumt, als eine der Na'vi von Pandora, auf einem Ikran durch die Hallelujah-Berge zu fliegen.

Genervt drehte ich mich auf die andere Seite, mit der Hoffnung, das würde mir dabei helfen wieder einzuschlafen.
Doch als ich auch nach weiteren fünf Minuten immer noch wach war, gab ich es schließlich auf und öffnete seufzend meine Augen.

Na toll.
Jetzt war ich zwar müde, aber weiter schlafen konnte ich dennoch nicht.

Müde starrte ich an die Decke.
Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett verbringen, ohne auch nur einmal dieses Zimmer zu verlassen.

Mit einem frustrierten seufzen fuhr ich mir mit beiden Händen über mein Gesicht.
Meine Gedanken schweiften zu den Erinnerungen von gestern.

Chris' Worte wiederholten sich immer wieder in meinem Kopf.
'Verdammt ich mag dich Kira!'

Warum hat er mir das nie gesagt?

Verschlafen richtete ich mich auf.
Mein Blick schweifte kurz durch das Zimmer.
Selbst Rylie hatte es geschafft aufzustehen.
Ela hatte wirklich einen gewissen Einfluss auf Rylie.

Mit einem jammernden Stöhnen stand ich schließlich auf.
Müde tapste ich in das Bad, welches komplett überfüllt mit all den Kosmetiksachen der anderen war.
Und als wäre das alles nicht bereits mehr als genug, holte ich auch meinen Kosmetikbeutel um mich fertig zu machen.

Kraftlos ließ ich mich auf den Klodeckel fallen, während ich mir meine Zähne putzte.

Wie auf einer Filmrolle blitzten vor meinen Augen immer wieder kurze Erinnerungsstücke auf.
Allein die Erinnerung daran wie sanft Chris mit seinen Händen über meinen Körper fährt, machte mich verrückt.
So verrückt, dass sich selbst die Härchen auf meinen Armen aufstellten.

Chris hatte mich vollkommen um seinen Finger gewickelt, bevor ich es überhaupt merken konnte.

Nach all den Jahren, in denen wir uns gegenseitig förmlich terrorisiert hatten, sagt er mir, dass er mich all die Zeit mochte?
Was soll das überhaupt bedeuten: Er 'mag' mich?

Kopfschüttelnd stand ich auf, um meinen Mund auszuwaschen.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, schnappte ich mir meine Schuhe und schlenderte in den Speisesaal.

Dort angekommen, schnappte ich mir ein Tablett und holte mir mein Frühstück.
Während ich mir die Milch in mein Müsli schüttete, bäumte sich neben mir ein großer Schatten auf.

Natürlich stand Chris direkt neben mir, um sich ebenfalls Müsli zu holen.
Auch er war wohl noch nicht lange wach.
Seine Haare waren total verstrubbelt und selbst seine Schlafsachen hatte er noch an.

Er schien gar nicht gemerkt zu haben, dass ich neben ihm stand, denn als er sich zu mir drehte um nach der Milch zu greifen, zuckte er kurz zusammen.

Unser Blickkontakt, blieb nicht einmal für eine Sekunde aufrecht, denn ich hatte mich sofort umgedreht, um nach den anderen zu suchen.

Nervös durchsuchten meine Augen den Raum.
Und als ich sie schließlich fand, machte ich mich sofort auf den Weg zu ihnen.
Sie saßen zusammen an einem Tisch und quatschten miteinander.
Sie waren sogar so nett, mir extra einen Platz frei gelassen zu haben.

"Na? Auch mal aufgewacht?", kicherte Bonnie.

"Wahrscheinlich hat sie von Chris geträumt und wollte deswegen nicht aus den Federn", flüsterte Emma.

Während die anderen darüber lachten, warf ich Emma nur einen mahnenden Blick zu.
"Nicht lustig Emma. Nicht lustig..."

Ich setzte mich auf den freien Platz und begann mein Müsli zu essen.
Ich verschluckte mich fast an meinem Müsli, als ich realisierte, dass sich Chris quer gegenüber von unserem Tisch, an den Tisch der Jungs gesetzt hatte und somit genau in meinem Blickfeld saß.

Der Tag startete ja schon mal gut.

"Wann wirst du mit ihm reden?", fragte Bonnie irgendwann.

"Am liebsten gar nicht", antwortete ich.

"Gestern sah das aber noch ganz anders aus...", murmelte Rylie unschuldig.

Natürlich war mir bewusst, dass Rylie recht hatte, aber ich wusste nicht einmal ansatzweise, wie ich die Situation mit Chris klären sollte.

Während ich versuchte mein Müsli zu genießen, tauschten Chris und ich immer wieder flüchtige Blicke miteinander aus.
Aus dem 'Müsli genießen', wurde also auch nichts, denn jedes Mal, drehte sich mein Magen gefühlt um 180 Grad.

Seufzend ließ ich mich gegen die Stuhllehne fallen, nachdem ich fertig gegessen hatte.
Um mich abzulenken, beobachtete ich Rylie dabei, wie sie mithilfe ihrer Hand, die Krümel von dem Tisch, auf ihren leeren Teller kehrte.

Auch Emma schien sie dabei zu beobachten.
"Richtig. Warum auch einen Lappen verwenden, wenn man selbst einer ist", kam es schlicht von ihr.

Ohne etwas zu sagen, stoppte Rylie dabei und sah Emma mit einem drohenden Gesichtsausdruck an.
Ihre eine Augenbraue hatte sie hochgezogen, als würde sie gerne Fragen, ob Emma das gerade tatsächlich gesagt hatte.

Bonnie, Ela und ich mussten laut loslachen.
Rylies Gesichtsausdruck war so gut, man hätte eigentlich ein Bild machen müssen.

Nach dem Frühstück entschieden wir uns dazu, mit ein paar anderen aus unserer Klasse am See Volleyball spielen zu gehen.

Ein Glück war Chris nebenbei irgendwo anders anderweitig beschäftigt, sodass ich mal eine kurze Pause von diesem ganzen Drama hatte, auch wenn meine Gedanken immer wieder zu ihm schweiften.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt