Kapitel 27

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"Was ist denn los?", rief ich ihm zu, während er mich hinter ihm herzog.

Nachdem er mich über den gesamten Festivalplatz gezogen hatte, wurde er bei den Parkplätzen langsamer, zog mich aber weiterhin mit.

Als wir einer Gruppe von fremden Typen näher kamen, zog er mich plötzlich mit ihm nach unten um uns hinter einem Auto zu verstecken.

Ohne die leiseste Ahnung zu haben, was gerade passierte, sah ich Chris dabei zu, wie er vorsichtig über das Auto spickte.

Es schien, als würde er die Gruppe beobachten.
"Was zur Hölle machst du?"

Statt mir zu antworten, zog er seinen Kopf runter und schlug seine Hand auf meinen Mund.
"Sei leise!", zischte er.

Als er sich wieder ans spionieren machte, zog ich seine Hand von meinem Mund und sah ebenfalls zu der Gruppe.

"Was zur Hölle ist dein scheiß Prob-"
Ich war gerade dabei mich zu beschweren, da entdeckte ich eine Person in der Gruppe, welche mir unglücklicherweise bekannt war.

"Matt?", flüsterte ich und sah daraufhin zu Chris.
Er zog uns beide wieder hinter das Auto und sah mir in die Augen.

"Ich hab einen Plan", sagte Chris und sah mich mit einem fast schon angsteinflößenden Grinsen an.

Als ich seinen Blick nur misstrauisch erwiderte, zog er zwei Messer aus seiner Hosentasche und präsentierte sie mir stolz.

"Willst du ihn jetzt abstechen oder was?"
Mit einem verstörten Gesichtsausdruck musterte ich Chris dabei, wie er einfach nur mit seinen Augen rollte und seufzte.

"Natürlich nicht du Genie. Aber dort drüben steht sein Auto und ich will nicht, dass er mit dem, was er dir angetan hat, einfach so durchkommt. Also habe ich mir überlegt, dass wir einfach seine Reifen abstechen, sobald er weg ist."
Chris grinste mich nur an als wäre das DER Masterplan schlecht hin.

"Bist du blöd?", fragte ich schlicht.

Wieder rollte er seine Augen, verlor dabei jedoch nicht sein Grinsen.
"In den meisten Fällen, in denen Reifen zerstochen werden, werden die Täter nie geschnappt. Seine Versicherung wird das nicht übernehmen und wenn wir einen Vorder- und einen Hinterreifen zerstechen, kann er schön alle vier ersetzen."

"Und wir nehmen zwei Messer, sodass die Versicherung denkt, er hätte einen selbst zerstochen, um vier statt zwei Reifen kostenlos zu bekommen, falls sie es sich doch anschauen?", fügte ich fragend hinzu.

"Ganz genau."
Sein Grinsen veränderte sich daraufhin minimal mehr zu einem Lächeln.
Es kam mir fast schon so vor, als wäre er ein wenig stolz auf mich.

"Vergiss es... Was, wenn uns jemand sieht?", fragte ich besorgt.
In meinem Leben hatte ich noch nie etwas derartig illegales getan.

Und wieso sollte ich auf Chris hören? Immerhin war es Chris...
Er ist zwar schon mit einigen illegalen Dingen durchgekommen, aber genau das war auch der Grund warum ich nicht auf ihn hören sollte.

"Hier sind nirgends Kameras, uns wird schon niemand sehen."
Er legte seinen Kopf leicht schief und sah mir in die Augen.
Stur starrte ich ihm zurück in die Augen.

"Hast du etwa schon vergessen, was er dir angetan hat? Zur Polizei zu gehen wird rein gar nichts bringen, das weißt du genauso gut wie ich. Ich verspreche dir hoch und heilig, dass uns niemand erwischen wird."

Chris schien es wirklich ernst zu meinen.
Mein Misstrauen verflog jedoch, als er mir seinen kleinen Finger hinhob.
Schon als kleine Kinder hatten wir uns auf diese Weise etwas versprochen, das nie gebrochen werden durfte.

Ich seufzte laut aus und spickte nochmal über das Auto zu Matt.
Er und seine Freunde waren gerade dabei zum Festival zu laufen.

Ich kam wieder runter und sah zu Chris, welcher seinen Blick nicht von mir genommen hatte.

"Na schön", murmelte ich, was Chris besonders glücklich machen zu schien, denn seine Augen schienen zu leuchten.
Ich hakte meinen kleinen Finger in seinen.
"Pinky Promise?"
"Pinky Promise."

Zusammen schlichen wir zu Matts Auto und achteten dabei darauf unbemerkt zu bleiben.
An Matts Auto angekommen, drückte mir Chris eines der Messer in die Hand und deutete auf den rechten Vorderreifen.

Zögerlich näherte ich mich dem Reifen und setzte das Messer an.
Chris hatte wohl gemerkt, dass ich zögerte, denn er legte seine Hand um meine, welche das Messer festhielt.

Unsicher sah ich nochmal zu ihm und stach mit ihm zusammen zu, als er mir zustimmend zugenickt hatte.

Als wir mit dem Vorderreifen fertig waren, begaben wir uns zum Hinterreifen und machten dort dasselbe, nur mit dem anderen Messer.

Während ich mit ihm den Reifen zerstach, gab er mir dabei mit seinem Körper Deckung.
Als auch der Hinterreifen ein Loch hatte, nahm er mir das Messer aus der Hand und schnappte sich wieder meinen Arm.

Vorsichtig schlichen wir aus den Parkplätzen und liefen ganz normal weiter als wir wieder auf dem Weg zum Festival ankamen.

Ein kurzer Blickaustausch zwischen uns beiden reichte bereits aus, um uns beide laut zum Lachen zu bringen.

Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Chris und ich jemand anderem zusammen einen 'Streich' gespielt hatten, als nur uns gegenseitig.

Als wir klein waren, machten wir immer derartig idiotische Sachen zusammen und verarschten andere Leute.
An Chris' Grinsen konnte ich herauslesen, dass er gerade genauso nostalgisch war wie ich.

Als wir zusammen, lachend an unserem Tisch ankamen, starrten uns die anderen erst mal völlig perplex an.

"Was zur Hölle habt ihr gemacht?", kam es von Bonnie, welche mehr als nur überfordert schien.

Das Chris und ich uns auf Bonnies frage hin nur angrinsten, schien die Situation nicht besser zu machen.

"Habt ihr etwa schon wieder rumgemacht?", fragte nun Isaac, welcher uns mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte.

"Schon wieder?", platzte es nun lautstark aus Ethan.

Statt zu antworten, mussten Chris und ich erstmal lachen.
"Wir haben nur kurz geredet... nicht wahr?", antwortete schließlich Chris, während er mich mit seinem Ellbogen anstupste.

"Ganz genau. Nur geredet...", stimmte ich ihm grinsend zu.

Während uns die anderen nur voller Misstrauen beobachteten, amüsierten wir uns an ihrer Verwirrung.

"So interessant die Situation gerade sein mag, Isaac und ich würden uns jetzt verabschieden und noch zusammen essen gehen. Euch allen also noch einen schönen Abend."
Bonnie umarmte Emma zuerst und ging anschließend einmal die Runde durch, bis sie schließlich bei mir ankam.

"Feinde also hm?", flüsterte sie mir leise in mein Ohr als sie mich umarmte.
Sie löste sich langsam aus der Umarmung und zwinkerte mir vergnügt zu, ehe sie mit Isaac verschwand.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt