Kapitel 43

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Mit einer schnellen Bewegung riss ich meinen Oberkörper wieder nach oben und drehte mich nach hinten.

Chris kam weiter auf mich zugelaufen und ließ sich schließlich neben mir nieder.
Ich verfolgte dabei jede seiner Bewegungen bis ins Detail.

"Woher wusstest du, dass du mich hier findest?"
Mein Blick war immer noch auf ihn fixiert.
Chris hingegen sah auf den See hinaus.

"Das wusste ich nicht. Ich bin hierhergekommen, um meinen Kopf freizubekommen."
Ich nickte und folgte seinem Blick.

Für mehrere Minuten saßen wir einfach nur da und schwiegen uns an.
Chris schien die Stille nicht zu stören, doch ich empfand es irgendwann als unangenehm.

Sollte ich ihn auf das Offensichtliche ansprechen, oder lieber nicht?
Irgendwie schuldete ich ihm ja eine Entschuldigung.

Ich atmete einmal tief ein, um meinen Mut zusammenzunehmen und sah zu ihm.
Er starrte nach wie vor auf das Wasser.

"Hör mal-"
Er unterbrach mich.

"Warum bist du mir heute aus dem Weg gegangen?", fragte er schlicht.

Für eine Sekunde starrte ich ihn einfach nur an, weil er mich erschreckt hatte.

"Ich mein, ich weiß, warum du mir aus dem Weg gegangen bist. Aber... warum?"
Erst jetzt sah er mir in die Augen.

Jetzt bemerkte ich auch, dass er gerade mindestens genauso nervös wie ich war.
Ich unterdrückte mir ein Schmunzeln.

Nachdem ich über seine Frage nachgedacht hatte, seufzte ich.
Ich wusste doch selbst nicht so genau warum.

"Ich schätze... ich wollte es mir einfach nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.
Ich will nichts überstürzen verstehst du? Wir haben gerade erst wieder zueinander gefunden. Ich will nicht, dass alles wieder sofort zu Bruch geht."

"Verstehe."

Ich wendete meinen Blick wieder ab.

"Du warst mir auch die ganze Zeit über wichtig, weißt du?", sagte ich.
Obwohl ich Chris gerade nicht ansah, merkte ich wie sein Blick weiterhin auf mir lag.

"Du bist mir zwar die ganze Zeit wirklich verdammt auf die Nerven gegangen, aber ich habe es immer vermisst, mit dir Blödsinn zu machen."

Ich spürte wie er seinen Blick ebenfalls wieder auf das Wasser wendete, was mich dazu brachte, ihn kurz anzusehen.
Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln.

Er sah so erleichtert aus, dass mich sein Lächeln einfach ansteckte.
Grinsend schaute ich auf meine Füße hinunter, welche das Wasser gerade so berühren konnten.

Im Augenwinkel konnte ich sehen wie Chris nun ebenfalls auf meine Füße sah.

"Tut mir leid, dass du meinetwegen Angst vor tiefem Wasser hast."

Ich schüttelte meinen Kopf und sah wieder zu ihm auf.
"Das ist nicht deine Schuld", sagte ich gelassen und lächelte ihn schräg an.

"Würdest du es noch gerne lernen?", kam es von Chris aus dem Nichts.

"Was? Schwimmen? Ich würde es sehr gerne lernen, ja, aber zum einen, schaff ich es einfach nicht über meinen Schatten zu springen und zum anderen habe ich keine Lust in einem Seepferdchen Kurs voll mit fünfjährigen schwimmen zu lernen."

Irgendwas an meinem Satz schien wohl lustig zu sein, denn Chris musste laut loslachen.

"Ich mein das ernst", sagte ich irritiert.

"Ich weiß", sagte er und kam aus dem Lachen fast nicht mehr raus.
"Ich hab mich dir nur gerade in einem Kinderschwimmkurs vorgestellt", sagte er während er versuchte sich wieder zu beruhigen.

Chris - Because Enemies Don't Look At Each Other Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt