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Billy p.o.v.

Ich lag in meinem Bett und starrte an die dunkle Decke. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich Emery betrunken nach Hause gefahren hatte. Ich hatte eine Menge Bier getrunken und davor hatte ich noch andere Sachen getrunken.

Der Alkohol hatte wohl einfach noch eine Weile gebraucht, bis er sich abgesetzt hatte. Und mein Adrenalin durch die Wut auf Dean, hatte den Alkohol wohl auch ein wenig außer Gefecht gesetzt.

Bis eben, als ich mit Emery geredet hatte, hatte ich nicht gewusst, was im Schwimmbad passiert war, außer, dass Dean etwas damit zutun hatte.

Zugegebenermaßen hatte ich mich nicht angestrengt, es rauszufinden, ich war nicht in der Schule gewesen. Ich hatte nicht mit Dean geredet und auch mit sonst niemandem. Eigentlich von morgens bis abends war ich im Schwimmbad gewesen, hatte so viele Stunden, wie nur möglich gearbeitet, um reichlich Geld zu verdienen.

Abends war ich dann irgendwo rumgeflogen, hatte getrunken und geraucht. Ich war nur selten zuhause gewesen.

Als ich von dem Bierfass runtergegangen war, hatte ich gesehen, wie Dean in das Haus gelaufen war und ich hatte ein mieses Gefühl gehabt. Also war ich, sobald ich mich entbehren konnte, hinterher.

Ich hatte auf dem Gang, dicht vor der Tür, Emerys Schluchzen und ihr Wimmern gehört. Und dann war ich in den Raum.

Das, was sich mir dort geboten hatte, hatte mich austicken lassen.

Ich mochte Dean nicht, mochte ihn von Anfang an nicht. Er war ein Widerling und er ging mir auf die Nerven. Und als ich diesen Blick von Emery in Deans Richtung gesehen hatte, den Blick, den ich meinem Vater früher immer zugeworfen hatte, hatte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt.

Ich würde Dean nie wieder in Emerys Nähe lassen, Gespräche denn in die Nähe jemand anderes, wenn ich so etwas nochmal mitbekam.

Hoffentlich hatte er aus heute gelernt. Wenn er das heute überhaupt überleben würde. Schließlich hatten wir ihn komplett zusammengesunken und blutend am Boden zurückgelassen.

Ich seufzte und griff an meinen Nachttisch, um eine zu rauchen.

Es hatte mich geschockt, diese Narbe auf Emerys Oberschenkel zu sehen, aber nicht, weil die Narbe so schlimm aussah, sie war eher unauffällig, sondern wegen der Aussage, die sie getroffen hatte. Dass es nicht das erste Mal war, dass sie misshandelt wurde.

Und ihre Worte hatten sich in meinem Kopf verpflanzt.

Max konnte nichts dazu, was passiert war, genauso wenig, wie Susan. Und dennoch ließ ich es an den Beiden aus.

Und dann war da noch dieser Kuss auf die Wange. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal auf die Wange geküsst wurde. Wahrscheinlich wurde ich das das letzte Mal von meiner Mutter.

Ich hatte mit haufenweise Mädchen rumgeknutscht und auch geschlafen, aber kein einziges Mädchen hatte mir jemals diese Sanftheit zukommen lassen, mich auf die Wange zu küssen.

An diesem Kuss auf die Wange von Emery war rein gar nichts Sexuelles gewesen. Es war nur purer Sanftmut gewesen und eine Art, wie sie ihre Dankbarkeit ausgedrückt hatte. Und dennoch hatte dieser Kuss auf meine Wange mehr Gefühle in mir ausgelöst, als es je Sex oder Knutschen mit einem Mädchen getan hatte.

Ich tat das alles ohne Gefühle, ich war nicht fähig Gefühle für jemanden zu entwickeln, ich war bindungsunfähig.

Natürlich empfand ich jetzt auch nichts für Emery, aber dieser Kuss auf die Wange von ihr hatte mir eine Sicherheit gegeben, Geborgenheit und Wärme.

Broken BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt