Broken Boy

22

Max p.o.v.

In der Pause ging ich zusammen mit Mike, Dustin, Will und Lucas auf den Schulhof der Middle School. Wir wollten uns einen Tisch suchen, an den wir uns setzen konnten du essen konnten. Heute nach der Schule wollten wir uns mit El treffen, aber ich wusste nicht, ob Billy mich fahren würde.

Ich wusste, dass er Lucas nicht wirklich mochte, wahrscheinlich, weil er mich, das erste Mal als Billy ihn gesehen hatte, ziemlich aufgeregt hatte und ich sauer war wegen Lucas. Und er hasste mich wieder, er würde mich mit Sicherheit nicht freiwillig fahren.

Aber ich wollte auch nicht, dass Neil ihn dazu zwang, mich zu fahren.

Billy hatte gestern wieder genug mitgemacht. Ich hatte Neil schreien hören und ich hatte durch mein Fenster gesehen, was Neil mit Billys Auto getan hatte. Ich hatte gesehen, wie Billy ihn angebettelt hatte, es nicht zu tun und ich hatte gesehen, wie Neil Billys Kopf auf die Motorhaube des Camaro geschlagen hatte, als Billy geweint hatte.

Ich wusste nicht, ob er wegen seines Autos geweint hatte oder weil es ihm einfach zu viel wurde, aber er wurde direkt dafür bestraft, Schwäche gezeigt zu haben.

Billy war zurecht wütend, doch es machte mich traurig, dass sich seine Wut auf mich konzentrierte.

Während ich mit den Jungs lief, stieß mir Mike plötzlich gegen den Arm. Er deutete in eine Richtung und ich folgte seiner Deutung mit meinen Augen.

Irritiert blieb ich stehen, was mir die Jungs gleichtaten, als Billy über den Schulhof der Middle School gelaufen kam.

Er tauchte nie hier auf, schließlich konnte er Kinder nicht leiden.

Er steuerte direkt auf uns zu und ich merkte, wie die Jungs ein wenig nervös wurden. Sie hatten Angst vor meinem Bruder und das berechtigt. Vor allem Lucas hatte berechtigt Angst vor ihm.

Ich machte ein paar Schritte vorwärts, damit die Jungs nicht direkt auf Billy trafen, sondern noch ein wenig Abstand zwischen ihnen war.

Billy wirkte abwesend, während er direkt auf mich zusteuerte, aber erstaunlicherweise wirkte er nicht wütend.

Ich erstarrte vollkommen perplex, als er direkt vor mir stehenblieb und im nächsten Moment die Arme um mich legte und mich an seine Brust zog. Er drückte mich fest an sich, senkte sein Gesicht auf meinen Kopf und hielt mich so.

Ich legte vorsichtig die Arme um seine Taille und atmete den vertrauten Geruch nach Billy ein. Sein Parfum, vermischt mit Aftershave, seinem Deo und Rauch. Darunter mischte sich noch sein ganz persönlicher Eigengeruch von ihm, der von seiner Haut ausging.

Ich hatte nicht oft die Möglichkeit, seinen Geruch so einzuatmen, in seinem Auto roch es immer nur nach seinem Parfum und Rauch, aber gerade fühlte es sich gut an, seinen Geruch so einatmen zu können, es roch vertraut und nach Zuhause.

Umso länger er mich hielt, umso mehr schlang ich die Arme um Billys Taille und klammerte mich mehr an ihm fest.

,,Ist alles okay?", fragte ich vorsichtig und er nickte an meinem Kopf.

,,Ich habe mich mit Emery gestritten. Sei für sie da, wenn sie mit dir reden will, okay?", murmelte er und ging dann langsam ein Stück zurück. Ich ließ ihn langsam los.

,,Wieso klärst du es nicht mit ihr?", wollte ich wissen. ,,Es ist besser so.", murmelte er einfach nur. ,,Also hast du sie von dir gestoßen.", es war mehr eine Feststellung, als eine Frage, aber Billys Schnaufen war Zustimmung genug.

,,Wir bekommen das zusammen hin, oder?", murmelte ich und er sah auf mich hinab. Er wusste, dass ich seinen Vater meinte. Dann nickte er einfach nur knapp.

,,Werden wir.", stimmte er dann verbal hinzu und ich seufzte, da er nicht wirklich überzeugt wirkte. ,,Soll ich dir mit dem Geld helfen? Wegen deinem Auto...", murmelte ich fragend und sah kurz die Wut in seinen Augen aufblitzen. ,,Nein, Max. Das wird schon.", wehrte er dann ab.

,,Kannst du mich vielleicht, wenn wir zuhause waren und ich Mum gefragt habe zu den Wheelers fahren? Wir wollten heute etwas zusammen machen, auch mit El, also es ist auch noch ein anderes Mädchen dabei.", fragte ich ihn vorsichtig, da ich nicht wusste, ob er noch wütend war.

Er nickte nur und warf den Jungs einen Blick zu.

Ich zögerte kurz, bevor ich dann die Arme nochmal um seine Taille schlang und mein Gesicht an seine Brust drückte. Er wirkte kurz überfordert, wahrscheinlich genauso, wie ich vorhin, doch dann legte er die Arme um meine Schultern und streichelte kurz über meinen Rücken.

Ich atmete nochmal tief seinen Geruch ein, drückte ihn noch fester und schloss dabei die Augen.

,,Danke, dass du mich nicht mehr hasst.", nuschelte ich. ,,Manchmal hasse ich dich immer noch, Miststück.", entgegnete er, doch ich hörte das Grinsen in seiner Stimme, also meinte er die Beleidigung gerade nicht ernst.

Er löste mich langsam wieder von sich und sah mich noch einen Moment an, bevor er sich dann umdrehte und wieder in Richtung der High School Leute lief.

Ich hingegen drehte mich ebenfalls um und lief zurück zu meinen Freunden.

,,Was war denn das?", fragte Lucas perplex und auch in gewisser Weise angewidert. ,,Ich glaube, das war Billys Form einer Entschuldigung.", meinte ich schulterzuckend und sah meinem Stiefbruder hinterher.

,,Aber wieso hast du ihn am Ende nochmal umarmt?", fragte Mike, der das scheinbar gar nicht nachvollziehen konnte. Aber ich hatte ihn auch noch nie innig mit Nancy gesehen.

,,Billy riecht nach Zuhause. Eben einfach nach Billy. Und manchmal brauche ich die Art von Zuhause einfach. Er umarmt zwar nicht oft und nicht gerne, aber seine Umarmungen sind wirklich gut.", ich zuckte wieder die Schultern.

,,Aber seht ihr: Jetzt kann ich heute sicher kommen.", grinste ich dann und die Jungs nickten.

Nochmals sah ich über die Schulter, hielt Ausschau nach Billy und fand ihn auch. Er war bei seinen Jungs in der Raucherecke und eine Zigarette baumelte qualmend zwischen seinen Fingern, jedoch zog er kaum daran, sondern starrte in eine Richtung.

Ich folgte seinem Blick und erblickte Emery, die mit dem Rücken zu ihm bei ihren Freunden war und den Kopf hängen ließ.

Sie mussten sich vertragen. Sie tat Billy gut und er schien sich wohl bei ihr zu fühlen. Zumindest hatte er gestern in ihrer Gegenwart eine Zufriedenheit ausgestrahlt, die ich noch nie an ihm gesehen hatte. Und sie hatte seinen Lieblingspullover bekommen. Den hatte sie auch immer noch, da sie gestern vergessen hatte, ihn auszuziehen. Und Billy hatte nicht mal ein Drama veranstaltet, sondern einfach die Schultern gezuckt, als es ihm aufgefallen war und gemeint, dass er ihn ja wann anders holen konnte.

Vielleicht musste ich einfach ein wenig nachhelfen.