Billy p.o.v.
Ich starrte vor mich hin, während ich im Unterricht saß. Nicht weit entfernt von Tommy und mir saß Emery zusammen mit Wheeler, Harrington und Byers.
Unser Lehrer kam rein.
Ich starrte einfach nur in Gedanken vor mich her, war vollkommen abwesend und hörte nicht eine Sekunde dem zu, was Tommy von der Seite quatschte.
Wahrscheinlich war es das Dümmste, was ich je getan hatte, Emery von mir zu stoßen, aber ich war so unglaublich wütend gewesen und sie hatte Recht. Ich suchte immer einen Schuldigen. Anstatt die Schuld meinem Vater zu geben.
Und jetzt hatte ich die Schuld auf Max und Emery geschoben. Doch sie konnten eigentlich beide nichts dafür. Mein Vater war der einzige Schuldige.
Mit Max konnte ich das vielleicht wieder hinbiegen, sie war schließlich meine kleine Schwester und wir verbrachten einiges an Zeit miteinander. Aber das mit Emery hatte ich vollkommen versaut.
Sie war tatsächlich die Erste gewesen, die sich wirklich für mich als Person und für das, was in mir steckte, interessierte. Die ganzen anderen Mädchen waren nur geil auf meinen Körper und meine Beliebtheit, die Jungs auf meine Beliebtheit und meinen Ruf.
Plötzlich stieß mir Tommy in die Seite und ich sah ihn verwirrt an. Er deutete nach vorne.
Der Lehrer stand vorne und sah mich an. ,,Mister Hargrove sind Sie wieder anwesend?", fragte er und ich merkte, dass alle Blicke auf mir lagen. Ich nickte langsam.
,,Können Sie dann bitte Ihre Sonnenbrille abziehen? Wir sind hier im Unterricht und nicht am Strand.", meinte der Lehrer und ich schnaubte. ,,Nein, kann ich nicht.", entgegnete ich dann und sah aus dem Fenster. ,,Mister Hargrove, ich bitte Sie ein letztes Mal, ansonsten werden Sie vom Unterricht verwiesen und Ihre Eltern werden benachrichtigt.", meinte der Lehrer und ich spannte mich an.
Dann zog ich langsam die Sonnenbrille ab.
Mein Lehrer schnappte nach Luft, als er mein Gesicht sah. ,,S-Sie können die Sonnenbrille anlassen...", meinte er dann und ich sah ihn kopfschüttelnd an.
,,Lecken Sie mich.", zischte ich, erhob mich, nahm meinen Rucksack und verschwand aus dem Klassenzimmer.
Draußen auf dem Gang stieß ich fast gegen diese Natalia Roberts. Ich versuchte sie zu ignorieren und weiterzulaufen.
,,Hey, Billy...", säuselte sie. ,,Bye.", brummte ich nur und lief weiter. ,,Willst du mir keine Chance geben, jetzt, wo du eh mit Emery zerstritten bist? Sie ist keine wahre Freundin, aber ich bin eine. Und ich kann dir auch andere Befriedigung geben, die Emery nicht draufhat. Sie hatte noch nie etwas mit einem Jungen.", meinte sie und lief mir hinterher.
,,Lass mich in Ruhe, Roberts. Ich will weder eine Freundschaft noch sonst etwas mit dir.", murrte ich. ,,Naja, Emery wolltest du ja auch nur flachlegen, bis du gemerkt hast, dass sie dafür zu prüde ist.", kam es von der Blonden und ich verdrehte die Augen, lief weiter.
Plötzlich kam der Direktor aus seinem Zimmer.
,,Mister Hargrove, kommen Sie bitte.", er deutete auf sein Büro. Ich schnaubte und lief zu ihm, um in sein Büro zu kommen.
,,Setzen Sie sich.", bat mich der Direktor und ich setzte mich ihm gegenüber. Er sah mich einen Moment schweigend an.
,,Mister Hargrove, da ich weiß, wie viel Sie von so etwas halten, komme ich gleich zum Punkt. Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?", er legte leicht den Kopf schief.
,,Ich habe mich geprügelt.", brachte ich unbeeindruckt die übliche Lüge über die Lippen. Zwar hätte ich ihm die Wahrheit sagen können und wer wusste, vielleicht würde er sogar etwas gegen meinen Vater tun, aber warum sollte ich. Es würde mir nur noch mehr Ärger einbringen.
,,Mit Steve Harrington wieder?", fragte der Direktor und ich schnaubte. ,,Also bitte... Hätte ich mich mit Harrington geprügelt, würde sein Gesicht so aussehen und ich würde ganz normal aussehen. Es ist niemand von der Schule und damit geht es Sie auch absolut nichts an.", meinte ich und erhob mich wieder.
,,Wenn Sie mich dann entschuldigen.", ich wartete nicht ab, ob er noch etwas sagte, sondern verließ sein Büro wieder.
Ich ging nach draußen, setzte mich auf einen der Tische und schob eine Zigarette zwischen meine Lippen. Diese zündete ich an und starrte nach vorne.
Plötzlich kam jemand auf mich zu und ich traute im ersten Moment meinen Augen nicht.
Doch es kam tatsächlich Nancy Wheeler direkt auf mich zu.
Sie blieb vor mir stehen und da ich meine Sonnenbrille wieder aufgesetzt hatte, wusste sie nicht, ob ich sie ansah oder ob ich irgendwohin starrte. Vielleicht hatte ich ja auch die Augen zu und rauchte einfach mit geschlossenen Augen.
,,Nancy Wheeler... Schwänzt du etwa den Unterricht?", ich zog eine Augenbraue nach oben. ,,Nein. Ich bin im Wissen des Lehrers gerade auf Toilette.", entgegnete sie und ich runzelte die Stirn. ,,Was willst du, Wheeler? Deinem Pretty Boy gefällt es sicher nicht, dass du hier bei mir bist.", ich stieß den Rauch in den Himmel und zog dann wieder an der Zigarette.
,,Hör zu: Ich weiß nicht, worum es in deinem und Emerys Streit geht, aber ich weiß, dass du ihr scheinbar wichtig bist, auch, wenn weder Steve noch Jonathan oder ich das verstehen. Sie hat dich wirklich vor uns verteidigt und ihr war es wirklich wichtig, zu betonen, dass du nicht so schlimm bist, wie wir denken. Du bist ihr wichtig und sie sieht etwas in dir, was wir anderen nicht sehen können, aber sie will dir wirklich helfen, bei was auch immer und für dich da sein, wegen was auch immer.", meinte sie und ich sah sie schweigend an.
,,Und jetzt?", fragte ich dann. ,,Als sie von eurem Streit zurückgekommen ist, hat sie geweint. Also worum auch immer es in eurem Streit ging, es hat sie sehr getroffen. Und du wirkst, ohne dir nahtreten zu wollen, seit eurem Streit auch ziemlich abwesend und nachdenklich. Vielleicht klärt ihr das ja einfach?", meinte sie und zuckte leicht die Schultern.
,,Wheeler, ich weiß, dass du einfach nur für deine Freundin da sein willst und sie weiß das sicher auch zu schätzen, aber ich denke nicht, dass Emery und ich das klären können.", meinte ich, nachdem ich einen weiteren Zug genommen hatte und diesen wieder in die Luft gepustet hatte.
,,Wieso? Willst du es nicht mit ihr klären?", Wheeler sah mich verwirrt an. Vor allem schien sie der Fakt zu verwirren, dass ich sie Wheeler nannte, aber Emery beim Vornamen.
,,Es ist einfach besser so. Denn bei einem habt ihr die ganze Zeit Recht. Ich werde sie verletzen. Das habe ich schon, sonst hätte sie wohl kaum geweint. Und würde ich das jetzt mit ihr klären, würde es nur wenige Tage dauern, bis sie wieder wegen mir weint.", meinte ich und steckte mir die Zigarette in den Mundwinkel. ,,Also hast du wirklich kein Interesse daran, das mit ihr zu klären?", fragte sie kopfschüttelnd.
Ich sah kurz auf meine Hände, wusste auch, dass Wheeler das wahrnahm. Sie nahm mein kurzes Zögern wahr und ich verfluchte mich dafür.
,,Nein, ich will es nicht mit ihr klären.", murmelte ich dann einfach nur, konzentrierte mich dann auf meine Zigarette und hörte das Seufzen von Wheeler.
Sie wandte sich ab und lief wieder in das Schulhaus. Ich rauchte weiter und verfluchte mich weiter innerlich.
Denn, natürlich wollte ich das mit Emery klären. Aber ich hatte es verbockt und ich würde es jedes Mal wieder verbocken. Denn ich war nicht fähig, Hilfe anzunehmen und ich war nicht fähig, jemanden an mich ranzulassen. Im Endeffekt, wenn ich es versuchte, stieß ich die Leute dann doch nur von mir.
Ich seufzte und drückte die Zigarette neben mir auf dem Tisch aus.

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Broken Boy
FanfictionSein Name ist Billy Hargrove. Mein Name ist Emery Jemsen. Er ist 17. Ich bin 16. Wir beide auf der Hawkins High School. Er ist nun der King der Schule. Ich gehöre zu den beliebten Mädchen. Aber dennoch haben wir einander nie wirklich beachtet. B...