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Die Anderen kamen irgendwann wieder zurück an den Platz, Billy ließ sich tropfend auf sein Handtuch neben mir fallen, nahm seine Sonnenbrille, setzte sie auf und drehte sich auf den Rücken.

,,Geht's wieder?", fragte er mich und ich nickte. Er nickte ebenfalls und wirkte dann wieder vollkommen desinteressiert.

Ich unterhielt mich ein wenig mit Nancy. Wir wurden alle langsam wieder trocken und ich nahm meine Haare abermals zu einem Dutt nach oben.

Plötzlich kam Max auf uns zugelaufen, die anderen Kids blieben ein Stück hintendran stehen.

,,Billy?", fragte Max vorsichtig. Ein schläfriges Brummen ertönte neben mir. Er schien eingeschlafen zu sein und gerade nichts wirklich mitzubekommen.

,,Billy?", fragte Max deshalb wieder. Ich stieß ihm leicht in die Seite und er schoss hoch. ,,Was?", fragte er verwirrt und schien dann seine Stiefschwester vor sich zu erblicken.

,,Was willst du, Max? Ich habe dir gesagt, nur, weil ich auch hier am See bin, brauchst du mir nicht auf die Nerven zu gehen.", er wirkte vollkommen genervt.

,,Hast du vielleicht ein bisschen Geld noch? Ich habe Hunger und mein Geld liegt entweder in deinem Auto oder ich habe es zuhause vergessen.", fragte sie vorsichtig. Billy seufzte, streckte sich zu seiner Tasche und zog sein Portemonnaie hervor. Er öffnete dieses und zog ein paar Dollar hervor.

,,Hier und jetzt geh mir nicht nochmal auf den Sack...", er drückte seiner Stiefschwester die Scheine in die Hand und warf sein Portemonnaie dann wieder in seine Tasche. ,,Danke.", meinte Max leise, bevor sie wieder zu ihren Freunden lief.

Ich seufzte und kurz drehte sich Billys Gesicht in meine Richtung. Er sagte jedoch nichts, sondern ließ sich einfach wieder auf sein Handtuch fallen und schien zu entspannen.

Ich setzte mich auf und griff meine Sonnencreme. Dann begann ich mich einzucremen und sah kurz zu Steve. ,,Kannst du kurz?", fragte ich ihn und er nickte, stand auf und kam zu mir gelaufen. Er setzte sich hinter mich und cremte mir den Rücken ein.

Ich spürte Billys Blick auf uns, während Steve mir den Rücken eincremte.

,,Danke, Steve.", lächelte ich und er lächelte mich ebenfalls an, bevor er sich wieder zu Nancy setzte.

Billy hatte den Kopf wieder abgewandt und ich wollte ihn ein wenig ärgern, dafür, dass er so oft so unverschämt war, also nahm ich die Sonnencreme machte sie auf und im nächsten Moment landete Sonnencreme auf seinem Bauch.

,,Hey!", rief er erschrocken aus und schoss leicht hoch. ,,Dreist.", murmelte er und verteilte die Sonnencreme auf seinem Oberkörper.

Ich lachte und legte die Sonnencreme zur Seite.

Und plötzlich drehte sich Billy zu mir und seine Hand landete in meinem Gesicht. Ich schrie auf, als er die Sonnencreme von meiner Hand über mein Gesicht schmierte.

,,Mhhh, lecker, oder?", kam es provokant von Billy und ich schob seine Hand lachend aus meinem Gesicht. Dann beschmierte ich sein Gesicht mit Sonnencreme.

,,Ich schmeiß dich gleich ins Wasser.", drohte Billy und verrieb die Sonnencreme auf seiner Haut.

,,B-Billy...", hörte ich es da weinerlich und drehte den Kopf.

Max stand wieder bei uns. Doch ihr Anblick schockte mich.

,,Verdammt, Max, ich habe gesagt...", begann Billy genervt, doch als er selbst den Kopf drehte, stoppte er. Seine Augen weiteten sich und er atmete zischend ein.

Die Seite von Max' rechtem Unterschenkel war vollkommen offen.

,,Was ist passiert?", fragte Billy, griff nach seiner kleinen Schwester und zog sie zu sich auf das Handtuch. Er beugte sich über ihre Wunde und betrachtete sie.

Dann zog er seine Tasche zu sich und nahm ein Erste-Hilfe-Set raus.

,,Was ist passiert, Max?", fragte er drängend. Er desinfizierte die Wunde und sie schluchzte auf. ,,D-Das war so ein Typ, a-am Essensstand. E-Er war so alt, wie du...", meinte sie schluchzend und Billy sah kurz in die Richtung des Essenstandes.

Dann sah er zu mir.

,,Verbind es, bitte.", meinte er drängend, bevor er sich erhob. Seine Hände zu Fäusten geballt.

,,Sie ist wirklich heulen gerannt... Vielleicht kommt ja gleich ihr wütender Daddy...", hörte ich die gehässige Stimme eines Jungen. Ich vermutete, dass es der war, der Max verletzt hatte.

,,Nein. Jetzt kommt ein wütender großer Bruder.", hörte ich Mike sagen.

Billy lief wütend und mit geballten Fäusten in die Richtung. ,,Scheiße, ist das Billy Hargrove?", hörte ich den Jungen sagen und sah in die Richtung, während ich Max verband.

,,Oh, ja. Das ist Billy. Und ihr habt seine kleine Schwester verletzt.", meinte Lucas und schon kam Billy bei ihnen an.

Ich sah, wie seine Faust in das Gesicht des Jungen krachte.

,,Alles wird gut...", versprach ich Max leise und sie nickte. ,,Und siehst du, er scheint dich ja doch irgendwie lieb zu haben...", meinte ich dann sanft und sie lächelte gequält. ,,Nein, das tut er wegen etwas anderem...", schluchzte sie dann leise, sie schien wirklich Schmerzen zu haben.

Ich sah sie verwirrt an. Dann wandte ich meinen Blick wieder zu Billy, der den Jungen verprügelte.

Plötzlich fiel Max vollkommen auf Billys Handtuch und begann zu zucken. Es wirkte, wie ein verdammter Anfall.

,,BILLY!", schrie ich schrill und er hielt aus seiner Schlägerei inne. Sein Kopf drehte sich zu uns und im nächsten Moment kam er zu uns gesprintet, gefolgt von Max' Freunden.

Das Mädchen, das ich nicht kannte, stand die ganze Zeit neben uns an den Handtüchern.

,,Max? MAX!", Billy kniete sich neben sie und schüttelte an ihr. Dann sah er sich wie wild um, bis er zu ihrem Bein sah. Er schnappte nach Luft.

,,Sag mir, dass das keine Wespe ist...", murmelte er und ich sah dorthin. Dort hing eine Wespe, die Max gestochen hatte. ,,Ist eine.", murmelte ich.

,,MAX IST HOCHGRADIG ALLERGISCH GEGEN WESPEN!", brüllte er und schnippte die Wespe von Max' Bein weg. Sie war tot, sie hatte gestochen.

,,MAX!", Billy rüttelte wieder an ihr. Dann plötzlich hörte sie auf, sich zu bewegen.

Billy hielt sein Ohr an ihr Gesicht. Ich war wie erstarrt, genauso wie alle, um uns herum.

Billy richtete sich ruckartig wieder auf und ich schnappte entsetzt nach Luft, als er begann, eine Herzdruckmassage bei Max zu machen.

,,Komm schon, Max, komm schon...", wisperte er und das erste Mal, seit er hier in Hawkins war, wirkte er nicht, wie das riesengroße Arschloch, sondern wie ein verzweifelter, großer Bruder. Tränen liefen über seine Wangen und er belebte seine kleine Schwester wieder.

Als Max leicht nach Luft schnappte, atmete er auf.

Er verschwendete jedoch keine Zeit mehr, sondern hob sie hoch und rannte mit ihr auf dem Arm zu den Sanitätern, die hier immer für den Fall der Fälle waren und auch einen eigenen Raum hatten.

Ich saß immer noch vollkommen geschockt da. Genauso, wie wir alle.

Broken BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt