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Ich wurde wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Mein Magen fühlte sich immer noch komisch an, da er ausgepumpt worden war und ich war noch ein wenig erledigt.

Aber die Hoffnung, dass wir Emery wieder zurückholen konnten, pumpte neues Leben durch meine Adern.

Ich musste nur noch die restliche Woche in die Schule gehen und dann am Wochenende würden wir unseren Plan starten. Wir trafen uns ab und zu und heckten den Plan weiter aus. Beim ersten Mal, als wir uns trafen, kamen sie alle zu uns, da ich noch geschwächt war und versammelten sich in meinem Zimmer.

Ich verließ eilig mein Zimmer, damit Max und ich pünktlich zur Schule kamen.

,,Hast du dein Essen?", fragte ich Max, während ich mir meine Lederjacke überwarf und meine Autoschlüssel einsteckte. Sie nickte und erhob sich vom Essenstisch.

Ich lief schnell nochmal zum Tisch, beugte mich runter und drückte Susan einen Kuss auf die Wange.

,,Bis später, Mum.", grinste ich und lief dann in Richtung der Tür, um mit Max zu gehen. ,,Warte...", kam es perplex von Susan und ich sah zu ihr. ,,H-hast du mich gerade...", hauchte sie und ich grinste, bevor ich mich wieder zur Tür drehte und in diese Richtung lief.

,,Bis später, Schatz!", rief sie mir hinterher und ich lächelte. Schnell öffnete ich die Tür, rief nochmals nach meiner kleinen Schwester und diese kam sofort, aus ihrem Zimmer gerannt.

,,Er hat mich Mum genannt...", hörte ich Susan noch glücklich flüstern, bevor ich mit Max zusammen das Haus verließ und wir auf meinen Camaro zusteuerten.

Max p.o.v.

Die Woche verlief wie im Flug, aber dennoch nicht schnell genug.

Es war erstaunlich zu sehen, wie Billy aktuell mit Steve, Nancy und Jonathan klarkam, er verbrachte auch die Pausen nicht mehr mit seinen eigentlichen Freunden, sondern saß bei den Drei.

Er war zwar in der Schule immer noch extrem schweigsam, redete im Unterricht nicht, laut Nancy und trug auch noch die ganze Zeit seine Sonnenbrille, da seine Augen immer noch geschwollen und gerötet waren, er weinte nachts immer noch, auch zuhause zog er sich in sein Zimmer zurück, aber wenigstens aß er wieder mit uns und das auch regelmäßig. Außerdem stemmte er wieder wie ein verrückter Gewichte, auch, wenn seine Seiten noch nicht ganz verheilt waren.

Er trainierte die ganze Woche, er wollte fit sein für das Wochenende.

Es erleichterte mich, dass der Alkohol auch wieder unter sein Bett verschwand und auch der Aschenbecher sich nicht mehr so schnell füllte.

,,Billy?", ich klopfte an seiner Zimmertür.

,,Ist offen...", kam es ein wenig undeutlich von innen. Ich öffnete die Tür und trat in sein Zimmer. Das Fenster war offen und Billy stemmte Gewichte, während eine Zigarette in seinem Mundwinkel baumelte.

,,Kannst du vielleicht mit mir ähm...", ich sah auf meine Hände, da mir erst auffiel, wie kontraproduktiv es war ihn zu fragen. ,,Vergiss es, ich frag einfach Steve oder Jonathan.", ich schüttelte den Kopf und drehte mich um, um sein Zimmer wieder zu verlassen.

Ich hörte wie Billy die Gewichte auf den Boden legte.

,,Hey, was ist los?", er hielt mich an der Schulter fest und ich drehte mich zu ihm. ,,Also... Ich muss zur Mall, aber erst als ich dich fragen wollte, ist mir aufgefallen, dass ich dich vielleicht nicht fragen sollte, ich will dir nicht unnötig Schmerzen zufügen...", ich sah ihn traurig an.

Er nahm die Zigarette aus seinem Mundwinkel und drückte sie im Aschenbecher aus.

,,Nimm die Sachen, die du brauchst. In fünf Minuten am Auto.", er drückte mir einen Kuss auf den Kopf und ich umarmte ihn fest um den Nacken, was ihn zum Lachen brachte. Grinsend klammerte ich mich so fest um seinen Nacken, dass ich mich an ihm hochzog und schlang die Beine um seine Hüfte. Er drückte mich an sich und streichelte mir über den Rücken.

,,Jetzt geh.", er setzte mich wieder auf dem Boden ab und gab mir einen sanften Schubs, damit ich in mein Zimmer lief.

Als ich wieder mit meinem Rucksack aus diesem rauskam, war Billy in der Küche mit Mum und trank Wasser.

,,Wohin geht ihr?", fragte meine Mum und lächelte uns an. ,,Wir müssen kurz in die Mall.", erklärte ich und meine Mum sah besorgt zu Billy. ,,Bist du dir sicher, dass du dorthin willst?", fragte sie sanft und ich sah kurz das Leiden in Billys Augen.

,,Ich bekomme das schon hin.", meinte er und Mum erhob sich. Sanft legte sie die Hände an Billys Wangen.

,,Übertreib es nicht, okay? Ich weiß, dass es dir gerade vielleicht ein wenig besser geht, zwar weiß ich den Grund nicht, aber ich will nicht, dass du wieder in dieses Loch fällst, okay? Also mach langsam, Baby, okay?", sie streichelte ihm den Wangenknochen entlang, bevor sie seinen Kopf sanft runterzog, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.

Er lächelte, schlang die Arme um Mum und drückte sie an sich.

,,Ich habe dich lieb...", flüsterte er und sie strahlte. ,,Ich dich auch.", meinte sie dann, streichelte ihm über die Locken und die Beiden lösten sich wieder.

,,Kommst du?", Billy sah mich an und deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür. Ich nickte, umarmte meine Mum nochmal zum Abschied und ging dann mit Billy zusammen nach draußen.

Im Auto unterhielten wir uns ein wenig, aber Billy wurde mit jedem Meter, dem wir der Mall näherkamen, angespannter. Er hatte seine eine Hand auf seinem Oberschenkel liegen und diese war verkrampft. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie sanft.

,,Wir können den Hauptgang nicht meiden, also werden wir daran vorbeilaufen müssen. Schaffst du das?", fragte ich vorsichtig und er nickte.

Er parkte auf dem Parkplatz der Mall und starrte auf diese. Sein Kiefer zuckte und er atmete tief durch.

Dann stiegen wir aus und liefen auf die Mall zu. Ich wollte ihn nicht alleine lassen, also griff ich wieder nach seiner Hand. Er ließ es zu und wir gingen Hand in Hand in die Mall.

Als wir an der Stelle ankamen, blieb Billy stehen und starrte dorthin.

Auch ich starrte auf die Stelle.

Zu deutlich blitzte hinter meinen Lidern die dort liegende Emery auf und wie Billy sie umklammert hatte, geschluchzt hatte und ihr immer wieder gesagt hatte, dass er sie lieben würde. Wie er sie angefleht hatte, aufzuwachen und wie er der Überzeugung gewesen war, dass sie einfach nur zum Arzt musste und dann wieder aufwachen würde und es ihr wieder gut gehen würde.

,,Max...", hauchte Billy und ich hörte an seiner Stimme, dass er fast weinte.

Ich drehte mich schnell zu ihm um und umarmte ihn fest. ,,Ist gut... Wir holen sie wieder... Alles wird wieder gut...", murmelte ich und er nickte, umarmte mich fest.

,,Komm, lass uns alles schnell erledigen, damit wir hier wieder wegkönnen.", murmelte ich und Billy nickte wieder.

Wir lösten uns, er ergriff meine Hand und gemeinsam gingen wir weiter.

Beim Laufen zog er mich kurz an sich, drückte mir einen festen Kuss auf den Scheitel und lächelte mich dann an. Ich war glücklich und wenn Emery zurückkommen würde, würde ich noch glücklicher sein.

Denn dann würde ich meinen Bruder gänzlich zurückhaben.

Broken BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt