Als Steve uns alle am Montagmorgen einsammelte, damit wir in die Schule kamen, war ich ein wenig aufgeregt.
,,Habt ihr etwas von Max gehört?", fragte ich, als ich einstieg. ,,Mike meinte, ihr würde es soweit gut gehen, die Allergie hat keine weiteren Schäden hinterlassen, sie musste den Stich nur das ganze Wochenende kühlen. Und sie darf eine Zeit lang kein Skateboard fahren und bei Sport mitmachen, wegen der Wunde an ihrem Bein und der Tatsache, dass sie fast gestorben wäre.", antwortete Nancy.
,,Wo warst du eigentlich, als wir vor dem Sanitätsraum gewartet haben?", fragte Steve mich da. ,,Ich habe nach Billy gesehen. Schließlich ist seine kleine Schwester fast in seinen Armen verreckt.", meinte ich. ,,Du hattest Mitleid mit ihm?", fragte Steve.
,,Kein Mitleid. Ich wollte für ihn da sein. Und er hat mir schließlich auch geholfen.", entgegnete ich.
Den restlichen Weg zur Schule schwiegen wir alle. Natalia warf mir immer wieder seltsame Blicke zu, auch Steve warf mir immer wieder Blicke durch den Rückspiegel zu. Jonathan und Nancy sahen mich eher beruhigend als komisch an.
Als wir dann an der Schule ankamen, stiegen wir aus und gingen zu einem der Tische, da noch ein wenig Zeit war.
Ich lehnte mich gegen die Tischkante, während sich die anderen Vier setzen.
Tommy und die ganzen anderen Jungs waren auch da, standen bei der Raucherecke, aber ich sah Billy nirgends. In mir nagte die Sorge durch seinen Vater.
Doch da bretterte der blaue Camaro auf den Parkplatz, doch anders als ansonsten, nicht mit dröhnend lauter Rockmusik. Auch die Fenster waren oben.
Heute war es sehr bewölkt und auch ein wenig kühler als ansonsten. Die Wolken ließen alles ziemlich dunkel erscheinen und so, als wäre es nicht vollkommen hell.
Da hielt Billy auf seinem üblichen Parkplatz und die Türen gingen auf. Billy stieg aus in Jeans, weißem Shirt, Jeansjacke und mit einer größeren Sonnenbrille, als ansonsten. Max stieg auf der anderen Seite des Autos aus.
Sie griff wieder ins Auto und Billy schlug plötzlich leicht auf sein Autodach, so, dass er Max' Aufmerksamkeit bekam.
,,Lass dein Skateboard im Auto.", meinte er mahnend und sie sah ihn an. Dann schob sie die Unterlippe vor. ,,Nein, keine Diskussion. Auf den Rücksitz, jetzt.", Billy trommelte mit den Fingern auf dem Autodach. Max seufzte und legte ihr Skateboard wieder ins Auto.
Beide schlossen die Türen.
,,Spätestens zehn Minuten nach Schluss hier am Auto. Und wenn du nicht auf das hörst, was der Arzt gesagt hast, bekommen wir beide ein Problem, kapiert?", Billy schloss sein Auto ab.
Max nickte. Dann lief sie plötzlich schnell zu ihm und schlang die Arme um seine Taille. ,,Ich brauche keine Umarmung, Max.", kam es gepresst von Billy und Max ließ ihn seufzend wieder los. ,,Bis später...", hörte ich Max murmeln, dann verschwand sie.
Ich war überrascht, als Billy nicht auf die Raucherecke zulief, sondern auf mich zusteuerte.
Mit verschränkten Armen stand ich da, als er bei uns ankam. Er beugte den Kopf, doch ich entzog ihm mein Gesicht, als er mich auf die Wange küssen wollte.
,,Okay?", kam es verwirrt von ihm und er sah mich an. Zumindest glaubte ich das, schließlich sah ich seine Augen nicht.
Die Aufmerksamkeit des Schulhofes gehörte jedoch nun uns, da er so direkt auf mich zugesteuert war und mich scheinbar auf die Wange hatte küssen wollen.
,,Wieso hast du eine Sonnenbrille auf? Es scheint keine Sonne und es ist so bewölkt, dass es düster ist.", ich sah ihn fragend an. ,,Ich trage dauernd Sonnenbrillen.", meinte er bemüht desinteressiert und drehte dabei kurz den Kopf bei Seite.
,,Gut.", ich zuckte die Schultern, da ich ihm nicht glaubte und stieß mich von dem Tisch ab. Als ich an ihm vorbeilaufen wollte, hielt er mich jedoch am Handgelenk fest.
,,Warte...", murmelte er und ich sah ihn fragend an. Er seufzte, bevor er mein Handgelenk losließ, die Hände hob und an seine Sonnenbrille griff. Langsam zog er seine Sonnenbrille ab.
Ich schnappte nach Luft.
Oberhalb seines rechten Wangenknochens und fast alles unter seinem Auge und seitlich von seinem Auge, war dunkellila und blau und in seinem Auge war eine Ader geplatzt, das Weiße in seinem Auge an der Außenseite, war vollkommen rot und mit Blut.
,,Oh mein Gott...", hörte ich Nancy hauchen.
,,Darf ich sie jetzt wieder aufsetzen, oder...?", Billy zog eine Augenbraue nach oben.
Ich hob langsam die Hände und legte sie an seine Wangen. ,,Billy...", ich schüttelte leicht den Kopf und strich ganz vorsichtig mit dem Daumen über die Stelle unter seinem Auge. Er zuckte zusammen.
,,Bitte, Emery...", murmelte er und ich ließ sein Gesicht los. Er setzte sich die Sonnenbrille wieder auf. ,,Es sieht schlimmer aus, als es ist.", meinte er dann.
,,Das würde ich auch behaupten, wenn mir als der große Schläger auch mal der Arsch versohlt werden würde.", kam es da abfällig von Steve.
,,Steve!", fuhr ich ihn an.
,,Hast du ein Problem, Harrington?", fragte Billy angespannt. ,,Du bist mein Problem, Hargrove.", entgegnete Steve. ,,Dann steck dir dein Problem mit mir erstmal in den Arsch, ich werde schon nicht dauernd bei euch sein oder besonders lange. Aber du wirst dich damit abfinden müssen, wenn ich mit Emery rede.", zischte Billy.
,,Wieso sollte ich? Halt dich einfach von ihr fern, Hargrove. Du hast deine ganzen Flittchen und deine tollen Freunde, also lass Em in Ruhe.", meinte Steve. ,,Es ist ihre eigene Entscheidung, Harrington.", meinte Billy einfach nur.
,,Steve, lass gut sein, okay? Emery ist alt genug und nur, weil ihr ein Problem miteinander habt, heißt das nicht, dass er und Emery auch ein Problem miteinander haben müssen.", meinte da Nancy sanft und ich wusste, dass sie Mitleid mit Billy hatte, nachdem sie sein Auge gesehen hatte.
Denn nach meiner Reaktion auf Steves Aussage wusste sie, dass Billy sich nicht geprügelt hatte und dass ich wusste, was hinter seinem Auge steckte.
Steve schnaubte nur und wandte sich dann von Billy und mir ab.
,,Wann hast du Schluss?", fragte Billy mich da. ,,Ich habe meinen letzten Kurs mit dir zusammen.", antwortete ich und er nickte. ,,Soll ich dich nach Hause fahren?", fragte er und ich überlegte kurz. ,,Steve fährt uns alle nach Hause, aber wir könnten in der Mittagspause zusammen essen?", ich sah ihn fragend an.
,,Okay.", er nickte langsam und ich wusste, dass es ihm ernst war, vielleicht wollte er über sein Auge reden oder über seinen Vater generell.
,,Dann, bis zur Mittagspause.", diesmal entzog ich ihm nicht mein Gesicht, als er mir einen Kuss auf die Wange drückte.
Ich lächelte ihn zaghaft an und er zog kurz einen Mundwinkel nach oben, bevor er zu seinen Freunden verschwand.
,,Was zur Hölle war das?", fragte Steve mich nun. ,,Ich kann es euch nicht erklären, okay? Hinter Billys Verhalten steckt mehr, als ihr denkt, aber ich habe nicht das Recht es euch zu erklären. Ich habe einfach am Samstag einen Einblick in seine Situation bekommen und ich versuche für ihn da zu sein. Vielleicht werdet ihr es irgendwann verstehen, aber solange müsst ihr mir einfach vertrauen, okay? Ich weiß, was ich tue und ich weiß auch, wie nah ich ihn an mich ranlasse, ich habe die Situation unter Kontrolle.", seufzte ich und setzte mich zu ihnen.
,,Warst du nicht diejenige, die immer gemeint hat, was für ein großes Arschloch er ist und dass man sich von ihm fernhalten sollte?", kam es da ziemlich zickig von Natalia und ich sah sie irritiert an. ,,Ist das gerade dein Ernst? Ich erkläre, dass er eine gewisse Situation hat, die für sein Verhalten sorgt und dass ich einfach für ihn da bin und dir geht es nur darum, dass du von ihm flachgelegt werden willst? Bist du jetzt wirklich eifersüchtig? Wow, Natalia, du bist echt unglaublich.", mit diesen Worten stand ich auf und entfernte mich von der Gruppe.
,,Genau, geh und lauf weg, zu deinen neuen Freunden!", rief mir Natalia hinterher. Ich hob beim Laufen den Mittelfinger und steuerte auf das Schulhaus zu.
,,Natalia, spinnst du?!?", hörte ich zu meiner Überraschung Steve und auch Nancy schien sie anzufahren.
Ich schüttelte nur fassungslos den Kopf und lief weiter.

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Broken Boy
FanfictionSein Name ist Billy Hargrove. Mein Name ist Emery Jemsen. Er ist 17. Ich bin 16. Wir beide auf der Hawkins High School. Er ist nun der King der Schule. Ich gehöre zu den beliebten Mädchen. Aber dennoch haben wir einander nie wirklich beachtet. B...