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Billy p.o.v.

Ratlos starrte ich auf den Zettel, der unter meinem Scheibenwischer gehangen hatte, als ich nach Schulschluss zu meinem Auto zurückgekehrt war.

Muss noch etwas klären, werde von Steve nach Hause gefahren, warte nicht auf mich.
X Em

,,Was hast du da?", fragte Max, die nun zu mir kam. ,,Ein Zettel von Emery.", murmelte ich und stopfte diesen in meine Jackentasche.

,,Wann kommt sie?", fragte Max. ,,Gar nicht.", murmelte ich und stieg in den Wagen. Max tat es mir gleich und sah mich verwirrt an.

,,Ist alles okay zwischen euch?", fragte sie vorsichtig, als ich den Motor startete und rückwärts vom Parkplatz fuhr. ,,Ich wüsste nicht, dass dem nicht so wäre, aber jetzt lässt sie sich von Harrington nach Hause fahren.", murrte ich und fuhr vom Parkplatz der Schule.

,,Aber ihr seid doch zusammen?", Max schien verwirrt. ,,Wir sind nicht zusammen, Max. Nur in irgendeiner Stufe davor.", seufzte ich. ,,Und wieso seid ihr nicht einfach zusammen, anstatt in dieser Stufe davor?", fragte Max verständnislos.

,,Vielleicht habe ich ja einfach nicht den Mut dazu.", murmelte ich und trommelte mit den Fingern auf meinem Lenkrad. ,,Du? Du hast für etwas nicht den Mut?", fragte Max ungläubig und ich schnaubte.

,,Du weißt, dass hinter dieser Arschlochfassade, der alles egal ist, mehr steckt.", kam es leise von mir und Max sah mich traurig an.

,,Liebst du sie?", fragte Max und ich biss für einen Moment die Kiefer fest aufeinander, bevor ich leise lachte. ,,Gott, Max... Du bist dreizehn Jahre alt, mach dir nicht über sowas wie Liebe Gedanken...", ich schüttelte leicht den Kopf. ,,Okay, ich bin vielleicht dreizehn, aber du nicht. Du bist siebzehn und Emery sechzehn. Ihr müsst euch über so etwas schon Gedanken machen.", meinte sie und sah mich durchdringend an.

,,Bitte, sei nicht albern, Max. Wann hast du mich jemals über Liebe reden hören oder gesehen, dass ich sie empfinden würde? Das mit Emery, keine Ahnung, okay?", ich schüttelte wieder leicht den Kopf.

,,Billy, beantworte die Frage.", kam es von Max und ich starrte stur nach vorne. ,,Liebst du Emery?", wiederholte sie ihre Frage, diesmal bezog sie ihren Namen mit ein, was unfair war. Sie wusste, dass ihr Name auslösen würde, dass ich ihr antwortete.

,,Verflucht nochmal, ja...", knurrte ich und umfasste das Lenkrad fester. ,,Und wieso bliebst du dann mit ihr in dieser Phase stecken, anstatt einfach den nächsten Schritt zu machen und sie zu fragen, ob ihr in die Stufe als Paar übergehen wollt?", fragte Max und ich seufzte.

,,Weil ich Angst habe, Max, okay? Ich habe Angst, dass ich das tue und dann bekomme ich das nicht richtig hin und verletze sie deswegen. Ich verletze sie jetzt schon dauernd mit irgendwelchen Dingen, die ich tue, weil ich keine Ahnung habe, wie ich es ansonsten richtig machen soll. Aber wenn wir dann wirklich zusammen sind, dann ist das nochmal ein größerer Druck und unter diesem Druck mache ich wahrscheinlich noch viel mehr falsch, als jetzt schon. Und dann verletze ich sie noch mehr und wer weiß, wie oft sie mir noch vergibt.", ich war angespannt und ich wollte dieses Gespräch nicht mit meiner dreizehnjährigen Stiefschwester führen.

,,Billy, der Einzige, der Druck macht, bist du selbst. Emery weiß, was bei dir bisher immer los war und wie du gelitten hast. Sie weiß, was hinter deinem Verhalten steckt und sie kennt den Menschen hinter der Arschlochfassade. Sie hat sehr großes Verständnis für dich und ich denke, du solltest einfach mit ihr darüber reden, dass du Angst hast. Du wirst sie nicht mehr verletzen, nur weil ihr richtig zusammen seid, vor allem nicht wegen dem, was in dir los ist. Dafür hat Emery viel zu großes Verständnis dafür und ist viel zu gutherzig.", meine Max und ich starrte nach vorne.

Dann nickte ich.

,,Aber jetzt gerade ist sie irgendwie komisch drauf, vielleicht sollte ich warten...", murmelte ich. ,,Nein, Billy. Vielleicht ist sie ja genau deswegen komisch drauf. Guckt euch doch an, wie ihr miteinander umgeht und alles. Was ihr tut, wenn ihr zusammen seid. Ihr verhaltet euch doch schon längst, wie ein Paar. Aber trotzdem stößt du sie dann ein wenig von dir, weil ihr ja doch kein Paar seid.", widersprach Max und ich nickte wieder langsam.

Zuhause angekommen aßen wir zu Mittag, bevor ich meine Sachen für die Arbeit zusammenpackte und mir die Tasche über die Schulter hängte.

,,Max, willst du noch irgendwohin?", rief ich durch den Gang und der Rotschopf kam aus seinem Zimmer. ,,Kannst du mich bei Hopper rausschmeißen?", fragte sie und ich nickte. Wir verabschiedeten uns also von Susan und stiegen in mein Auto.

Beim Chief stieg Max dann aus, wank mir nochmal und rannte dann rein.

Ich fuhr weiter zum Schwimmbad, um meine Schicht anzutreten.

Die ganze Zeit, während ich in dem Stuhl saß, war ich ein wenig abwesend, da ich immer wieder hoffnungsvoll zum Eingang sah, aber Emery nicht auftauchte.

Es flirteten immer wieder irgendwelche Tussen mit mir und auch wieder Mrs Wheeler, die da war mit ihrer jüngsten Tochter. Wahrscheinlich benutzte sie das auch nur als Ausrede, um mich zu sehen, so, wie sie mich jedes Mal anschmachtete und mit mir flirtete.

Ansonsten, wenn sie wirklich vorhatte, hier ihren Tag mit ihrer Tochter zu verbringen, wäre sie wohl kaum im Schwimmbad geschminkt.

Als meine Schicht dann zu Ende war, ging ich duschen und stieg draußen in meinen Camaro.

Max hatte nicht gesagt, dass ich sie abholen sollte, also würde wahrscheinlich Hopper sie irgendwann nach Hause bringen oder Susan würde sie abholen.

Ich fuhr nach Hause und starrte abwesend nach vorne.

Plötzlich knallte etwas auf die Windschutzscheibe meines Autos und ich riss erschrocken das Lenkrad herum, sodass ich ins Schleudern kam und erst irgendwann zum Stehen kam.

Mein Schädel pochte, da dieser gegen das Lenkrad geschlagen war und ich stieg mühselig aus.

,,Fuck...", murmelte ich, als ich auf meine Windschutzscheibe sah.

Doch etwas irritierte mich. Ich streckte die Finger aus und fasste auf die beschädigte Scheibe. An meinen Fingern klebte irgendein Glibber.

Ein Rascheln ertönte.

,,Wer ist da?", rief ich laut, mit fester Stimme. Wieder ein Rascheln. ,,Zeig dich oder ich reiß dir den Arsch auf!", brüllte ich, doch plötzlich schlang sich irgendetwas um meinen Knöchel und ich wurde zu Boden gerissen.

Ich schrie auf, versuchte mich festzuhalten, während irgendwas mich immer weiter in eine Richtung zog, doch es war sinnlos.

Selbst als ich mich schreiend am Türrahmen des Stahlwerks festklammerte, brachte es nichts. Nur wenige Momente später wurde ich in das Stahlwerk reingerissen.

Broken BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt