Kapitel 42 - Ak'la'mer

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„Du kannst einfach nicht still sitzen und nichts tun oder?"

Ich hielt inne und sah von dem Schreibtisch auf, vor welchem stehend ich die letzten fünf Minuten alle vorhandenen Stifte nach Farbe und Größe sortiert hatte. Sams Blick musste schon eine Weile auf mir gelegen habe, ohne dass ich es bemerkt hatte. Abrupt wandte ich mich von Dr. Fraisers Arbeitsplatz ab und meiner Teamkameradin zu. Doktor Fraiser selbst war gerade nicht anwesend um meine Beschäftigung an ihren Schreibtisch zu kommentieren, sie war gerade fort gegangen um Sams letzte Untersuchung auszuwerten.

Wir waren gemeinsam in der Krankenstation, der Major wegen besagter letzter Untersuchung der Schulter und ich weil ich Sam Gesellschaft leisten wollte. Ich hatte zum Anfang hin versucht die Wartezeit zu überbrücken indem ich mich mit ihr über einige wissenschaftliche Fakten bezüglich der Iris unterhielt. Was gut funktionierte und für uns beide interessant war. Doch irgendwann hatte Sam einige Papiere ausfüllen müssen, die sie von einer Schwester bekommen hatte und mir war langweilig geworden. Es endete damit, dass ich mir eine Beschäftigung suchte und schließlich von Sam darauf angesprochen wurde. Sie sah mich abwartend an. Ich trat vom Tisch weg und auf sie zu.
„Doch, klar. Wenn ich schlafe oder meditiere."

Meine Antwort schien sie nicht zufrieden gestellt zu haben. Ihre Augenbrauen verzogen sich leicht zu einem Stirnrunzeln.

„Du wirkst auf mich wie dauerhaft unter Strom," stellte sie fest.

„Das würde dann aber anders aussehen," kam meine trockene Antwort.

Sam seufzte leicht.

„Komm schon, Miwa. Was tun Lantianer um zu entspannen?"

Sie lächelte mir zu. Ich sah sie irritiert an und versuchte mich zu erinnern.

„Ähm, schlafen oder meditieren," überlegte ich dann.

Sams Blick wandelte sich ins ungläubige.

„Nichts anderes? Habt ihr keine Gemeinschaftsspiele oder Treffen mit Freizeitgruppen?"

Ich hatte begonnen im Raum umher zulaufen.

„Freizeit? Spiele? Ich glaub ich hab vergessen was das ist," sagte ich.

Oder zumindest hatten wir dafür in den letzten Jahren meines alten Lebens keine Zeit oder Ressourcen gehabt. Die kurzen Pausen zwischen den einzelnen Schlachten waren mit der Auffrischung der Ausrüstung verbracht wurden oder für einen großen Teil der Kämpfer auch mit einem Aufenthalt auf den Krankenstationen.

„Du willst mir also ernsthaft erzählen, dass du nie wirklich zur Ruhe gekommen bist?"

Ich blieb neben ihr stehen und sah sie mit schief gelegten Kopf an.

„Das Problem ist nicht meinen Körper zur Ruhe zu bringen, Sam. Sondern meinen Verstand. Die Gedanken kreisen immer weiter," gestand ich ein.

„Seitdem du bei uns bist immer noch?" fragte sie sanft.

„Ja."

„Deshalb gibt es die Erholungsphasen zwischen den Missionen," erklärte sie mir.

Ich wusste worauf sie hinaus wollte, ich hatte diese Zeiten nicht wirklich genutzt um mich zu erholen, sondern mich immer sofort in die nächste Aufgabe oder Mission gestürzt.

„Manchmal weiß ich ohne Aufgabe nichts mit mir anzufangen, Sam. Ich muss einfach etwas tun, sonst fühlt sich die verstrichene Zeit nicht gut genutzt an."

Sams Stirnrunzeln war zurück, sie streckte die Hand aus und berührte mich leicht an der Schulter.

„Das nennt sich bei uns Workaholic. Wir sollten wohl öfters Mal nach den Missionen etwas zusammen unternehmen, damit du anfängst dein neues Leben hier auch tatsächlich zu leben."

Ich lächelte zögernd zurück. Tatsächlich war das ein guter Vorschlag.

„Ich bin offen für Ideen," sagte ich daher.

Hinter Sam erblickte ich Doktor Fraiser, die mit schnellen Schritt und einem Klemmbrett auf uns zukam. Die Frau mit den kurzen dunkelbraunen Haaren wirkte nicht gestresst, vielmehr strahlte sie trotz ihres Tempos eine gewisse Ruhe aus. Sam bemerkte meine Blickrichtung und drehte sich ebenfalls um, dann stand sie von dem Bett auf, auf dem sie gesessen hatte. Wir sahen der Ankunft der Ärztin abwartend entgegen. Mit einem schnellen Seitenblick auf den Schreibtisch vergewisserte ich mich, dass meine Neuanordnung auf den ersten Blick nicht zu erkennen war.

„Ich habe die Ergebnisse Ihrer Untersuchung, Major Carter. Es sieht soweit alles gut aus, die verletzte Schulter ist gut verheilt und Sie sind einsatzbereit. Ich empfehle Ihnen dennoch sich noch einen weiteren Tag auszuruhen," sagte die Ärztin vor uns stehend.

„Danke, Doktor," sagte Sam.

Wir wandten uns um und wollten gehen, Sam schnappte sich ihre Jacke vom und zog sie an. Ein graues Telefon an der ebenfalls grauen Wand klingelte, Doktor Fraiser nahm den Hörer ab.

„Ja? Ja, sie ist hier. Ja, ich schicke sie hoch."

Sie legte auf und sah zu uns zurück.

„Botschafterin Joshin, der General möchte Sie sprechen."

„Ich habe verstanden," antworte ich.

Die Ärztin nickte und wandte sich ihrer restlichen Arbeit zu, sie hatte die Nachricht übermittelt. Ich sah Sam an.

„Wir sehen uns dann später?"

„Ja, natürlich," sagte sie und nickte mir aufmunternd zu.

Wir verließen gemeinsam die Krankenstation, auf dem Flur vor der Tür wandten wir uns in unterschiedliche Richtungen. Ich fand den Weg zum Büro des Generals nicht auf Anhieb. Von der Krankenstation aus war ich bisher nicht oft gegangen, der Weg hatte sich noch nicht eingeprägt.

10.000 Jahre im Eis (Stargate SG1 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt