Das Sternentor lag ruhig da, die Symbole erloschen, der Torraum verlassen. Die Technologie meines Volkes ruhte, wartend auf jemanden der kommen würde, um durch die Galaxie und auf einen anderen Planeten zu reisen. Ich würde dieser jemand nicht sein. Nicht heute. Vielleicht nicht mal in der nächsten Zeit.
Am oberen Glasfenster des Konferenzraumes stehend sah ich hinab auf das Tor und erinnerte mich was vor fast einem Tag hier im Begriff gewesen war zu geschehen. Ich wäre durch dieses Tor gegangen, hätte die Tau'ri zurück gelassen und mir mein Schicksal neu gewählt. Ich wäre ohne Rücksicht auf einem neuen Pfad marschiert, alles hinter mir lassend, ohne jegliche Unterstützung oder das Wohlwollen meines Volkes oder dem der Menschen. Ich wäre wohl frei gewesen – doch es wäre ein dunkler Weg gewesen, auf dem mich meine Füße getragen hätten und mich das Virus in meinem Körper und Verstand gelenkt hätten.
Ich war froh, dass ich es nie durch das Tor geschafft hatte. Auf der anderen Seite angekommen wäre ich kaum mehr ich selbst gewesen, davon war ich überzeugt. Denn das Virus hatte mich alles Gute fortwerfen lassen, was ich war und was mich ausmachte. Geblieben war nur die Dunkelheit und alles, was ich tief in mir vergraben hatte.
Kein Wesen war nur gut und keines nur schlecht, wir alle hatten Gefühle beider Seiten und lebten mit ihnen. Und welchen Weg wir einschlugen hing davon ab, welchen dieser Gefühle wir folgten, welchen wir freien Lauf ließen. Das lantianische Volk hatte seit jeher versucht Gutes zu tun und anderen Völkern zu helfen. Und wenn das nicht möglich war, dann zumindest ein Gleichgewicht zu schaffen und dieses zu halten.
Im Krieg mit den Wraith war es mir schwer gefallen, nicht die Trauer und den Hass meine Gedanken bestimmen zu lassen. Doch die Hoffnung und auch der unerschütterliche Glaube an den Fortbestand des Lebens hatte mich in der Waage gehalten.
Das Virus hatte dieses Gleichgewicht kippen lassen, den klaren Spiegel meiner Gedanken zersplittern lassen wie Glas auf hartem Stein und mir ein neues Bild meiner selbst aufgezwungen, das ich nie hatte sein wollen.
Nun, da ich wieder ich selbst war, bemühte ich mich die Scherben wieder zusammen zu setzen und wieder die zu werden, die ich vorher war. Doch vielleicht war das gar nicht möglich. Vielleicht war es mir nicht möglich zurück zu kehren, zu dem ich was ich war, zumindest nicht vollständig. Die Dunkelheit hatte auch viele Wahrheiten an die Oberfläche gebracht, mit denen ich mich auseinander setzen musste.
Angefangen bei den Tau'ri.
Ebenjene betraten zu diesem Zeitpunkt ebenfalls den Konferenzraum hinter mir und setzten sich nacheinander an den langen Tisch. Ich spürte ihre Blicke in meinem Rücken, während ich noch auf das Stargate hinab sah, das mittlerweile wieder vollständig funktionstüchtig war. Wir hatten noch nicht miteinander gesprochen, nicht richtig zumindest. Ich war vor etwa einem halben Tag auf der Krankenstation erwacht, dies war die erste Besprechung seitdem.
Als ich vernahm, dass auch der General aus seinem Büro trat und die Tür hinter sich schloss, drehte ich mich zu dem Team um. Noch immer sahen sie mich an, nachdenklich und leicht forschend, als würden sie versuchen wollen zu ergründen, was in mir vorging. Doch ich behielt einen neutralen Gesichtsausdruck und nach einigen Augenblicken wandten sie sich den Dokumenten auf dem Tisch und dem General zu. Ich ging zu dem Stuhl am mir zugewandten Ende des Tisches und setzte mich. Der General begann die Besprechung.
„Doktor Fraiser hat mir versichert, dass das Virus bei Ihnen allen neutralisiert wurde und Sie wieder vollständig gesund sind. Allerdings haben die Ereignisse der letzten Tage einige Fragen aufgeworfen, die mit dem Verhalten unter Einfluss der Infektion in Verbindung stehen. Spüren Sie jetzt noch irgendwelche Nachwirkungen?“ fragte der General.
„Es geht uns gut, General. Wir sind wieder ganz wir selbst,“ antwortete Jack für das Team.
Der General ließ seinen Blick kurz über die Anwesenden schweifen und sah dann mich an.
DU LIEST GERADE
10.000 Jahre im Eis (Stargate SG1 FF)
FanfictionSie war jung, erfahren, ein festes Mitglied der lantianischen Gesellschaft. Sie hatte Freunde, Familie und einen Job. Sie wusste wo sie hingehört. Und dann hat sie 10.000 Jahre in Stasis verbracht. Erst als SG1 einen unbekannten Planeten erforscht u...