Kapitel 12 - Von Elfen und Göttern

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Das Dorf, in dem Elrad und seine Leute lebten, war recht einfach gehalten. Zweistöckige Häuser mit spitz zulaufenden Dächern aus roten Ziegeln säumten die breiten Straßen, hohe Nadelbäume erhoben sich vereinzeln am Wegesrand. Dunkel gekleidete Menschen zogen Karren und unterhielten sich in kleineren Grüppchen friedlich. Aus den Schornsteinen der Häuser stieg weißer Rauch auf, aus einigen offenen Fenstern duftete es nach gekochten Essen.

Wir folgten Elrad über eine breite Straße, die darauf stehenden Leute machten Platz und redeten leise und verstohlen am Rand über uns. Neugierige Blicke wurden uns zugeworfen, auch besorgte und misstrauische Gesichter wandten sich uns zu. Es schien ungewöhnlich zu sein, dass Fremde in dieses Dorf kamen.

Ich sah mich neugierig um, betrachtete die Bauweise der Häuser und die einheitliche Kleidung der Frauen und Männer um uns herum. Die Menschen hier schienen gut zu leben, ich sah keine Bettler oder Obdachlose, wie ich sie bereits auf anderen Welten erlebt hatte und wo die Leute wegen den Wraith in andauernder Armut und Furcht lebten.

„Es sieht hier so aus, als hätte sich eine nordische Kultur weiter entwickelt, obwohl hier immer noch die alten Götter verehrt werden.“ befand Daniel, der seinen ersten Einruck zu einigen Worten zusammengefasst hatte.

„Das klingt so, als würdest du diese Gegebenheit schon von anderen Welten kennen.“ sagte ich.

„Ja, so was gab es auch auf der Erde. Dort wurden die Asgard ebenfalls als Götter verehrt, von einem Volk dass wir als die Wikinger kennen.“ erzählte Daniel. „Das war vor etwa eintausend Jahren.“

„Ich verstehe.“ sagte ich.

Offenbar war diese Epoche auf Terra noch gar nicht so lange her, zumindest nicht im Vergleich zu meinem Eintritt in die Stasiskapsel. Doch für Daniel und SG1 musste ein Besuch auf diesem Planeten sein, wie eine Reise in längst vergangene Geschichte. Auch wenn diese Asgard, welche hier als Götter verehrt wurden, in meinen Augen nicht viel mit dem Volk gemein hatten, welches ich in Erinnerung hatte.

Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Elrad vor uns war neben einem anderen Mann mit breitkrempigen Hut stehen geblieben und wartete, bis wir zu ihm aufgeschlossen hatten.

„Das ist Bruder Malchus, er ist erster Akolut in unserem Orden.“ stellte er den anderen Mann uns vor.

Jack grüßte ihn kurz, doch sein Gegenüber machte keinen erfreuten Eindruck.

„Ihr müsst abreisen – sofort!“ sagte er bestimmt und in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.

Jack sah sein Team kurz an, auch ich war überrascht aufgrund dieser doch recht abweisenden Begrüßung.

„Wir sind gerade erst gekommen.“ erwiderte er.

„Das sind nicht irgendwelche Fremden, sie kamen durch das Annulus hier her.“ versuchte Elrad seinen Nebenmann zu beruhigen und lächelte uns breit an.

„Dieser trägt aber das Zeichen des Bösen.“ beharrte Malchus und deutete auf Teal'c, welcher daraufhin nur eine Augenbraue leicht hochzog.

„Er ist ein Freund von Thor.“ erklärte Elrad in fast schon sanften Worten und machte eine  beschwichtigende Handgeste.

Teal'c neigte leicht den Kopf, doch Malchus schien das nicht friedlich zu stimmen.

„Das Volk wird das nicht akzeptieren!“ fuhr er fort und mit jedem Satz, den er sprach, schien er aufgebrachter zu werden.

„Du wirst sie solange bedrängen, bis sie dir zustimmen.“ erwiderte Elrad und sah den anderen an.

Malchus erwiderte den Blick ärgerlich. Kurz erschien es mir, als würden die beiden Männer einen stillen Kampf mit den Augen austragen, der ruhige Elrad gegen den aufgebrachten Malchus. Ersterer schien jedoch das höhere Amt inne zu haben, denn nur kurz darauf wandte sich Malchus um und ging sichtlich erzürnt davon. Elrad sah ihm traurig nach, offenbar hatte er sich einen anderen Ausgang erhofft. 

10.000 Jahre im Eis (Stargate SG1 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt