Kapitel 47 - Aus dem Dunkel

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Sam

Als ich erwachte war es, als wäre ich die letzte Zeit in einem Alptraum gefangen gewesen. Die Stunden waren dunkel, ich hatte Dinge getan, bei denen ich jetzt rückblickend das Gefühl hatte, es wäre jemand anderes gewesen. Als hätte jemand anderes diese schlechten Gefühle gehabt und sie an meinem Team ausgelassen. Ich erinnerte mich daran genervt gewesen zu sein, nein – mehr als das. Ich hatte eine tiefe Wut empfunden, war wegen banalen Dingen durch die Decke gegangen.

Immer mehr schienen die Erinnerungen nun in einem anderen Licht. War ich tatsächlich so unhöflich in der letzten Besprechung gewesen, vor allem auch dem General gegenüber? Und hatte ich mich wirklich mit dem Team gestritten, nur weil sie mich nach dem Fortschreiten der Reparaturen gefragt hatten?

Alles war so verwirrend, vieles verschwommen und manchmal völlig klar. Als hätte ich genau gewusst was ich tat und doch war es jemand anderes, der mich kontrollierte und in neue Richtungen lenkte. Nein, nicht jemand – etwas. Das Virus in meinem Blut hatte mich dazu gebracht, all diese Dinge zu tun und zu sagen.

Aber jetzt war ich wieder völlig klar, die Wut war wie weggewischt, ich war wieder völlig ich selbst. Ich befand mich in meinem Quartier, wo mir Doktor Fraiser das Gegenmittel gegeben hatte und ich daraufhin wohl kurzzeitig das Bewusstsein verloren hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir jedoch, dass ich nur etwa eine Stunde außen vor gewesen war.

Ich fühlte mich erschöpft, stand jedoch dennoch auf und ging zur Tür. Es klopfte bevor ich sie erreicht hatte und Janet trat herein. Sie kam auf mich zu und leuchtete mir mit einer kleinen Lampe in beide Augen.

„Schön, dass Sie wach sind, Sam," sagte sie. „Wie geht es Ihnen?"

„Gut, denke ich. Ich fühle mich wieder wie ich selbst," antwortete ich.

„Nicht mehr leicht reizbar oder unerklärlich wütend?"

„Nein, das ist vorbei."

„Sehr gut. So wie es aussieht, ist auch bei Ihnen das Heilmittel gut angeschlagen. Ich möchte aber dennoch eine Blutprobe entnehmen, nur um sicher zu gehen, dass das Virus überwunden wurde. Rein äußerlich beurteilt scheint das jedoch der Fall zu sein. Die dunklen Adern sind verschwunden, Ihre Augen haben wieder ihre normale Farbe."

Sie sah mich prüfend an, dann lächelte sie.

„Es gibt fürs erste keinen Grund die Quarantäne weiter aufrecht zu erhalten. Kommen Sie, die anderen warten auch schon," sagte sie.

Wir gingen aus dem Quartier hinaus auf den Flur.

„Dann sind auch die anderen geheilt?" fragte ich hoffnungsvoll.

„Alle aus SG-1, mit Ausnahme von Botschafterin Joshin. Zu ihr sind wir gerade auf dem Weg. Ich habe darum gebeten, dass noch jemand ihr vertrautes anwesend sein sollte, wenn ich ihr die Injektion mit dem Heilmittel verabreiche," sagte die Ärztin.

„Wieso das?" fragte ich stirnrunzelnd.

„Bei der näheren Untersuchung ihrer Blutprobe ist mir auch aufgefallen, dass einige Komponenten ähnlich, jedoch auch anders sind im Vergleich zu denen eines Menschen. Das Virus scheint in ihrem Körper bei gleichem zeitlichen Erstkontakt erst später die Kontrolle zu übernehmen, dann jedoch mit einer höheren Konzentration," sagte sie.

Wir bogen um eine Ecke, dann sprach sie weiter.

„Das bedeutet, dass sie die Auswirkungen gerade in der letzten Phase wohl intensiver spürt, als die anderen aus dem Team."

Ich dachte schweigend darüber nach. Janets Theorie schien zumindest teilweise zu stimmen. Wenn ich genau darüber nachdachte, begannen sich bei allen anderen schon auf dem Planeten die ersten Anzeichen zu zeigen und auch kurz nach der Rückkehr ins Stargate-Center. Während dieser Zeit blieb die Antikerin jedoch weitestgehend noch ruhig, erst später schien auch sie immer mehr betroffen zu sein und zeigte Stimmungsveränderungen.

10.000 Jahre im Eis (Stargate SG1 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt