Kapitel 8 - Kompromisse

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Ich erwachte am nächsten Morgen gefühlt relativ früh. Blinzelnd starrte ich an die graue Decke, ehe ich den Kopf leicht drehte und auf die Ziffern der Uhr neben meinem Bett starrte. Es war gerade mal viertel nach sieben.

Noch immer leicht schläfrig stand ich auf und schlurfte hinüber zum Bad um mich frisch zu machen. Während ich unter der Dusche stand, dachte ich über die Ereignisse der letzten Tage nach. Das warme Wasser auf meiner Haut rückte in den Hintergrund und auch wie ich nach einigen Minuten wieder aus dem Bad heraus trat, bekam ich kaum mit. Zu vertieft war ich in meine Gedanken, dass ich erst, als ich durch die auf dem Tisch befindliche Zeitschrift blätterte, plötzlich wieder hellwach wurde.

Mit einem Mal hielt ich in meinem Bewegungen inne, starrte erst den Wecker und dann die Zeitschrift an. Wie konnte es sein, dass ich gerade sowohl die Uhrzeit, als auch die Schrift der Zeitschrift hatte lesen können? Der Schrift- wie auch Sprachtyp dieser Welt war völlig anders, als der unsere. Aber warum fiel mir das erst jetzt auf? Ich hatte doch schon seit Tagen mit den Menschen kommuniziert und das auch noch völlig ohne weitere Probleme.

Was war hier nur los?

Plötzlich fügte sich weitere Informationen in meinem Kopf zusammen, bis ich auf einmal ein klares Bild der Situation vor mir hatte. Die Aufgestiegenen hatten in all der Zeit unaufhörlich dazu gelernt, hatten andere Völker weiterhin studiert und sich so natürlich auch ihre Sprachen angeeignet.

Da ich die ganze Zeit unter Beobachtung stand, haben sie mir bei meinem Erwachen aus der Stasis das Wissen über die Sprache und Schrift der Menschen hier gegeben und ich habe dieses Wissen ohne es zu bemerken sofort angewendet. Vermutlich habe ich nichts davon mitbekommen, da ich es als völlig normal empfunden habe zu kommunizieren und das Wissen in meinem Kopf bereits fest verwurzelt war.

Das alles war die einzige Erklärung dafür, dass ich hier mit der Sprache so gut zurecht kam und keine weiteren Probleme der Kommunikation entstanden waren. Vermutlich hatten sie es getan, damit ich mich besser einfügen konnte und weniger Hürden zu meistern hatte. Dennoch - es ärgerte mich, dass sie nun aufgrund ihrer höheren Existenz einfach so in meinem Gehirn herum fuschen konnten. Auch wenn es wohl nur zu meinem Besten geschehen war, sie hatten meine Gedanken manipuliert und das war ein klarer Verstoß gegen eines unserer Gesetze.

Ich sah mich in dem Raum um, erwartete dass sich jemand der Aufgestiegenen zeigen und erklären würde, doch das Zimmer blieb bis auf mich leer. Nun, ich würde den Rat trotzdem noch irgendwann zur Rede stellen, da war ich mir sicher.

Ich hatte mir gerade meine Haare geflochten und meine eigene Kleidung wieder angezogen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ich stand auf, ging auf sie zu und öffnete. Davor stand Sam und sah mir freundlich entgegen.

„Guten Morgen. Hast du Hunger? Ich wollte dich zum Frühstück abholen."

Ich nickte.

„Guten Morgen und ja. Danke, das ist nett von dir." erwiderte ich ebenso freundlich.

Ich trat aus der Tür hinaus und schloss diese hinter mir. Zusammen liefen wir an der Wache vorbei und gingen durch die grauen Korridore. Mir fiel jetzt auch auf, dass es in dieser Sprache offenbar üblich war, andere unbekannte Personen mit „Sie" anzureden und nicht wie ich es von Anfang an bei den meisten getan hatte, mit „Du". Ich schielte zu Sam hinüber und fragte mich, ob sie es als unhöflich empfanden hatte. Sam bemerkte meinen Blick.

„Ist alles in Ordnung?"

„Ich habe mich nur gerade gefragt, ob es für euch in Ordnung ist, dass ich euch mit Vornamen anspreche und duze." antwortete ich.

Sam sah mich überrascht an.

„Für mich ist das völlig in Ordnung und auch für den Rest des Teams. Du hast bisher nichts falsch gemacht, immerhin bist du bei General Hammond formal geblieben. Wir haben dich bisher auch geduzt, ist das für dich ebenfalls in Ordnung?"

10.000 Jahre im Eis (Stargate SG1 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt