Vom Mate entführt

Kapitel 28

Nachdem ich das gesagt habe schaut sie mich perplex an. Ist ja auch verständlich. Wenn mir jemand aus dem nichts heraus sagen würde er müsse mit mir reden, hätte ich auch erstmal große Fragezeichen im Gesicht stehen. Also versuche ich sie beruhigend anzulächeln. „Nichts Schlimmes. Es ist nur so, dass es mich wundert warum du mir nichts tun willst. Du musst gestehen, dass viele nichts lieber tun würden. Ich halte dich hier immerhin fest und gehöre außerdem noch zu deinen Feinden. Also warum solltest du mir nichts tun?"

Kurz scheint sie zu überlegen was sie mir antworten soll. Aber dann scheint sie entschlossen. „Weil es mir mehr wehtun würde als dir." Was? Warum sollte es sie mehr verletzen als mich, wenn sie mir etwas tut? Das ergibt keinen Sinn! Aber dann fällt mir wieder ein was sie mir über Mates erzählt hat. Sie sind alles für die Wölfe und wenn ihnen etwas passiert tut es ihnen nur umso mehr weh, weil sie sie nicht beschützen können. Mit großen Augen schaue ich sie an. Das kann nicht ihr Ernst sein! Das kann überhaupt nicht sein! Niemals würde die Möglichkeit bestehen, dass ich ihr... „Weil du mein Mate bist", sagt sie.

Aber das kann unmöglich sein! Warum sollte die Mondgöttin eins ihrer Kinder mit dessen Feind auf ewig verbinden? Das macht keinen Sinn. „Wie ist das möglich?", hauche ich. Natürlich hat sie es gehört. „Ich weiß es nicht. Aber du glaubst mir, oder?" „Ich... ich weiß nicht", gestehe ich leise. Es klingt einfach zu unwirklich. Dass ich ihr Seelenpartner sein soll. Derjenige der perfekt zu ihr passt.

Doch wieso sollte sie lügen was das angeht? Ich weiß mittlerweile wie wichtig der Seelenpartner ist. Da würde sie sich sicher keinen Scherz erlauben.

Und plötzlich ergibt vieles einen Sinn. Warum ich ihr helfen konnte, wenn sie wegen dem Mond Schmerzen hatte. Als Mate habe ich eine beruhigende Wirkung und kann offensichtlich auch in schlimmen Situationen helfen. Auch warum ich mich langsam immer mehr zu ihr hingezogen fühle. Klar ich bin ein Mensch, aber trotzdem besteht diese Verbindung zwischen uns. Aber vor allem ergibt es jetzt einen Sinn warum wir sie überhaupt fangen konnten. Warum sie damals erstarrt ist und wir sie so leicht betäuben konnten. Ganz einfach ich habe sie abgelenkt.

Ohne das ganze wirklich zu realisieren fliegen mir diese Gedanken in wenigen Sekunden durch den Kopf. „Das ist unmöglich!" „Das kann nicht sein!" „Aber es ergibt irgendwie Sinn!" „Warum wir dich fangen konnten..." „Warum du nie irgendetwas getan hast" Die Sätze kommen nur gehaucht aus meinem Mund. Aber ich weiß, dass sie durch ihr Wolfsgehör jedes Wort versteht.

Sie schaut mich zugleich ängstlich wie auch hoffnungsvoll an. Ich kann verstehen warum. Sie wartet auf eine weitere Reaktion meinerseits. Aber ich bin geistig nicht mehr anwesend. Es tut mir leid aber ich kann gerade über nichts anderes nachdenken.

Ich bin ihr Mate. Sie ist meine Seelenverwandte. Wir sind verbunden, dazu bestimmt unser Leben zu Teilen. Warum habe ich das nicht eher erkannt? Hätte ich das überhaupt gekonnt? Sie meinte doch menschliche Mates würden zwar eine Verbindung spüren aber längst nicht so stark wie die Wölfe. Ich hatte immer Mitleid mit den menschlichen Mates, da sie plötzlich in dieses neue Leben hineingeworfen werden. Sie erfahren, dass es Werwölfe wirklich gibt und sie obendrein der Mate von einem sind.

Ich weiß zwar schon mein ganzes Leben, dass Werwölfe existieren aber trotzdem schockt mich das komplett. Dabei war es immer im Bereich des Möglichen. Das ist eigentlich jedem hier klar. Dass diese Situation kommen kann, da nur die Mondgöttin über Mates bestimmen kann. Aber irgendwie verdrängt man es immer, da es ein so absurder Gedanke ist.

Meine Gedanken spielen einfach komplett verrückt. Ich weiß überhaupt nicht wie ich mit dieser Information umgehen soll. Und mein Körper scheint auch vollkommen überfordert zu sein. Denn ich merke nur noch wie sich mein Sichtfeld langsam verdunkelt und auf einmal alles schwarz ist.

Oh mein Gott! Es ist raus! Was denkt ihr? Hättet ihr es ähnlich gesagt oder komplett anders? Ist seine Reaktion für euch verständlich?
Dieses Kapitel war schwer zu schreiben, da es ja ein großer Schritt für die beiden ist und ich mir viele Gedanken gemacht habe, wie ich es am besten schreibe. Deshalb ist mir eure Meinung hier besonders wichtig.