Kapitel 47

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Währenddessen bei Cayden

Schnell renne ich mit der Wache zurück zum Trainingsplatz. Dort herrscht schon großer Aufruhr, denn natürlich ist die Nachricht von der Ankunft der Jäger auch hier schon angekommen. In dem Gewusel ist es schwer den König ausfindig zu machen. Aber wenige Minuten später sehe ich ihn auf uns zu kommen. Die Wache neben mir hat ihm wohl über Mind-Link Bescheid gegeben.

Kurz sprechen wir uns ab und dann ruft er mit erschreckend lauter Stimme über den Platz. Sofort ist alles still und der König kann erklären wie wir weiter vorgehen. Die anderen Wölfe, die gerade nicht trainieren werden von ihren Rudelmitgliedern per Mind-Link informiert und gemeinsam machen wir uns auf den Weg Richtung Wald. Alle in ihrer Wolfsgestalt. Damit ich nicht hinterherlaufen muss hat sich einer der Soldaten bereit erklärt mich bis zum Wald auf seinem Rücken mitzunehmen.

Im Wald angekommen treffen wir wenige hundert Meter hinter der Grenze auf die Jäger. Ich kann sowohl bekannte als auch unbekannte Gesichter sehen und es tut mir leid gegen sie kämpfen zu müssen. Immerhin sind sie meine Familie, Freunde und gute Bekannte. Die letzten Jahre haben wir immer auf derselben Seite gekämpft, standen nebeneinander und haben uns geschützt. Die Zeit scheint einen Moment lang still zu stehen. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie die ersten Wölfe auf die Jäger treffen und der Kampf beginnt. Immer weiter gehen die Jäger gegen die Wölfe vor und auch vor mir machen sie keinen Halt, sie wissen, dass ich die Seite gewechselt habe, können es aber nicht verstehen. Ich kann es in ihren Gesichtern sehen

Eine gefühlte Ewigkeit später stehe ich auf einmal meinem besten Freund gegenüber. Ich weiß nicht wie lange der Kampf schon andauert, aber es gibt auf beiden Seiten Verletzte und auch einige Tote. Aber ich muss mich jetzt auf meinen Freund konzentrieren. Der mich verständnislos betrachtet während er seine Waffe gegen mich erhebt. Wir kämpfen noch nicht lange gegeneinander als er mich auf einmal anschreit: „Warum hast du das getan? Wieso kehrst du uns den Rücken zu?" Ich versuche ihm zu erklären, dass die Werwölfe nicht die bösen sind, und die Geschichten nicht wahr sind. Aber wie zu erwarten glaubt er mi kein Wort. Er wird eher aggressiver und beschimpft mich als dummen Idioten, der sich von der Prinzessin um den Fingerwickeln lassen hat. Das habe ich auch, aber ich habe auch verstanden, dass ich nicht alles glauben sollte, was mir erzählt wurde. Ich bin ganz sicher nicht dumm und ein Idiot. Aber ihn zu überzeugen wird nicht funktionieren. Der Spruch der Hexen funktioniert immer noch einwandfrei.

Also versuche ich meinen Freund auf abstand zu halten. Ich will ihn weder verletzen noch töten. Der Kampf zieht sich immer weiter. Um uns herum kämpfen Wölfe gegen Jäger – Tier gegen Mensch. Und mittendrin stehen wir. Keiner von uns beiden wendet den Blick ab. Doch auf einmal scheint ein Ruck durch den Körper von Jack zu gehen. Denn jetzt kämpft er nicht mehr so wie ich mit ihm. Auf Abstand haltend aber nicht mit der Absicht zu töten. Jetzt kämpft er wirklich gegen mich. Ein brutaler Schlag nach dem anderen prallt auf mich nieder. Ich weiß einfach, dass er mich jetzt töten will. In seinen Augen habe ich den größtmöglichen Verrat begangen und will ihn nicht wieder rückgängig machen.

Ich schlage nicht zurück. Verteidige mich einfach nur. Doch Jack war schon immer stärker als ich. Die Wucht seiner Schläge abzuhalten wird immer schwieriger. Gerade als ich denke, dass ich es nicht mehr länger schaffe fegt eine blau leuchtende Welle über uns hinweg. Die Luft knistert und ich kann die Magie und einen Teil von mir, meine Gefühle, darin spüren. Sie haben es geschafft!

Überall um mich herum hören die Kämpfe auf und die Jäger lassen verwirrt ihre Waffen fallen. Sie scheinen komplett orientierungslos zu sein. Einige laufen aufeinander zu und fragen sich was sie hier machen. Die Wölfe um mich herum fangen an sich langsam zurückzuziehen. Einer kommt auf mich zu um mich mitzunehmen. Anscheinend wollen sie unbemerkt verschwinden, damit die Jäger sich nicht wieder erinnern. Während ein paar sich zurückverwandeln um die Toten und Verletzten mitzunehmen steige ich auf den Rücken des Wolfes vor mir. Es ist der gleiche, der mich schon zum Wald hingetragen hat. So lange es geht schaue ich zurück. Die Jäger scheinen sich darauf zu einigen, dass sie sich einfach wieder nach Hause begeben müssen. Was für ein Leben sie jetzt glauben immer geführt zu haben weiß ich nicht, das weiß vermutlich niemand.

Aber die Gefahr ist jetzt vorbei. Wir können wieder in Ruhe leben und die Werwölfe brauchen sich erstmal nicht mehr zu fürchten. Enorme Erleichterung durchflutet mich. Meine Familie wird sich nicht mehr beim Jagen von Werwölfen in Gefahr begeben und auch ich kann in Ruhe mit Mara und ihrer Familie leben. Klar werde ich meine Freunde und Familie vermissen, aber sie werden vermutlich ein gutes Leben führen und auch ich kann mir eines aufbauen.

Vom Mate entführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt