Kapitel 48

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Im Schlosshof angekommen gleite ich vom Rücken des Wolfes herunter und schaue mich nach Mara um. Aber ich kann sie nirgendwo entdecken. Etwas enttäuscht lasse ich die Schultern hängen. Insgeheim hatte ich gehofft, dass sie hier auf mich warten würde. Naja, dann werde ich sie wohl drinnen suchen müssen. Ich will gerade loslaufen, da sehe ich aus dem Augenwinkel wie der König auf mich zugelaufen kommt. Als er mich erreicht hat klopft er mir auf die Schulter. „Gut gekämpft. Komm mit rein. Meine Frau ist nach dem Spruch bewusstlos geworden. Mara kann dich bestimmt gut gebrauchen", meint er dabei. Er sagt das ruhig, aber ich kann sehen, dass es auch ihm nahe geht. Und auch ich bin etwas geschockt. Hoffentlich geht es der Königin gut.

Als wir im Zimmer ankommen sehe ich die Königin blass auf dem Bett liegen. Mara die bis hetzt auf einem Stuhl neben dem Kopfende gesessen hat springt auf und kommt auf mich zu um mich fest zu umarmen. Ihr Vater setzt sich auf den Platz wo sie vorher saß und nimmt die Hand seiner Frau. Während ich Mara im Arm halte merke ich wie sie langsam ruhiger wird. Ich freue mich, dass ich ihr in dieser Situation Trost spenden kann.

Nach einiger Zeit merkt man auch, dass die Königin wieder mehr Farbe im Gesicht bekommt, die Anwesenheit ihres Mates gibt auch ihr Kraft. Dennoch bleibt sie weiterhin bewusstlos. Der Spruch scheint wirklich eine ganze Menge Energie gekostet zu haben. Irgendwann entschließen Mara und ich uns dazu das Zimmer zu verlassen um ihrem Vater Ruhe mit seiner Frau zu geben und etwas zu essen. Der Kampf war auch für mich Kräftezehrend und ich freue mich schon darauf mich hinlegen zu können. Nachdem wir auch Maras Vater etwas zu Essen gebracht haben und Mara ihm das Versprechen abgenommen hat sie zu holen sobald ihre Mutter aufwacht begeben wir uns zu ihrem Zimmer. Auf den Gängen des Schlosses ist auch wenig los, da die meisten sich ebenfalls bereits zu Bett begeben haben. Es ist zwar mit 20 Uhr noch relativ früh, aber der Kampf hat viele erschöpft und die restlichen genießen einen ruhigen Abend ohne sich Sorgen machen zu müssen.

In Maras Zimmer angekommen lasse ich mich sofort mit ihr auf das Bett fallen, wo ich sie diesmal direkt in meine Arme nehme und keine Sekunde später eingeschlafen bin.

Irgendwann in der Nacht merke ich wie Mara mich am Arm rüttelt. Leicht murrend frage ich was los ist und schaue durch einen schmalen Spalt auf die Uhr auf ihrem Nachtisch. 7 Uhr. Wir haben ganz schön lange geschlafen. Oder ich zumindest. Wann Mara eingeschlafen und aufgewacht ist weiß ich nicht. „Komm schon, Papa hat mir gerade über Mind-Link bescheid gegeben, dass Mama wieder wach ist!", sagt sie glücklich und ich kann ihr bei dem Gesichtsausdruck und der Nachricht auch nicht böse sein, dass sie mich geweckt hat. Lächelnd stehe ich auf und nehme ihre Hand während wir zum Zimmer ihrer Eltern laufen. Anziehsachen haben wir beiden noch an. Und selbst wenn wir nur im Schlafanzug gewesen wären, hätte das Mara nicht davon abgehalten sofort loszugehen.

Bei ihrer Mutter angekommen geht Mara direkt zu ihr ans Bett und umarmt sie, was ich lächelnd beobachte. Es scheint der Königin wieder bestens zu gehen, was diese Mara und mir auch bestätigt in dem sie sagt, dass es wirklich nur der Zauber war und ihr Körper einfach etwas brauchte um ihre Energie wieder aufzuladen. Mara ist zwar noch nicht ganz überzeugt, aber da es ihrer Mutter auch den restlichen Tag über gut geht beruhigt auch sie sich wieder. Emily scheint es ebenfalls wieder gut zu gehen. Denn auch sie hilft den Tag über die Verletzten zu versorgen und für die Toten eine Beerdigung vorzubereiten.

In den nächsten Tagen wird noch einiges an Arbeit auf uns zu kommen, aber ich bin mir sicher wir können es gemeinsam schaffen. Allein heute merke ich, dass ich hier gut helfen kann und mich in die Gemeinschaft miteinfüge. Am Abend gehen Mara und ich noch eine Runde durch den Schlossgarten. Einfach von der Aufregung im Schloss wegkommen, nachdem man den ganzen Tag geholfen und umhergelaufen ist.

Wir setzen uns wieder auf die Bank vom letzten Mal. Es ist noch gar nicht so lange her seit wir das letzte Mal hier saßen. Wir haben uns Gedanken über die Zukunft gemacht und ich hatte die Idee den Werwölfen mit meinem Wissen über die Jäger zu helfen.

Dieses Mal können wir in Ruhe hier sitzen. Zumindest dachte ich, dass wir einfach nur die Stille genießen können. Doch wir sitzen noch nicht allzu lange als Mara das Wort ergreift: „Wie geht es dir mit der Situation? Kannst du das mit deinen Eltern so akzeptieren?" Ich merke, dass ihr meine Antwort sehr wichtig ist und dass sie ihre eigentliche Frage noch zurückhält. Dennoch antworte ich ihr erstmal darauf: „Naja, etwas schwer ist es schon. Klar vermisse ich sie alle. Bis jetzt war ich noch nie wirklich ohne sie und von einen Tag auf den anderen haben sie ein neues Leben ohne mich." „Das kann ich verstehen." Wieder herrschen einige Minuten Stille. Dann fängt Mara wieder an zu sprechen: „Und... und wie stellst du dir jetzt deine bzw. unsere Zukunft vor?" Nachdem sie diese Frage gestellt hat beißt sie sich auf die Unterlippe.

Da ist sie. Die Frage, die über alles entscheidet. Einen Moment überlege ich noch, aber eigentlich bin ich mir meiner Antwort schon sicher. Die letzten Monate in denen ich Mara immer besser kennenlernen durfte haben mich verändert und ich habe angefangen mich in sie zu verlieben. Auch wenn ich mir das lange nicht eingestehen wollte und mir auch nicht bewusst war warum gerade sie ist es nun einmal passiert und ich kann mir nicht vorstellen wieder ohne sie zu leben. Genau das sage ich ihr auch. Daraufhin strahlt sie mich an. „Ich habe mich auch langsam in dich verliebt. Vermutlich schon früher als du, weil Lani mir von Anfang an immer wieder klargemacht, dass du mein Mate bist. Ein Leben ohne dich kann und will ich mir auch nicht mehr vorstellen!", antwortet sie daraufhin. Ich strahle jetzt auch und langsam beuge ich mich zu ihr herunter. Als ihr klar wird was ich vorhabe reißt sie ihre Augen kurz auf, aber dann ist es schon so weit und meine Lippen liegen auf ihren. Sie schließt ihre Augen und ich mache es ihr nach. In diesem Moment wirbeln so viele Gefühle durch mich hindurch und mein ganzer Körper kribbelt. Ich fühle mich gerade wunderbar und weiß einfach tief in mir drinnen, dass eine wunderschöne Zukunft auf uns wartet!

Vom Mate entführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt