Eine angenehme Geborgenheit erfüllt meinen Körper, als mich Jim zurückbegleitet. Ich bin mir sicher, dass er keine Ahnung hat, wie sehr mir seine Gegenwart guttut.
Der Gedanke allein diesen dunklen Weg entlangzulaufen, raubt mir meinen Atmen und lässt mein Herz rasen. Tief atme ich die kühle Luft ein. Ich bin nicht allein. Jim ist an meiner Seite und auch wenn er kein Kraftpacket wie Milo ist, fühle ich mich sicher.„Geht es dir gut?"
Gedämpft dringt Jims Stimme an mein Ohr. Neben mir bleibt er stehen und ich merke seinen Blick auf mir. Kurz schließe ich die Augen, nehme einen weiteren tiefen Atemzug, bevor ich die Augen öffne und nicke.
Ich will bereits weiterlaufen, als ich sehe wie Jim seine Hand hebt, um nach mir zu greifen.Ruckartig fahre ich zu ihm herum, doch er lässt seine Hand bereits sinken. Er scheint sich an das letzte Mal zu erinnern, als er mich versehentlich berührte.
„Wovor hast du Angst?"
Die Frage überrumpelt mich. Sie kommt völlig aus dem nichts. Ich habe nicht erwartet, dass Jim mir diese stellen würde.
Schweigend starre ich ihn an, während ich meine Hände in den Taschen vergrabe.
„Vor der Dunkelheit?"Langsam schüttelte ich den Kopf. Ein leises, aber in der Nacht deutlich hörbarer, Seufzen entfährt mir.
„Nein, nicht vor der Dunkelheit selbst. Aber was in ihr ist", murmle ich leise. Nachdenklich beobachtet mich Jim. Selbst in der Dunkelheit scheint das Grau seiner Augen zu leuchten. Fast wie die vielen kleinen Sterne am dunklen Nachthimmel. Trotz der Kälte, verspüre ich ein warmes Gefühl, welches mich umschließt wie Watte.„Wir sollten zurück. Es wird kühl", erwidert er, lächelt leicht und läuft mit mir weiter. Ich bin froh, dass er nicht weiter nach meiner Angst fragt und woher sie stammt. Ich könne es ihm nicht erzählen. Dafür kenne ich ihn nicht gut genug und bereit dazu, bin ich noch lange nicht.
Schweigend laufen wir den Weg zum Studentenwohnheim zurück. Zum Glück ist dieser nicht lang. Der aufkommende Wind bringt nicht nur unangenehme Kälte mit sich, sondern auch viele kleine Schneeflocken, die sich überall in meinen Klamotten verfangen und mir die Sicht verschleiern.Vor dem Gebäude bleibe ich, trotz des Windes stehen, um mich an Jim zu wenden. Ihm scheint der aufkommende Schneesturm kaum etwas auszumachen. Immerhin ist er mit solchem Wetterverhältnissen groß geworden. Ob er eine schöne Kindheit gehabt hat? Vielleicht an Wochenenden lachend Schlittengefahren ist und sich auf dem verschneiten Weihnachtsmarkt warme Mandeln gekauft hat?
„Danke für das herbringen", befreie ich mich aus meinem eigenen Gedankenkarussell, in welchem ich mich zu oft verfange.
„Immer wieder gern."
Sein sanftes Lächeln, entlockt mir ein warmes Gefühl, welches sich wie eine Lawine über meinen Körper ergießt.
Flüchtig erwidere ich sein Lächeln, bevor ich die Tür des Wohnheims öffne und hereinschlüpfen möchte.„Cassandra?"
Bei dem Klang meines Namens drehe ich mich nochmals zu Jim. Der immer stärker werdende Wind, hat seine braunen Haaren zu einem wilden Wirrwarr geformt, doch er stört sich kein bisschen daran.
„Auch wenn ich nicht weiß, woher deine Angst stammt, lass sie keinen Teil von dir werden. Du bist mehr als die Angst und selbst hier in Brighton, einer fremden Stadt, bist du nicht allein!"
Und damit verschwindet er in die, von Laternen schwach beleuchtete, Dunkelheit. Allein bleib ich zurück mit meinen Gedanken über seine Worte.
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𝓐𝓵𝓼 𝓲𝓬𝓱 𝓭𝓲𝓬𝓱 𝓽𝓻𝓪𝓯
RomanceCassandra flüchtet vor den Monstern ihrer Vergangenheit. Auf ihrer Suche nach einem neuen Zuhause landet sie in dem verschlafenem Ort Brighton. Durch ein Missgeschick trifft sie auf Jim Parker, der sich ungewollt in ihrem Herzen breit macht. Doch au...