Cassandra flüchtet vor den Monstern ihrer Vergangenheit. Auf ihrer Suche nach einem neuen Zuhause landet sie in dem verschlafenem Ort Brighton. Durch ein Missgeschick trifft sie auf Jim Parker, der sich ungewollt in ihrem Herzen breit macht. Doch au...
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Noch immer spüre ich die Gänsehaut auf meinen Armen, die sich bei dem Gespräch zwischen Cassandra und mir, gebildet hat. Unser Gespräch war so intensiv, dass das sich ein Kribbeln über meinem Körper ausbreitete und mir ganz warm wurde. Doch dann richtet sie sich abrupt auf.
„Ich gehe etwas trinken."
Stirnrunzelnd beobachte ich sie wenige Momente lang. Entschuldigend lächelt sie mich an. Doch es wirkt mehr, als suche sie einen Ausweg aus der Situation. Ein leichtes Stechen macht sich in meiner Brust bemerkbar, dennoch versuche ich zu lächeln. Ich möchte ihr kein schlechtes Gefühl geben, wenn sie nicht dasselbe gefühlt hat und es ihr unangenehm ist. Denn das muss es ihr nicht. Unsere Gefühle sind ein verrückter Vorgang, über den wir nun mal nicht immer Kontrolle haben und noch weniger eine Entscheidung. Als sie mein Lächeln sieht, wendet sie sich ab und geht zu den Theken, auf der die selbstgemachte Limo von Lola steht.
„Sie ist wirklich süß!" Breit grinsend lässt sich Lola neben mir nieder. Über die Lehne der Couch schlägt sie ihre Beine übereinander. „Ich hätte niemals erwartet, dass du auf schüchterne Mädchen stehst. Sie ist ganz schön das Gegenteil von Katy!"
Seufzend rolle ich mit den Augen. Das zwischen Katy und mir ist bereits mehr als drei Jahre her und mein Geschmack hat sie eben verändert. „Das war nur ein Scherz, Jim. Ich find sie wirklich nett", lächelnd greift sie zu den Chillichips und steckt sie sich allesamt in den Mund. „Und du magst sie. Das ist was zählt." Ich kann das leichte Lächeln mit der Röte in meinem Gesicht nicht verberge, auch wenn ich es zu verbergen versuche. Lola kann mich schon immer lesen, wie ein offenes Buch. „Aber ich weiß nicht ob sie mich auch mag. Sie wirkt manchmal so distanziert", murmele ich leise und lasse mich tiefer in die Couch sinken. Abrupt rutscht Lola von der Lehne und legt mir einen Arm um die Schulter.
„Wir haben alle unsere Geschichten, Jim, die uns formten. Sie hat auch eine Geschichte, die sie geformt hat. Lern sie noch besser kennen. Vielleicht findest du einen Grund für ihre Distanziertheit." Schweigend lasse ich mir ihre Worte in den Kopf. Schnell stelle ich fest, wie recht Lola hat. Wir alle haben eine Geschichte, eine Vergangenheit, die uns zu dem Menschen gemacht hat, der wir heute sind. Ich kann nicht über Cassandra urteilen, solange ich sie nicht besser kenne.
„Buffy, du kleiner Schlingel!" Laut fluchend fuchtelt Lola wild mit dem Armen, bevor sie versucht von dem Kuchen auf dem Tisch loszubekommen. Lachend beobachte ich die beiden. Buffy stellt seit der Ankunft ein großes Chaos an, zum Übel von Lola. „Komm schon, Buffy. Hör auf Lola zu ärgern!" Trotz meines Spaßes, den ich beim Zuschauen habe, lenke ich Buffy vom Kuchen ab, sodass ihn Lola wegräumen kann. Kurz wirft sie Buffy einen bösen Blick zu. Dann bringt sie die Teller in die Küche.
„Das meint sie nicht so", tröste ich meine Hündin, die Lola mit großen Augen hinterherguckt. Ich weiß gar nicht, wann sie eine solche Sucht nach Kuchen entwickelt hat. „Sie ist ganz schön frech." Augenblicklich schnellt mein Puls in die Höhe. Nochmals tätschle ich Buffys Kopf, bevor ich mich räuspernd aufrichte. Cassandras Augen beobachten jeder meiner Bewegungen, während sie unruhig mit den Beinen wippt. „Ja, aber sie ist super lieb."
Vor Buffy geht Cassandra in die Knie. Wie bei ihrer letzten Begegnung, genießt Buffy das Streicheln und neigt genießerisch den Kopf in Cassandras Richtung. Nicht nur sie merkt, welche angenehme Ausstrahlung Cassandra hat. Eine Ausstrahlung von Wärme und Geborgenheit. Auf jeden Fall, Wohltuend.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich auf dem Weg mache!" „Ich fahre dich!", erwidere ich hastig. Es kommt nicht infrage, dass sie nachts allein durch die Straßen zieht. Egal, wie klein Brighton sein mag. Und ich weiß, dass sie auch nicht allein in die Dunkelheit will. „Danke, Jim", flüstert sie. Kurz sehe ich, wie ihre Hand sich die meiner nähert. Schweratmend beobachte ich die kleine, aber intensive Bewegung. Doch bevor sie meine Hand treffen kann, zieht sie sie abrupt zurück. Und ich beginne mich zu fragen, welche Geschichte sie trägt, dass sie sich so vor einer noch so leichten Berührung zu fürchten scheint.
