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Fest drückt Katy Jim zum Abschied

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Fest drückt Katy Jim zum Abschied. Ihnen zuzusehen setzt mir einen Stich zu, der so unerwartet kommt und schmerzhaft ist. Nicht weil ich Eifersüchtig auf das wäre, was beide einmal hatten. Auch ohne Jim zu fragen, weiß ich, dass das lange her und in der Vergangenheit liegt. Vielmehr spüre ich die Sehnsucht in mir, eine, wenn auch noch so winzige Berührung zuzulassen. Ich dachte immer, ich komme ohne zurecht. Selbst als ich Jim kennen und mögen tat, gab es etwas zwischen uns was viel intensiver als eine Berührung ist. Ich habe mich gefragt, ob ich auch ohne Berührung zurechtkäme.

Aber an diesem Abend wird mir bewusst, dass ich es nicht tue. Ich vermisse es. Sehr sogar. Und Katy in den Armen von Jim zu sehen, macht mir genau bewusst, was ich viele Jahre verpasst habe. Wie viele Momente ich verlor.

Eigentlich wollte ich noch etwas warten. Jim nicht überrumpeln und aus der kalten überraschen, bis seine Eltern auftauchten. Noch nie habe ich Jim in solch schlechter Verfassung gesehen, wie nach dem Gespräch. Sein Gesicht war blass, die Hände zittrig. Seine Schulter bebten und ich sah, wie er sich die Tränen vom Gesicht wischte.

Ihn so zu sehen schmerzte noch mehr, als die Umarmung zwischen Katy und ihm. Ohne überhaupt nachzudenken, meine Ängste und Erinnerungen zuzulassen, schloss ich ihn in meine Arme. Und noch nie hat sich etwas so gut und richtig angefühlt, wie diese eine Umarmung.
Buffys Schnarchen reißt mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität. Jimmy ist noch

immer nicht aus dem Bad zurück, obwohl er dort seit über fünf Minuten ist.
Ich habe ihm gesagt, dass er sich nicht den Kopf zerbrechen muss, über die Dinge, die ich mit angehört habe. Natürlich habe ich Fragen: Welche Krankheit er hatte oder hat, was in Stetpond geschehen ist und ob seine Krankheit der Grund für seine Änderung des Charakters ist. Das Einzige was mir klar geworden ist, ist das seine Krankheit der Grund für die Abreise aus Brighton ist.

Doch egal, wie viele Fragen ist habe, werde ich ihm keine stellen. Es ist seine Entscheidung, wann und ob er sich öffnet.
Dennoch glaube ich, dass er sich den Kopf zerbricht. Und ich kann ihn nachvollziehen. Das würde jeder in seiner Situation.
„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat."
Mit einem frischen Shirt betritt er das Zimmer. In seiner Hand hält er eine Flasche Wasser und ein weiteres Shirt mit einer Jogginghose. Seine Haare sind leicht nass, aber nicht so nass, als dass er duschen gewesen wäre.
„Das ist für dich."

Dankend nehme ich ihm das Shirt ab. Nach langen diskutieren hat er sich geweigert mich nachhause zu fahren, weder noch mich allein gehen zu lassen.
„Und du bist dir sicher, dass du auf der Couch schlafen willst?"
Kurz tut er als würde er grüben, bevor er mit der Hand abwinkt. Erleichtert atme ich auf. Nur wegen mir muss sich Jim nicht die unbequemste Nacht seines Lebens machen.
„Kommst du zurecht?"

Müde nicke ich. Es ist bereits ein paar Stunden nach Mitternacht und die Aufregung wird allmählich durch Erschöpfung und Müdigkeit ersetzt.
„Bis Morgen, Jim."
Leise schließt er die Tür hinter sich. Noch kurz höre ich die Schritte nachhallen, bevor Stille den Raum erfüllt. Grinsend lasse ich mich gegen die Wand sinken. Noch immer spüre ich das warme Kribbeln in meinem Bauch, als ich Jim berührt hatte. Ich habe mir oft vorgestellt, wie sich anfühlen würde wieder jemanden zu berühren. Unteranderem auch Jim, denn ich mag ihn. Vielleicht sogar mehr als ich mir eingestehen will. Dass es sich so gut anfühlt, habe ich nicht erwartet.

Seufzend greife ich nach den Sachen, wechsle sie mit meinem Kleid und krieche unter die warme Bettdecke. Sofort steigt mir Jims Geruch in die Nase. Noch immer kommt mir dieser Moment wie ein Traum vor. Fast habe ich Angst wieder aus diesen aufzuwachen, denn er ist so schön. Doch meine Augen beginnen mir zuzufallen. Ein lautes Gähnen entfährt mir.
Kurz greife ich nach meinem Handy, tippe Kelly eine Nachricht, damit sie sich keine Sorgen macht, wo ich bleibe, bevor ich in das Bett sinke.

„Cassandra? Cassandra!"
Erschrocken fahre ich aus dem Schlaf hoch. Mein Herz rast, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Meine Finger sind zittrig und über meine Stirn zieht sich ein Schweißfilm. Immer wieder flimmert der Gedanke an meinen Vater auf, an seine Grimasse und seine Statur, wenn er wieder zu viel getrunken hat. Dann höre ich seine Stimme, die sich wie Jimmys Vater gegen mich erhebt.
„Cassandra!"

Mit einem Mal spüre ich Finger die meinen Arm berühren wollen. Erschrocken weiche ich zurück. Mein Kopf fängt schmerzhaft an zu beben.
Mit einem Mal greift jemand behutsam nach meinen Arm, während eine andere Hand mein Kinn umfasst.
„Ich bin es, Jimmy", flüstert er leise. Erst nach und nach kann ich seine Gesichtszüge genauer erkennen. Seine grauen Augen mustern mich. Sie sind gefüllt voller Sorgen. Nach und nach wird mir bewusst, warum.
Erleichtert lehne ich mich an ihn, bevor sie seine Arme um mich legen.
„Alles gut. Es war nur ein Traum", wispert er leise und fährt mir mit der Hand beruhigend über das Haar. „Nur ein Traum. Nichts davon ist real."

Eine Weile verharren wir noch in der Position, eng umschlungen. Langsam beruhigt sich mein Herzschlag und das Stechen in meinem Kopf lässt allmählich nach. Auch, wenn ich ihn noch länger umarmen will, länger die Sicherheit genießen will, die ich bei ihm verspüre, lasse ich ihn los. Schweigend lehne ich mich gegen die Bettlehne und spiele an meinem Ring herum.
„Willst du darüber reden?"
Es kostet mich eine Menge Überwindung zu ihm aufzuschauen. Es tut mir leid, dass er das hat miterleben müssen. Aber der gestrige Abend ist scheinbar doch nicht Spurenlos an mir vorbeigegangen.

„Nein." Mehr bringe ich nicht über meine Lippen, doch Jim bewegt sich nicht, lässt auch seinen Blick nicht von mir ab.
„Wie schaffst du das, Cassandra?", fragt er auf einmal. Stirnrunzelnd betrachte ich ihn. Ich habe keine Ahnung worauf er hinauswill.
„Vorzutäuschen, dass du okay seist?"
Hastig schüttle ich den Kopf. Das ist nicht sein Ernst.
„Ich täusche überhaupt nichts vor, Jim!" Meine Stimme soll gefasst klingen, sicher, doch sie tut das Gegenteil.
„Doch, Cassandra, genau das tust du, jeden einzelnen Tag und es bricht mir das Herz, dir dabei zuzusehen!"

Abrupt spüre ich, wie mein Kinn beginnt zu beben und sich ein unangenehmes Ziehen breitet sich in meiner Brust aus. Unfähig etwas zu sagen, starre ich Jim an. Seine Worte haben jeden noch klaren Gedanken aus meinem Kopf vertrieben. Nur seine Worte sind geblieben, mit dem Wissen, wie wahr sie sind.
„Du musst mit jemanden reden. Nicht mit mir, wenn du es nicht kannst. Aber hör auf dir etwas vorzumachen."

Behutsam streicht seine Hand die meine. Dann richtet er sich auf und möchte gehen.
„Jim", rufe ich ihn zurück, als sich meine Stimme gefasst hat. „Bitte bleib hier."
Im Türrahmen verbleibt er. Seine Schultern senken und heben sich schwer. Ich spüre sein Gedankenkarussell, seine Fragen, die ihn quälen. Ich erwarte nicht, dass er sich umdreht und mit mir redet. Er hat das wichtigste bereits gesagt. Die Wahrheit.
Doch er dreht sich um. Hinter sich schließt er die Tür und kehrt zu mir zurück. Neben mich lässt sich Jim auf das Bett nieder.
„Ich werde nicht gehen."

Fest umfasst er meine Hand. Erleichtert lehne ich mich an ihn. Jim ist der Erste, der mir zuhört und mich versteht. Was auch immer zwischen uns sein mag, ich will nicht zulassen, dass es kaputt geht.
„Ich werde mit jemanden reden, Jim. Aber es gab noch keinen passenden Moment und ich-"
„Du schuldest mir keine Erklärungen, aber triff eine Entscheidung, an der du nicht kaputt gehst", unterbricht er mir und drückt meine Hand fester.
Erschöpft lehne ich mit ihm an die Wand. Fest halten mich seine Arme umschlossen wie eine Schutzwall. 

𝓐𝓵𝓼 𝓲𝓬𝓱 𝓭𝓲𝓬𝓱 𝓽𝓻𝓪𝓯Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt