„Bist du sicher, dass du nicht mehr hungrig bist?", fragt mich Lous Granny erneut. Bereits zum dritten Mal stellte sie mir bereits die Frage. Dabei ist es unmöglich noch hungrig zu sein. Lous Granny hat uns so viel Essen aufgetischt, dass wir es unmöglich zu dritt schaffen konnten.
„Ich bin mir sicher! Aber ich bedanke mich nochmals bei Ihnen."
Leise lacht Lou in ihre Hand hinein, sodass ihre Granny nichts hören kann. Diese zieht sich langsam in ihre Küche zurück, um den Nachtisch zuzubereiten, trotz das Lou ihr davon abgeraten hat. Aber ihre Granny ist eine sture Frau. Eine sture Frau, mit sehr viel Herz.
Lou ist fast genauso wie sie.„Lou, ich platze gleich", klage ich und versuche mein Lachen unter Kontrolle zu halten. Ich möchte ihre Granny nicht verärgern. Zumal ich zum ersten Mal hier bin und einen guten Eindruck hinterlassen möchte. Es ist nicht selbstverständlich, dass mich Lou zu sich nachhause einlädt.
„Désolé", erwidert sie lachend und zuckt mit den Achseln. „Aber glaub mir, ihr Nachtisch ist ein Traum!"Kurze Zeit später kehrt Lous Granny mit einem Tablett mit drei Gläser zurück. Wenn ich mich nicht irre handelt es sich zum Quark, mit Apfel und Zimt. Es sieht bereits himmlisch aus und ich ahne, dass es auch so schmecken wird.
„Seit wann bist du mit meiner Enkelin befreundet?", fragt ihre Granny neugierig, während sie sich auf den knarzenden Stuhl setzt. Neugierig mustern mich ihre großen und hellen Augen, die Lous sehr ähnlich sind.
„Seit ein paar Wochen", antworte ich etwas zögerlich, da ich mir unsicher bin, ab wann ich Lou als Freundin bezeichnen kann.
„Und du bringst sie jetzt erst zu uns nachhause!", mahnt Granny Lou mit einem straffenden Blick, bevor sie wieder lächelt. „Du kannst jederzeit mit zu uns Mittag essen kommen, wenn du möchtest, Kind!"Dankend nicke ich ihr zu und beginne den Nachtisch zu essen, obwohl es mir vorkommt, als würde ich gleich platzen. Das Training heute Abend wird mit diesem vollen Magen nicht leicht werden.
„Es schmeckt himmlisch, wie immer Granny", murmelt Lou mit vollem Mund und ich kann ihr nur mit dem Kopfnickend zustimmen. Es schmeckt einfach unglaublich gut.Nach den unendlich vielen Mahlzeiten entlässt uns Lous Granny vom Tisch. Während Lou noch ihrer Granny beim Abräumen hilf, verweile ich im Wohnzimmer und schaue mir ihre gemeinsamen Bilder an. Manche stammen noch aus der Zeit, als sie in Frankreich gelebt haben, inmitten einer kleinen Provinz. Lou erzählte mir, dass ihre Granny vor langer Zeit nach Amerika gezogen ist, um ihren Traum als Sängerin nachzugehen. Lou sei vor kurzem ebenfalls hierhergezogen, um bei ihrer Granny zu wohnen und das Studium zu beginnen.
Auf fast allen Bildern sehen die beiden unglaublich glücklich aus. Vor allem Lou und ihre Eltern. Es ist schmerzlich, so eine glückliche Familie zu sehen, doch missgönne ich es ihr keineswegs und bin mir bewusst, dass jede Familie ihre eigenen Probleme hat.
„Granny hat sich in ihrem Zimmer hingelegt. Sie ist nicht mehr die jüngste", erwidert Lou und blickt neben mir auf die Bilder. „Im Gegensatz zu damals."
„Ist es nicht schwer gewesen, die eigene Familie zurückzulassen?", frage ich neugierig. Mir fiel es nicht schwer zu gehen, jedoch habe ich meinen Vater auch nicht mehr lieb. Er hat sie keineswegs verdient.
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𝓐𝓵𝓼 𝓲𝓬𝓱 𝓭𝓲𝓬𝓱 𝓽𝓻𝓪𝓯
RomanceCassandra flüchtet vor den Monstern ihrer Vergangenheit. Auf ihrer Suche nach einem neuen Zuhause landet sie in dem verschlafenem Ort Brighton. Durch ein Missgeschick trifft sie auf Jim Parker, der sich ungewollt in ihrem Herzen breit macht. Doch au...