Kapitel 42

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Jeongin POV: „Jeongin, nein!" Meine Mutter zog mich am Handgelenk zurück ins Haus, doch ich versuchte weiterhin standhaft mich aus ihrem Griff zu winden.

„Eomma, bitte! Ich muss wissen wie es ihnen geht!" flehte ich weiter und drehte mein Handgelenk geschickt aus der Hand der älteren Werwölfin. Doch sie schüttelte weiterhin bestimmt den Kopf.

„Nein, nein und nein, ich kann nicht verantworten das du dich in die Nähe des Schlosses begibst!" Meine Mutter stellte sich bestimmt zwischen mich und die Tür. „Wenn man dich dort sieht wird er dich töten, Jeongin!" Die Angst in ihrer Stimme ließ diese dünn und zittrig klingen.

„Ich hab die letzten Tage in konsequenter Lebensgefahr gelebt, da krieg ich sowas schon hin." versuchte ich weiterhin sie irgendwie zu besänftigen, doch das Argument zog wohl nicht so ganz.

„Noch ein Grund mehr das sein zu lassen, Jeongin!" erwiderte sie bestimmt und schob mich zurück in Richtung Treppe. Seufzend hörte ich auch mich dagegen zu sträuben und kletterte die hölzernen Stufen hinauf.

„Ja, da hast du Recht, Eomma." murmelte ich dabei leise, was von ihr mit einem zufriedenen Nicken kommentiert wurde.

„Gut, dann geh jetzt schlafen, es ist sowieso schon viel zu spät und du siehst nicht so aus, als hättet Du in letzter Zeit so viel Schlaf bekommen." Na gut, da hatte sie Recht. Die letzten Nächte waren jetzt nicht die ruhigsten meines Lebens gewesen.

Meine Mutter folgte mir mit etwas Abstand ins obere Stockwerk und drückte die Tür zu ihrem und Vaters Schlafzimmer auf. Dahinter hörte ich schon seinen regelmäßigen Atem. Ich hatte ihn heute Abend schon wiedergesehen, doch er war früher ins Bett gegangen als wir.

„Gute Nacht, Eomma." flüsterte ich, was sie mit einem liebevollen Nicken kommentierte und dann hinter der Tür verschwand und sie zuzog.

Ich wartete, bis ich sie nicht mehr hören konnte, dann lief ich eilig in mein eigenes Zimmer und schwang mich aufs Fensterbrett. Vor ein paar Tagen hätte ich mir nicht einmal träumen lassen mich meinen Eltern zu widersetzen, doch die Zeit mit meinem Rudel da draußen hatte mich um so einiges verändert. Ich musste sehen ob es ihnen gut ging.

Kurz warf ich noch einen Blick in mein kleines Zimmer. Das schmale Einzelbett, die Kerzen auf dem Nachttisch, die Regale an der gegenüberliegenden Wand und ein paar Kinderzeichnungen an der Dachschräge. Mein Zimmer. Ich hatte das Gefühl dieses Leben hier drinnen lag schon so lange zurück.

So viel war ich in den letzten Tagen durch die ganzen Erlebnisse gewachsen und vor allem durch meine Freunde.

Als meine Gedanken wieder zu ihnen glitten schwang ich kurzerhand die Beine aus dem Fenster und ließ mich vorsichtig auf die Dachziegel direkt unter meinem Fenster gleiten. Sobald ich sie unter meinen Füßen spürte, kletterte ich eilig zum Dachfirst hinauf und warf einen prüfenden Blick auf die umliegenden Dächer. Niemand. Zum Glück.

Ich wandte mich in Richtung Schloss und begann damit vorsichtig über die rötlichen Ziegel zu klettern. Hier oben konnte man mich nicht gut sehen, das war mir klar und genau deshalb wählte ich diesen Weg.

Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um die anderen. Wie ging es ihnen? Hatte der Lord ihnen etwas angetan? Hatte er sie vielleicht...Nein, das konnte nicht sein, das glaubte ich nicht. In einem eingespielten Rudel spürte man wenn eines der Mitglieder verstarb, zwar kannte ich die anderen noch nicht lange, aber trotzdem hatten wir schon so viel zusammen durchgestanden, dass ich es wahrscheinlich trotzdem spüren würde.

Als ich mich über eine schmale Gasse schwang bemerkte ich plötzlich zwei junge Werwölfe, beide in Menschengestalt, die die nebeneinander Straße entlangliefen. Sofort drückte ich mich gegen das steile Dach hinter mir um nicht gesehen zu werden und schlich möglichst leise zu der nächsten Ecke, an der ich mich verdünnisieren konnte. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich musste meinen Atem anhalten, da er viel zu laut sein würde.

A tale of wolves | When we run (Stray Kids FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt